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Hetzendorfer Straße 165-187

Fakten

Hetzendorfer Straße 165-187

Hetzendorfer Straße 165-187, 1130 Wien

Baujahr: 1950-1952

Wohnungen: 209

Architekt: Stephan A. Kraft, Julius Bergmann, Rudolf Münch

Weitere Adressen

Feldkellergasse 21-37, 1130 Wien

Atzgersdorfer Straße 4, 1130 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Wie viele Wohnhausanlagen im 13. Bezirk entstand auch diese Anlage im Rahmen des Wiederaufbauprogramms nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge des Ausbaus zusätzlicher Wohngebiete. Diese Gegend wurde 1914 mit dem Bau des Straßenbahn-Betriebsbahnhofs und der zugehörigen Wohnhäuser für Straßenbahner städtebaulich erschlossen. Davor war das Gebiet noch ein richtiger Vorort mit locker angeordneten, niedrigen Häusern und Gastwirtschaften. Bis zum Bau der an der Grenze zum 12. Bezirk gelegenen Wohnhausanlage befanden sich auf dem Grundstück Schrebergärten. Der Wohnkomplex wurde von einem Architektenteam in zwei Bauabschnitten errichtet.

Die Architektur

Sowohl die schlichte Architektur als auch die differenzierte Bebauung sind charakteristisch für den Wohnbau der 1950er-Jahre. Die Anlage besteht aus 26 zwei- und dreigeschoßigen Wohnhäusern, die auf einem von der Hetzendorfer Straße zur Feldkellergasse ansteigenden Grundstück in größtenteils offener Bauweise errichtet wurden. Die Freiräume dazwischen mit Verbindungswegen und Treppenanlagen sind als Grünanlage gestaltet.

Zur Hetzendorfer Straße öffnet sich die Anlage mit sechs senkrecht zur Straße liegenden Häuserzeilen, die aus je zwei leicht zueinander versetzten Wohnblöcken bestehen. Auf der einen Seite werden die Häuserzeilen durch einen Wohnblock begrenzt, der straßenseitig mit seinem als Ladenzone konzipierten Erdgeschoß und einem großen Wandbild Akzente setzt. Auf der anderen Seite schließen vier gekoppelt angeordnete Häuser parallel zur Hetzendorfer Straße sowie zwei Häuser an der Atzgersdorfer Straße mit vier bis fünf Meter breiten Vorgärten die Anlage ab. Die Bebauung ist hier an der Straßenecke von der Baulinie weit zurückgenommen, um eine Überleitung zur Wohnanlage jenseits der Atzgersdorfer Straße zu bilden. Parallel zur Feldkellergasse befinden sich entlang der Grundstücksgrenze drei frei stehende, gestaffelte Wohnblöcke.

Rau verputzte Haussockel, flächige Putzfassaden, eine regelmäßige Fassadenordnung sowie Giebelfronten und Satteldächer kennzeichnen die Häuser. Ein besonderes Merkmal der zweigeschoßigen Wohnbauten sind die Stiegenhausachsen, die durch über die Traufenhöhe ragende Erker betont werden. Die einfach gerahmten Hauseingänge sowie die durch breite Putzfaschen gerahmten, dreiteiligen Wohnzimmerfenster stellen eine weitere Besonderheit dar.

... und die Kunst

An der Hauswand des Wohnblocks Ecke Hetzendorfer Straße/Atzgersdorfer Straße befinden sich acht Kunststeinreliefs, die durch ihre Anordnung und das Thema zu einem Bild zusammengefügt sind. Dargestellt sind "Bauarbeiter". Leopold Hohl und Richard Ruepp schufen in den Jahren 1951/52 je vier Reliefs. Ein über drei Geschoße reichendes Sgraffitowandbild aus dem Jahr 1951 schmückt die Hauswand an der Hetzendorfer Straße. Es stammt von Walter Harnisch und stellt die "Barockzeit und Gegenwart in Hetzendorf" dar.

Der Name

Die Wohnhausanlage liegt an der Hetzendorfer Straße, die seit 1894 an die gleichnamige Ortschaft erinnert. Hetzendorf wird bereits 1156 urkundlich erwähnt und ist heute ein Ortsteil des 12. Wiener Gemeindebezirks. Vor der Umbenennung 1894 hieß der Straßenzug Hauptstraße, Altmannsdorfer bzw. Hetzendorfer Weg.

Architekten

Stephan A. Kraft - Stephan A. Kraft (1895-1976) studierte von 1932 bis 1934 und 1945/46 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Unter anderem plante er zusammen mit Richard Praun für die Gemeinde Wien das Wohnhaus Schönbrunner Straße 242 in Wien 12 (1960-1962). Die Anlage Hetzendorfer Straße 165-187 in Wien 13 (1950-1952) wurde in einer Arbeitsgemeinschaft mit Julius Bergmann und Rudolf Münch realisiert.

Julius Bergmann - Julius Bergmann (1896-1969) studierte von 1918 bis 1923 unter anderem bei Siegfried Theiß und Franz Krauß an der Technischen Hochschule Wien. Zusammen mit Rudolf Boeck und Adolf Hoch plante er das 1950/51 errichtete Josef-Afritsch-Heim (Internationale Kulturwerkstätte Hörndlwald, Josef-Lister-Gasse 7, Wien 13). Für die Gemeinde Wien entwarf Bergmann unter anderem die Wohnhausanlagen Staudgasse 48-50 in Wien 18 (1949-1950) und Hofferplatz 3 in Wien 16 (1955-1957).

Rudolf Münch - Rudolf Münch (1922-1994) studierte an der Wiener Akademie für angewandte Kunst, wo er die Meisterklasse von Franz Schuster besuchte. Er war vorübergehend im Atelier von Alvar Aalto in Berlin beschäftigt, bevor sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien als Architekt selbständig machte. Vor allem Wohnhausanlagen in Wien und Salzburg entstanden nach seinen Plänen bzw. in Arbeitsgemeinschaften. Sein letztes Projekt war das in einer großen Arbeitsgemeinschaft entwickelte Sozialmedizinische Zentrum Wien-Ost (Langobardenstraße 122, Wien 22, 1975-1981).