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Waldvogelstraße 18-24

Fakten

Waldvogelstraße 18-24

Waldvogelstraße 18-24, 1130 Wien

Baujahr: 1950-1951

Wohnungen: 203

Architekt: Otto Schönthal, Franz Mörth

Weitere Adressen

Egon-Schiele-Gasse 2-8, 1130 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnanlage liegt an der Waldvogelstraße, die vor ihrer Benennung 1919 "Neue Straße V." genannt wurde, und schließt an die Gemeindesiedlung Lockerwiese an. Die Anlage gehört zu einem der ersten Gemeindebauten, die nach dem Zweiten Weltkrieg im 13. Bezirk errichtet wurden. Wie der alte Straßenname deutlich macht, war dieser Bereich bis zum Bau der Siedlung Lockerwiese Ende der 1920er-Jahre städtebaulich noch nicht erschlossen und durch Felder und Wiesen ländlich geprägt.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus vier Häuserzeilen, die parallel zueinander auf einem von Straßen begrenzten Grundstück angeordnet sind. Das Bebauungskonzept der Anlage besticht vor allem durch das ausgewogene Verhältnis von Bauvolumen und begrünten Zwischenräumen. Die Freiflächen zwischen den dreigeschoßigen, mit ihren Hauptfassaden nach Südosten bzw. Nordwesten orientierten Wohntrakten sind als Grünanlagen mit Wegen, Spiel- und Sitzplätzen gestaltet. Zu erkennen sind noch die Betonstützen der Pergolen, die den Garten zur Straße abschlossen.

Die regelmäßige Fassadenordnung der Baublöcke wird im Nordwesten durch die Achsen der Hauseingänge und Stiegenhausfenster unterbrochen, wobei das letzte Fenster in Form einer heruntergesetzten Dachgaupe ausgebildet ist. Durch ihre abgewalmte Blecheindeckung erhält die Architektur eine ländliche Note, die sich an der umliegenden Bebauung orientiert.

An der südöstlichen Seite sorgen französische Fenster für Abwechslung. Die südwestlichen Stirnseiten werden durch einfache Gitterbalkone belebt. Die schlichte architektonische Gestaltung ist charakteristisch für den Wohnhausbau der Nachkriegszeit, die sich einzig an den Bedürfnissen des Wohnens orientiert.

Der Name

Seit 1919 ist die Waldvogelstraße nach Anton Waldvogel (1846 - 1917) benannt. Anton Waldvogel war Ingenieur der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) und schrieb Beiträge zu technischen Themen. Als Verkehrsplaner verfasste er u. a. Entwürfe für die Wiener Stadtbahn.

Architekten

Otto Schönthal - Otto Schönthal (1878-1961) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Bereits während seines Studiums entwarf er den Mozartbrunnen (gemeinsam mit Carl Wolleck) am Mozartplatz in Wien 4. Eines seiner prominentesten Bauwerke ist die Trabrennanlage Krieau im Wiener Prater. Von 1908 bis zu seiner Emigration nach Jugoslawien 1938 arbeitete Schönthal mit seinem Studienkollegen Emil Hoppe in einer Bürogemeinschaft. Nach Kriegsende kehrte Schönthal nach Wien zurück und beteiligte sich am Wiederaufbau. Von Otto Schönthal stammen u. a. die Wohnhausanlagen "Westermannhäuser" in der Dorotheergasse (zusammen mit Emil Hoppe und Marcel Kammerer) und "Sandleiten" im 16. Bezirk sowie der "Zürcherhof" in der Laxenburger Straße und den "Strindberg-Hof" in der Rinnböckstraße, die er beide gemeinsam mit Emil Hoppe kreierte.

Franz Mörth - Franz Mörth (1902-1962) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien (Diplom 1926). Nach dem Studium war er zunächst im Büro von Robert Oerley beschäftigt, machte sich aber 1928 als freischaffender Architekt in Wien selbstständig. Eines seiner frühen Werke ist die Villa für Franz Hoffmann in Wien 13 (Mühlbachergasse 14, 1929/30). Während des Krieges war er vor allem im NS-Industriebau tätig, so bei den Saurer-Werken und den Steyr-Werken. Nach dem Zweiten Welkrieg entwarf er Werksiedlungen für die VOEST in Linz, Kapfenberg und Donawitz. In Wien entstand das Gemeindewohnhaus Hohenbergstraße 24-32 in Wien 12 nach seinen Plänen. Sein bedeutendster Aufrag war die Beteiligung am Bau der Arbeiterkammer Wien (gemeinsam mit Kurt Vana und Alexis Franken, Wien 4, 1957/60).