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Wilhelmstraße 40-44

Fakten

Wilhelmstraße 40-44

Wilhelmstraße 40-44, 1120 Wien

Baujahr: 1980-1983

Wohnungen: 69

Architekt: Johannes (Hans) Hohenegger, Haimo Hofer

Weitere Adressen

Zeleborgasse 1-3, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Ein Teil des Hofbereichs gehörte von 1807 bis 1859 zum alten Meidlinger Friedhof im Bereich Sechtergasse - Pachmüllergasse - Zeleborgasse. Als dieser auf die andere Seite des Bahnhofs Meidling verlegt wurde, hat man auf dem ehemaligen Friedhofsareal im Süden auf die Zeleborgasse und die Wilhelmstraße zu gebaut. 1930 gab es im Bereich Nr. 40 - 44 drei längliche Trakte, die sich von der Wilhelmstraße nach Norden erstreckten, mit einem nachgeschlossenen Grünbereich. Offenbar lagen hier Werkstätten mit Wohnbereichen, die aber schwere Kriegsschäden davontrugen. 1962 kam es zur behördlichen Abtragung eines ebenerdigen, baufälligen Gebäudes, das zu dem Zeitpunkt noch immer zwei Wohnungen und zwei Betriebsstätten enthielt. Die Liegenschaft fiel in der Folge an die Gemeinde Wien, die aber erst 1980 eine große Eckverbauung errichten ließ.

Die Architektur

Das siebengeschoßige Gebäude ist eine lange Eckverbauung mit Hofbildung und 5 Stiegen. An der Wilhelmstraße liegen zwei Stiegenhaustrakte, um die Ecke drei Trakte in der Zeleborgasse. Diese drei Trakte folgen dem leicht kurvigen Gassenverlauf, indem die Fassade konvex gebogen wurde. Daraus ergeben sich burgartige Assoziationen, da die Zone des Dachgeschoßes und der beiden obersten Stockwerke über der gerundeten Mauer mit diagonal verlegten Platten verkleidet ist, wodurch sie einen schuppig wehrhaften Charakter bekommt. Die Fassade an der Wilhelmstraße wird durch breite, hohe und seichte Quader, die durch Pfeiler im Erdgeschoß wie auf Stelzen stehen, und etwas schmälere und niedrigere Stiegenhausrisalite, die zum Boden reichen, gegliedert. Zu beiden Seiten der Stiegenhäuser sind hohe, schmale Rücksprünge, die mit ihrer Durchfensterung die Funktion haben, die Stiegen mit Naturlicht zu erhellen. An der Zeleborgasse wurden diese Stiegenhausvor- und Rücksprünge in die konvexe Betonschale aufgenommen. Gemeinsam mit den Pfeilern fungieren sie als Gebäudestützen, die mit dem zurückgesetzten Erdgeschoß eine Art seichte Arkade bilden. Dieses Detail findet sich in ähnlicher Form bei den Hofdurchgängen wieder. An der Wilhelmstraße sind den hochbreiten Seitenrisaliten noch Erkertürme vorgelegt, die wie vertikal gereihte seichte Balkonkästen wirken, deren Zwischenräume man mit Fenstern geschlossen hat. Die hofseitigen Fassaden hinterlassen gegenüber der etwas sperrigen Straßenseite einen geradezu leicht luftigen Eindruck. Dieser entsteht vor allem durch die sanfte konkave Biegung des Trakts an der Zeleborgasse und die vereinfachte schematische Anordnung der vielen Loggien, die teils mit Platten verkleidet, teils transparent verglast sind. Verstärkt wird die Leichtigkeit durch die variabel dimensionierten französischen Fenster der Hofansicht.

Der Name

Die Wilhelmstraße wurde nach dem Propst von Klosterneuburg, Wilhelm Sedlacek (1793 - 1853), benannt, der Wilhelmsdorf als eigene Gemeinde anerkannte.

Architekten

Johannes (Hans) Hohenegger - Hans Hohenegger studierte bis 1951 bei Franz Schuster an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Seit 1957 betreibt er in Wien sein eigenes Büro mit Schwerpunkt Krankenhaus- und Verwaltungsbau. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen das Hanuschkrankenhaus in Wien 14, das St. Anna Kinderspital in Wien 9, das Rudolfinerhaus in Wien 19 und das Gebäude der Flugverkehrskontrolle Wien 3.

Haimo Hofer - Haimo Hofer (geb. 1939 in Spittal/Drau) besuchte zunächst die Gewerbeschule in Villach, bevor er Architektur an der Technischen Hochschule Wien studierte. Seit 1976 ist er als selbständiger Architekt tätig, wobei vor allem Wohn- und Gewerbebauten, Holzbauten, Bebauungsstudien, städtebauliche Gestaltungen und Revitalisierungen zu seinen Aufgabenbereichen zählen. Unter anderem plante Haimo Hofer für die Gemeinde Wien zusammen mit Johannes Hohenegger das Wohnhaus Wilhelmstraße 40-44 in Wien 12 (1980-1983).