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Lichtensterngasse 3-21

Fakten

Lichtensterngasse 3-21

Lichtensterngasse 3-21, 1120 Wien

Baujahr: 1967-1969

Wohnungen: 400

Architekt: Fritz Slama, Hans Dedek, Friedrich Binder, Gerhard E.J. Dubin, Joseph Zimmel, Bruno Buzek, Karl Kaill

Weitere Adressen

Max-Hegele-Weg 13, 1120 Wien

Max-Hegele-Weg 14, 1120 Wien

Josef-Reichl-Gasse 9, 1120 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die weitläufige Wohnhausanlage an der Lichtensterngasse 3-21 wurde in den Jahren 1967-69 nach Plänen der Architekten Friedrich Binder, Bruno Bucek, Hans Dedek, Gerhard E. J. Dubin, Karl Kaill, Fritz Slama, Joseph Zimmel errichtet. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Wohnhausanlage "Am Schöpfwerk" und stellt den Beginn der kommunalen Bebauung in diesem Gebiet nahe dem Khleslplatz (vormals Kirchenplatz), dem früheren Zentrum vom Altmannsdorf, dar. Dieser ist einer der wenigen dreieckigen Angerplätze, die es in Österreich gibt. Am Khleslplatz stehen die Altmannsdorfer Pfarrkirche sowie das ehemalige Schloss Altmannsdorf der Augustiner-Eremiten.

Die Architektur

Die insgesamt 12 Baukörper umfassende Wohnhausanlage wurde in Zeilenbauweise errichtet, es gibt zusätzlich quer gestellte Kopfbauten an allen vier Grundstücksgrenzen. Die Anlage umfasst einen Verband von vier Gassen mit insgesamt zehn viergeschoßigen Bauten und zwei neunstöckigen Hochhäusern, die parallel zur Lichtensterngasse liegen. Die 30 Stiegen beherbergen heute 400 Wohnungen und drei Lokale, die in einem frei stehenden, eingeschoßigen Bau an der Lichtensterngasse untergebracht sind.

Die Fassadengestaltung der zwei Hochhäuser, die als Kopfbauten an der westlichen Grundstücksgrenze angelegt sind, setzt sich optisch von den übrigen Gebäuden ab. Klare Achsen mit Halbloggien und die hinter die Fassade gesetzten, innenliegenden Stiegenhauskerne prägen das Erscheinungsbild dieser beiden Häuser. Einen weiteren Akzent setzen die mit grünem Welleternit verkleideten Brüstungen der Halbloggien.

Die umliegenden Bauten folgen hingegen den Gestaltungsprinzipien des kommunalen Wohnbaus der 1960er-Jahre; das sind vertikal und horizontal klar gegliederte Fensterreihen sowie eine glatt verputzte Fassade mit süd- und westseitig ausgerichteten Balkonen.
Durch die Nähe zum Großwohnprojekt "Am Schöpfwerk" verfügt die Anlage über eine hervorragende Geschäfts- und Verkehrsinfrastruktur.

... und die Kunst

In der Parkanlage der Wohnhausanlage befindet sich eine frei stehende Steinplastik des österreichischen Bildhauers und Malers Herbet Wasenegger (geb. 1933). Die abstrakte Skulptur ist ca. 3 m hoch und trägt den Titel "Aufstrebend".

Der Name

Die heutige Lichtensterngasse erhielt ihren Namen im Jahr 1969 nach dem Gründer der österreichischen Keramikindustrie Richard Lichtenstern (1870-1937).

Der quer dazu verlaufende Max-Hegele-Weg trägt seinen Namen seit 1969 nach dem Architekten Prof. Max Hegele (1873-1945), der vor allem durch den Bau der Luegerkirche auf dem Zentralfriedhof bekannt ist.

Nach dem Hutmacher und Mundartdichter Josef Reichl (1860-1924) wurde 1969 die Josef-Reichl-Gasse benannt, die parallel zum Max-Hegele-Weg verläuft.

Die südlich der Anlage verlaufende Zanaschkagasse erhielt ihren Namen im Jahr 1970 nach dem Sozialdemokraten und Meidlinger Bezirksvorsteher (1918-1934) Alois Zanaschka (1870-1936).

Architekten

Fritz Slama - Fritz Slama (geb. 1908 in Brünn/Tschechien; verst. 1981 in Neulengbach/NÖ) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Wohnhäuser Gerlgasse 14 in Wien 3 (1952/53) und Dommesgasse 1-7 in Wien 11 (1956/57).

Hans Dedek - Hans Dedek (1905-1981) studierte von 1922 bis 1926 bei Oskar Strnad, Josef Frank und Carl Witzmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Planung zur Wohnhausanlage Goldschlagstraße 148-158 in Wien 14 (1951-1956) beteiligt.

Friedrich Binder - Friedrich Binder (1929-1998) studierte von 1947 bis 1955 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er an den Entwürfen zur Wohnhausanlage Lichtensterngasse 3-21 in Wien 12 (1967-1969) beteiligt.

Gerhard E.J. Dubin - Gerhard E.J. Dubin (geb. 1925) studierte zunächst Bauingenieurswesen und ab 1947 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1954 die 2. Staatsprüfung ablegte. Für die Gemeinde Wien war er an den Entwürfen zur Wohnhausanlage Lichtensterngasse 3-21 in Wien 12 (1967-1969) beteiligt.

Joseph Zimmel - Joseph Zimmel (1915-1984) studierte vor dem Zweiten Weltkrieg Architektur an der Technischen Hochschule Wien und Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. jur.). Nach geleistetem Kriegsdienst machte er sich als Architekt selbständig, wobei er zunächst mit Anton Siegl und später mit Josef Wenz zusammenarbeitete. Zu seinen ersten Projekten gehörten die Mitarbeit zur Planung der Donaukanal-Verbauung und das Möbeldesign für die Zweigstelle der Nationalbank in Graz. In Wien wurden nach Josef Zimmels Entwürfen unter anderem der Kindergarten und Pfarrheim der Pfarre Unter-Heiligenstadt in Wien 19 und das BRG Fichtnergasse in Wien 13 errichtet. In den Bundesländern plante er mehrere Siedlungen für die Wohngesellschaft Heimstätte, wie etwa in Lienz (T) und in Deutschlandsberg (Stmk.).

Bruno Buzek - Bruno Buzek (1911-1983) besuchte zunächst die Wiener Kunstgewerbeschule bei Josef Hoffmann, bevor er von 1932 bis 1935 an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister studierte, dessen Assistent er später auch wurde. In der Zwischenkriegszeit war er in verschiedenen deutschen Städten tätig, wie etwa Berlin und Freiburg im Breisgau, wo er vorwiegend Villen und Wohnhausanlagen realisierte. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Österreich zurück und arbeitete hier in Arbeitsgemeinschaften für den NS-Rüstungsbetrieb (Ausbau der Böhler-Werke in Waidhofen a. d. Ybbs; Kapsch-Werk in Wien 10). Nach 1945 war Buzek vor allem in Wohnbau tätig und richtete mehrere Café-Häuser im Zeitstil der 1950er-Jahre ein (z. B. Café Europa am Graben, Wien 1).

Karl Kaill - Karl Kaill (1906-1977) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Unmittelbar nach seinem Abschluss kam er als Architekt zum Österreichischen Militär und arbeitete auch während des Zweiten Weltkrieges für die Luftwaffe der Wehrmacht. Nach 1945 machte sich Karl Kaill als Architekt in Wien selbständig, wo er vor allem im Wohnbaubereich tätig war. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlagen Fünfhausgasse 16-18 in Wien 15 (1950/51) und Promenadegasse 19 in Wien 17 (mit Bruno Tinhofer, 1953/54).