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Schönbrunner Straße 195

Fakten

Schönbrunner Straße 195

Schönbrunner Straße 195, 1120 Wien

Baujahr: 1969-1969

Wohnungen: 116

Architekt: Elisabeth Hofbauer-Lachner, Friedrich Pangratz, Julius Csizmazia, Rudolf Sorgo

Weitere Adressen

Kobingergasse 8-12, 1120 Wien

Arndtstraße 40, 1120 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die im Jahr 1969 nach Plänen der Architekten Julius Csizmazia, Lisl Hofbauer-Lachner, Friedrich Pangratz und Rudolf Sorgo entstandene großflächige und insgesamt 7 Stiegen umfassende Wohnhausanlage erstreckt sich über einen Verbund von 3 Straßen, und zwar der Schönbrunner Straße, der Arndtstraße und der Kobingergasse. Die ehemalige Gaudenzdorfer Hauptstraße und heutige Schönbrunner Straße entlang des rechten Wienufers verband bereits früh die damalige Gewerbesiedlung bzw. den Wiener Vorort Gaudenzdorf mit der Inneren Stadt und ist heute noch eine wichtige Ost-West-Verbindungsstrecke. Sie führt unter anderem zu dem nicht weit entfernten Schloss Schönbrunn im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus zwei unterschiedlich dimensionierten Objekten mit 2 und 5 Stiegen. Das kleinere Haus ist als Kopfbau an die Schönbrunner Straße gestellt, während das größere quer dazu entlang der Kobingergasse verläuft. Dadurch entsteht ein halboffener Hof, der als Gartenanlage mit einem Spielplatz konzipiert ist. Der im Vergleich zu den homogen verlaufenden Stiegen 4-7 leicht zurückspringende Baukörper der dritten Stiege trennt den Spielbereich von den PKW-Abstellplätzen der Anlage, die gemeinsam mit dem nahe gelegenen Gemeindebau an der Schönbrunner Straße 183 genützt werden.

Beide Häuserblöcke sind optisch homogen gestaltet. Die horizontalen Fensterreihen, ornamentfreien Fassaden mit vereinzelten südöstlich gerichteten Balkonen sowie die mit Pressglas verkleideten Stiegenhäuser prägen das äußere Erscheinungsbild der Anlage.
Die hellgrau verputzte Straßenfront an der Schönbrunner Straße ist zudem mit rechteckigen und quadratischen Putzflächen in unterschiedlichen Graunuancen um die Fenster gestaltet.

Die Fensterachsen sind zudem mittels verschieden großer Fenster gegliedert, sodass eine interessante geometrische Oberflächengestaltung entsteht.

Die Anlage ist unter anderem mit einer Apotheke, einer Werkstatt, einer Polizeistation an der Arndtstraße und weiteren Geschäftslokalen ausgestattet.

... und die Kunst

Vor dem etwas zurückversetzten Baukörper der Stiege 3 in der Kobingergasse steht eine Bronzeplastik der Figurenbildhauerin Elisabeth Turolt. Die Skulptur stammt aus den Jahren 1964-70 und stellt ein sitzendes Pferd dar, das im Begriff ist, aufzuspringen.

Der Name

Die ursprünglich als Lange Gasse, Hundsturmer Straße und Gaudenzdorfer Hauptstraße bezeichnete Schönbrunner Straße wurde 1898 umbenannt und führt zum Schloss Schönbrunn.
Seit 1894 ist die frühere Lainzer Straße nach dem deutschen Politiker Ernst Moritz Arndt (1769-1860) benannt, der sich für eine nationale Erhebung gegen Napoleon und die politische Einheit Deutschlands einsetzte.
Das Benennungsdatum der Kobingergasse steht nicht fest. Unklar ist auch, ob die Gasse nach dem Hausbesitzer, Pottasche-Erzeuger (chemisches Backtriebmittel) und Richter der ehemaligen Gemeinde Gaudenzdorf Adam Kobinger (1772-1841) oder dem Wohltäter Anton Kobinger (1810-1872) benannt ist.

Architekten

Elisabeth Hofbauer-Lachner - Elisabeth Hofbauer-Lachner (geb. Lachner, 1913-1977) studierte ab 1931 an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war sie vorwiegend in größeren Architektengruppen an mehreren Wohnbauten beteiligt. Zusammen mit Julius Csizmazia, Rudolf Sorgo und Friedrich Pangratz entwarf sie die Wohnhäuser Arndtstraße 30-34 in Wien 12 (1969-1971) und Schönbrunner Straße 195 in Wien 12 (1969). Den Georg-Emmerling-Hof in Wien 2 (Obere Donaustraße 97-99, 1953-1957) plante sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Rudolf Hofbauer und Leo Kammel.

Friedrich Pangratz - Friedrich Pangratz (1910-1997) studierte von 1928 bis 1932 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1933 die zweite Staatsprüfung ablegte. Friedrich Pangratz war für die Gemeinde Wien vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren an der Realisierung zahlreicher Wohnhausanlagen beteiligt. Eigenständig entwarf er unter anderem die Wohnhäuser Fasangasse 35-37 in Wien 3 (1954/55) und Krottenbachstraße 39-41 in Wien 19 (1954/55).

Julius Csizmazia - Julius Cszizmazia (1911-1964) studierte von 1929 bis 1938 an der Bauschule der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Planung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa an der Anlage Schönbrunner Straße 195 in Wien 12 (1969) und Arndtstraße 30-34 in Wien 12 (1969-1971), die beide allerdings erst nach seinem frühen Tod errichtet wurden.

Rudolf Sorgo - Rudolf Sorgo (1916-1969) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Als selbständiger Architekt arbeitete er vorwiegend in größeren Gemeinschaften. Für die Gemeinde Wien war R. Sorgo unter anderem an den Entwürfen zu den Wohnhausanlagen Rudolf-Zeller-Gasse 5-11 in Wien 23 (1956-1963), Frömmlgasse 2-4 in Wien 21 (1960/61) und Arndtstraße 30-34 in Wien 12 (1969-1971) beteiligt.