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Franz-Adelpoller-Hof

Fakten

Franz-Adelpoller-Hof

Gestettengasse 12-22, 1030 Wien

Baujahr: 1957-1959

Wohnungen: 256

Architekt: Eduard F. Sekler, Anton Valentin, Herbert Prehsler

Weitere Adressen

Schlachthausgasse 24a, 1030 Wien

Fiakerplatz 6-7, 1030 Wien

Leonhardgasse 1, 1030 Wien

Schlachthausgasse 24, 1030 Wien

Kleingasse 1, 1030 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Im Bereich des Fiakerplatzes erhob sich einst über einen noch heute erkennbaren Steilhang zur Donau eine frühmittelalterliche, aus Erde gestampfte Befestigungsanlage, die bereits 1192 bei der Gefangennahme von Richard Löwenherz als Ertpurch Erwähnung fand. In ihrem Umfeld bildete sich im damals noch dicht bewachsenen Auwald ein kleines Bauerndorf, das seinen bäuerlichen Charakter bis ins 20. Jahrhundert bewahren konnte. Erst nach 1945 wurden im Zuge der Assanierung die großteils noch ebenerdigen Häuser von Alt-Erdberg durch moderne, mehrgeschoßige Wohnhausanlagen ersetzt und der Fiakerplatz angelegt.

Die Architektur

Die 14 Stiegen umfassende Wohnhausanlage erstreckt sich in mehreren Blöcken zwischen Gestettengasse und Hainburger Weg von der Schlachthausgasse bis zum Fiakerplatz. Ein siebengeschoßiger Turm mit weit vorkragendem Flachdach an der Ecke Schlachthausgasse/Hainburger Weg markiert den niedrigsten Punkt der sich über ansteigendes Gelände ziehenden Wohnhausanlage. An den Turm schließt ein schlichter, niedriger Block in der Schlachthausgasse an. Gebäude aus dem 19. Jahrhundert führen um die Ecke zur Gestettengasse, sie gehören nicht zum Gemeindebau. Vier- bzw. fünfgeschoßige Trakte mit glatten Fassaden, die durch ihre unterschiedlichen Fenstergrößen rhythmisiert werden, überbrücken den steilen Geländeanstieg in der Gestettengasse und überspannen auf Rundpfeilern lastend die Kleingasse. Dahinter befindet sich eine Gruppe von pittoresk anmutenden einstöckigen Häusern mit blauen Erkern, die einen kleinen Hof umschließen. Sie erinnern an die einstige dörfliche Verbauung dieses Geländes. Auf der anschließenden Ebene zum Fiakerplatz stehen quer zur Gestettengasse drei achtgeschoßige Blöcke mit zurückversetztem Dachgeschoß. Sie werden über je zwei Stiegen erschlossen. Ihre zur Schlachthausgasse ausgerichteten Fronten und die Schmalseiten sind durch großzügige Loggien aufgebrochen. Die Fronten zum Fiakerplatz sind durch Achsen mit breiten, vor die Fassadenfront gezogenen bzw. direkt am Fiakerplatz durch französische Fenster strukturiert. Ein niedriger, den Hainburger Weg überspannender Trakt verbindet den Block am Fiakerplatz mit dem fünfgeschoßigen Gebäude in der Leonhardgasse, wo die Anlage an die geschlossene Straßenverbauung anschließt.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach dem Freiheitskämpfer und Gemeinderatsabgeordneten Franz Adelpoller (1898-1980) benannt. Der Lokomotivführer war bereits ab 1929 in der Eisenbahnergewerkschaft tätig. Seine Fahrten nutzte er bis 1938, um im Kohlentender versteckte Genossen außer Landes zu bringen. Von 1960 bis 1965 war er Obmann der SPÖ-Landstraße.

Architekten

Eduard F. Sekler - Eduard F. Sekler (geb. 1920) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und Architekturgeschichte am Warburg Institute der Universität London, wo er 1948 promovierte. Bereits ab 1945 war er als freiberuflicher Architekt in Wien tätig und als solcher an der Assanierung von Alt-Erdberg beteiligt. 1955 wurde er an die Harvard University in Cambridge berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 1991 als Professor an der Graduate School of Architecture lehrte. Sekler publizierte bedeutende Bücher zum Werk von Le Corbusier, Josef Hoffmann und Christopher Wren. Außerdem war er in der UNESCO-Kommission für Denkmalpflege tätig.

Anton Valentin - Anton Valentin (1895-1976) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war ab 1926 als freischaffender Architekt in Wien tätig. Für die Gemeinde Wien errichtete er sowohl in der Zwischen- als auch in der Nachkriegszeit eine ganze Reihe an Gemeindebauten.

Herbert Prehsler - Herbert Prehsler (geb. 1926) studierte bis 1951 an der Technischen Hochschule Wien. Zunächst arbeitete er in Partnerschaft mit Eduard F. Sekler. Als selbständiger Architekt plante er vor allem Industriebauten, wie etwa mehrere ORF-Sendeanlagen. Seine bedeutendsten Leistungen liegen aber im Bereich von Renovierungsarbeiten. Von 1977 bis 1989 war er mit der Renovierung des Palmenhauses im Schlossgarten von Schönbrunn beschäftigt. Im Anschluss daran erfolgte die Renovierung des Palmenhauses im Burggarten.