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Wolfganggasse 50-52

Fakten

Wolfganggasse 50-52

Wolfganggasse 50-52, 1120 Wien

Baujahr: 1941-1943

Wohnungen: 61

Architekt: Werner Theiß, Siegfried Theiß, Hans Jaksch

Weitere Adressen

Flurschützstraße 9-11, 1120 Wien

Wohnen in Wien

1938 wurde der Nationalsozialist Hermann Neubacher aus dem Bauressort Wiener Bürgermeister. Die nationalsozialistischen Stadtplaner wälzten pompöse Ideen und Pläne - in erster Linie Propagandamaßnahmen. Die systematische Zerstörung jüdischen Eigentums und Enteignungen - auch von Gemeindewohnungen - waren Teil dieser Stadtplanung. Während einige Architekten ihre Lizenz verloren, wurden andere mit der Errichtung von Volkswohnhäusern, Kasernen und Rüstungsbauten beauftragt. Entgegen den anfänglichen Plänen wurde mehr in Kriegsbauten als in den Wohnbau investiert - die heute noch existierenden Flaktürme wurden errichtet. Ab 1941 wurde die Bautätigkeit kriegsbedingt größtenteils eingestellt und die Strukturen der Stadtplanung wurden aufgelöst. Die Zerstörung großer Teile Wiens war Folge des Krieges.

Geschichte

Der erste Entwurf zum Wohnhaus stammt bereits aus dem Jahr 1939. Die Waschküchen und Trockenräume sowie Teile der Kellergänge und Brennstofflagerräume waren als behelfsmäßige Luftschutzräume ausgestattet. Im Jahr 1943 befanden sich im Haus eine Arztwohnung und eine Trafik. Das Dachgeschoß wurde in den Jahren 1951-1953 ausgebaut, die Aufzüge stammen erst aus den 1980er-Jahren.

Die Architektur

Das Eckgebäude Wolfganggasse 50-52 zählt zu den wenigen Wohnbauten, die in Wien in den Jahren des Zweiten Weltkriegs in verbautem Stadtgebiet entstanden sind. Die Anlage besteht aus zwei Gebäudeteilen, die auf Grund der leichten Hanglage des Geländes unterschiedlich hoch sind. Während dies an den Hoffassaden deutlich zu Tage tritt, versucht man den Geschoßunterschied zur Straße hin durch das Höhen ausgleichende Sockelgeschoß geschickt zu überspielen. Die Fronten gegen die Flurschützgasse und die Wolfganggasse sind als reine Lochfassaden ausgebildet, sämtliche Fenster werden von grauen Putzrahmen umgeben. Die Gesimszone unterhalb des ausgebauten Dachgeschoßes wird durch kleine Rundfenster akzentuiert. Auffallendstes Merkmal des Baus ist aber die Betonung der Ecke: Die jeweils äußersten Fensterachsen springen hinter die Baulinie zurück und werden mittels flacher Wandauflagen, die auf Konsolen ruhen, zusammengefasst. Die fünf Stiegenhäuser der Anlage sind ausschließlich vom Hof aus zugänglich, in den man über die Durchfahrt in der Wolfganggasse, die von einem großen Rundfenster überhöht wird, gelangt.

Der Name

Die Wolfganggasse trägt seit 1875 ihren Namen. Sie wurde nach Wolfgang Treu (gestorben 1540), einem ehemaligen Bürgermeister von Wien (1528-1530, 1532-1533, 1536-1537), benannt.

Architekten

Werner Theiß - Werner Theiß wurde am 25.11.1909 als Sohn von Siegfried Theiß geboren. Er studierte 1927-35 Architektur an der Technischen Hochschule Wien und verfasste eine Dissertation mit dem Thema "Zentralbibliothek für Wien". Bereits während seines Studiums arbeitete er auch im Atelier seines Vaters mit. Im April 1938 trat er als gleichberechtigter Partner in die Arbeitsgemeinschaft Theiß & Jaksch ein. Er sollte als Nachfolger von Siegfried Theiß in späteren Jahren auch das Büro übernehmen. Doch bereits im Jahr 1942 erfolgte seine Einberufung - Werner Theiß ist am 16. April 1945 in Herzogbierbaum gefallen.

Siegfried Theiß - Siegfried Theiß (1882-1963) studierte an der Technischen Hochschule Wien und an der Akademie der bildenden Künste, wo er die Meisterschule von Friedrich Ohmann besuchte. 1907 gründete er eine Bürogemeinschaft mit seinem Kollegen Johann Jaksch, die bis 1960 bestand. Das Büro Theiß & Jaksch errichtete zahlreiche Bauten in der gesamten Monarchie. Ihr prominentestes Bauwerk ist das "Hochhaus" in der Herrengasse 6-8 (Wien 1, 1930/31). Theiß selbst war maßgeblich an der Schaffung der Österreichischen Baunormung und der neuen Wiener Bauordnung beteiligt.

Hans Jaksch - Hans Jaksch (1879-1970) studierte von 1903 bis 1908 an der Technischen Hochschule Wien und besuchte 1907/08 die Meisterklasse von Friedrich Ohmann an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach dem Studium gründete Jaksch eine bis 1960 bestehende Arbeitsgemeinschaft mit Siegfried Theiß. Das Büro realisierte u. a. die 1976 eingestürzte Reichsbrücke, aber auch zahlreiche Fabriken, Krankenhäuser, Hotels und Wohnbauten.