Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Klährgasse 4

Fakten

Klährgasse 4

Klährgasse 4, 1120 Wien

Baujahr: 1954-1955

Wohnungen: 11

Architekt: Otto Schindler

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das Wohnhaus an der Klärgasse befindet sich auf einem Areal, auf dem schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kleinere Wohnbauten standen. Sie mussten 1927 dem Bau des großen Lorenshofs weichen. Dieser bestand aus einer vollständigen Randverbauung des länglichen, leicht trapezförmigen Grundstücks mit kurzen Zwischentrakten und einem vielseitig gestalteten Hofbereich. Durch Kriegseinwirkung wurden die westlichen Teile des Lorenshofs so stark zerstört, dass sie nach dem Krieg nicht restauriert, sondern durch Neubauten ersetzt wurden. Die Bewohner des neuen Gemeindebaus haben über ein kleines Nebenportal in der Gartenmauer, die das Gebäude vom Lorenshof abtrennt, Zugang zu dessen Hofbereich.

Die Architektur

Bei dem Gebäude in der Klärgasse 4 handelt sich um eine schlichte, sechsgeschoßige Lückenverbauung. Die schmale, hohe Straßenfront des Baus umfasst vier Fensterachsen, deren Fenster mit weißen Putzfaschen umrahmt sind. Rechts der Gebäudemitte befindet sich das Eingangstor mit einer schmalen Natursteinlaibung. Das weit zurückversetzte Dachgeschoß verfügt über einen durchlaufenden Blumenbalkon. Das Erscheinungsbild des Dachgeschoßes wurde 1960 von Otto Schindler im Zuge einer Planänderung dem des anschließenden Eckwohnhauses angeglichen. Hier war das hohe Satteldach durch ein Flachdach und eine Blumenbalkonzeile im obersten Geschoß ersetzt worden. Diese Adaptierungen führten auch bei dem Gemeindebau zu einem Wechsel vom Satteldach zu einem Flachdach. Darüber hinaus wurde die Stiegenaufgangsachse im Hof zu einem hohen Aufzugsturm ergänzt. Die Aufzugsachse wird auf beiden Seiten von einer Achse mit kleineren Fenstern flankiert, gefolgt von jeweils zwei Fensterachsen.

Der Name

Die Klährgasse (davor Stiftgasse) ist seit 1894 nach Franziska Klähr (1774-1850) benannt, die während der Napoleonischen Kriege mit großer Aufopferung verwundete Soldaten pflegte. Arthur Schnitzler verwendet in seinem verfilmten Drama "Medardus", das von der Belagerung Wiens durch Napoleon handelt, den Namen Franziska Klähr für die Mutter seines Helden und seiner Heldin.

Architekten

Otto Schindler - Otto Schindler (1921-1996) studierte von 1935 bis 1940 und 1948/49 bei Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Klährgasse 4 in Wien 12 (1954/55).