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Fockygasse 53

Fakten

Fockygasse 53

Fockygasse 53, 1120 Wien

Baujahr: 1930-1932

Wohnungen: 47

Architekt: Bernhard Pichler

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

In dem Gebiet um die Fockygasse in Wien 12 hatte sich seit der Errichtung des ersten Ziegelofens in der nahegelegenen Wilhelmstraße im 18. Jahrhundert eine Ansiedlung von Ziegelarbeitern gebildet. Die Verwendung von Ziegelwerk wurde in der Folge zum typischen Merkmal der topografischen Architektur, das sich - in teils stilisierter Form - auch bei den Baulückenschließungen der Zwischenkriegszeit wiederfindet.

Die Architektur

Die viergeschoßige Wohnhausanlage ist als Doppeltrakt konzipiert und bildet mit zwei angrenzenden Wohnhausanlagen an der Karl-Löwe-Gasse 4 und der Wolfganggasse 54 einen gemeinsamen geräumigen Innenhof. Der mittlere Gebäudeteil ist hinter die Baulinie zurückversetzt, sodass ein fast vier Meter breiter, begrünter und mit einem weißen Zaun umrahmter Gassenhof entsteht. Die als Baulückenschließung geplante Anlage besitzt drei Stiegen, von denen zwei Zugänge als kubisch vorspringende, geräumige Loggien gestaltet sind. Der Zugang zur Stiege 2 erfolgt über den später errichteten externen Aufzugsturm. Die facettenreichen Fassadendetails der Straßenfront - profilierte Gesimsgliederung an jedem Geschoß und farblich akzentuierte Klinkerleisten im Erdgeschoß - stehen im Kontrast zur sachlichen Gliederung der nur zwei Jahre jüngeren Wohnhausanlage Fockygasse 40-44 auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

... und die Kunst

Die straßenseitigen Eingänge zur Stiege 2 werden von zwei Figurengruppen (Kinder mit Tieren) auf viereckigen Ziegelpodesten flankiert. Die von Rudolf Schmidt (1894-1980) im Jahr 1931 aus Naturstein gefertigten Skulpturen stellen zwei Putti mit Zicklein dar. Rudolf Schmidt war bis in die späten 1950er-Jahre an der künstlerischen Ausstattung zahlreicher Wiener Gemeindebauten beteiligt.
Bemerkenswert sind auch die original erhaltenen Eingangstüren der jeweiligen Stiegen, die aus einer zweiflügeligen Tür aus hellem Holz mit kassettenartiger Täfelung und quadratischen Glaseinsätzen bestehen, denen wiederum fantasievolle Eisenmotive in Form von vier in der Mitte zusammenlaufenden Blitzen vorgelagert sind.

Der Name

Die Fockygasse ist nach dem Wiener Bürgermeister Daniel Focky (auch Fockhy) (1626-1695) benannt, der sein Amt wenige Jahre nach der Zweiten Wiener Türkenbelagerung antrat.

Architekten

Bernhard Pichler - Bernhard Pichler (1872-1951) studierte von 1891-1894 Architektur bei Karl Hasenauer an der Akademie der bildenden Künste Wien. In Wien entstanden nach seinen Plänen die Rettungsstation Mariahilf (Mariahilfer Gürtel 20, 1905) und zwei Gemeindewohnbauten: der Wagner-Jauregg-Hof in Wien 9 (1927/28) und die Hofanlage in der Fockygasse 53 in Wien 12 (1930/32).