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Liebenstraße 36-40

Fakten

Liebenstraße 36-40

Liebenstraße 36-40, 1120 Wien

Baujahr: 1963-1965

Wohnungen: 89

Architekt: Friedrich Weinkopf, Ernst Lederer-Ponzer, Konrad Gollob

Weitere Adressen

Wittmayergasse 12-14, 1120 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Altmannsdorf wird schon 1136 erstmals urkundlich im Saalbuch des Stifts Klosterneuburg erwähnt. Das Dreieckangerdorf, dessen Struktur noch heute im Khleslplatz erhalten ist, entstand vermutlich aber schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert übernahm der Orden der Beschuhten Augustiner die Grundherrschaft. Altmannsdorf wurde nicht industrialisiert und Mitte des 19. Jahrhunderts war um den Khleslplatz nur die Hetzendorfer Straße bis zur Kreuzung mit der Breitenfurter Straße, und diese im Bereich zwischen Hoffingergasse und Stachegasse, mit ein- bis zweigeschoßigen Vorstadthäusern verbaut. Die städtische Entwicklung setzte erst um die Jahrhundertwende nach der Eingemeindung in den XII. Bezirk ein. Das unverbaute Gebiet wurde parzelliert und mit vier- bis fünfgeschoßigen Zinshäusern verbaut. Altmannsdorf erhielt durch die Anlegung der Oswaldgasse Anschluss an Meidling. Die Liebenstraße quert die Oswaldgasse.
Die Gemeinde Wien hätte 1962 als größter Grundbesitzer in der Gegend gerne das ganze Areal nördlich der Liebenstraße zwischen Oswaldgasse und Wittmayergasse mit Wohnzeilen verbaut. Man ließ einen Plan für fünf Blöcke erstellen, letztlich wurden aber nur drei Blöcke errichtet, weil das Eckgrundstück nicht zugekauft werden konnte.

Die Architektur

Die Anlage besteht aus drei fünfgeschoßigen Trakten in Zeilenbauweise. Anstelle der herkömmlichen Blockrandbebauung wurden die Bauten in Nord-Süd-Ausrichtung in den großräumigen Rasenbereich gesetzt. Die äußeren Blöcke sind leicht schräg gestellt, den Grundstücksgrenzen folgend. Die Fassaden der Schmalseiten an der Liebenstraße sind jeweils mit einer Fensterachse und einer Balkonachse gestaltet. Die Gassenfassade des ersten Blocks an der Wittmayergasse im Westen wird durch den Wechsel von Fensterachsen und Achsen mit Fenstertüren rhythmisch gegliedert. Hellbraune Farbfelder verbinden die Fenstertüren optisch zu Bahnen. Hofseitig ist die Fassade durch eine breite Ausnehmung in der Mitte bestimmt, in die geteilte Balkone eingehängt sind. Symmetrisch folgen zu beiden Seiten eine Stiegenhausachse mit überdachtem Eingang und breiten dreiflügeligen Fenstern, die von quadratischen Nassraumöffnungen flankiert werden. Über den Stiegenhausachsen durchbrechen flach gedeckte durchfensterte Häuschen über der Traufe das Dach. Die gegenüber liegende Ostfassade des Nachbarblocks ist völlig identisch aufgebaut, wie auch die Ostfassade des 3. Blocks. Deren Westseiten sind mit breiteren und schmäleren Fensterachsen sowie Nassraumöffnungen einfach gestaltet. Beim 3. Block führt westseitig außerdem eine Treppe zu einem Kellergeschoß, welches über dem Eingang und den Fenstern mit vier Leuchten bestückt ist.

Der Name

Die Liebenstraße wurde 1928 nach Robert von Lieben (1878-1913), einem österreichischen Physiker, benannt. Er erfand die Lieben-Röhre, die erste Elektronenröhre mit Verstärkerwirkung, die nicht nur den Aufbau des deutschen Ferntelefonnetzes ab 1912 ermöglichte, sondern auch die Basis für zahlreiche zukünftige Erfindungen, die der Verstärkung von elektronischen Signalen bedurften, darstellte.

Architekten

Friedrich Weinkopf - Friedrich Weinkopf (1917-1970) studierte 1935/36 und von 1937 bis 1946 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt. So plante Friedrich Weinkopf etwa zusammen mit Konrad Gollob und Ernst Lederer-Ponzer die Anlagen Liebenstraße 36-40 in Wien 12 (1963-1965) und Oswaldgasse 15-19 in Wien 12 (1970-1972). Das Wohnhaus Mildeplatz 7 in Wien 16 (1958/59) plante er eigenständig.

Ernst Lederer-Ponzer - Der in Brünn (Tschechien) geborene Ernst Lederer-Ponzer (1909-2003) war bereits als Architekt tätig, als er sich 1946 bei Erich Boltenstern und Emil Pirchan an der Akademie der bildenden Künste Wien als Student einschrieb. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer Wohnhausanlagen beteiligt. Eigenständig plante Ernst Lederer-Ponzer unter anderem die Wohnhäuser Ziegelofengasse 24-26 in Wien 5 (1980/81) und Clementinengasse 3 in Wien 15 (1979/80).

Konrad Gollob - Über die Ausbildung des Architekten Konrad Gollob (geb. 1928) sind keine Daten bekannt. Für die Gemeinde Wien plante er zusammen mit Friedrich Weinkopf und Ernst Lederer-Ponzer die Wohnhausanlagen Liebenstraße 36-40 in Wien 12 (1963-1965) und Oswaldgasse 15-19 in Wien 12. Die Graphische Bundeslehr- und Versuchsanstalt in Wien 14, Leyserstraße 6 (1963-1969), entwarf Konrad Gollob in einer Arbeitsgemeinschaft mit Ernst Schuster.