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Gratian-Marx-Straße 5

Fakten

Gratian-Marx-Straße 5

Gratian-Marx-Straße 5, 1110 Wien

Baujahr: 1952-1952

Wohnungen: 17

Architekt: Rudolf Wesecky

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Noch vor dem Pestjahr 1679 war das Umfeld im Süden und Osten Wiens bis nach Simmering - damals ein kleines Bauerndorf - und weiter zu den Donauauen ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 vollzog sich im Ort ein Strukturwandel, der die Rückbildung zu Dorffluren mit vielen kleinteiligen Feldern zur Folge hatte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Simmering durch den Zuzug großer Unternehmen, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, zu einem Industrie- und Arbeitervorort. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung waren die im Bereich der Simmeringer Haupstraße 1-3 errichteten Rinnböckhäuser. Die heute noch zum Teil erhaltenen Häuser waren damals die zweitgrößte Wohnhausanlage Wiens und rückten Simmering ein Stück näher an die Stadt. 1892 wurden Simmering und Kaiserebersdorf sowie kleine Teile von Kledering, Schwechat und Albern als 11. Bezirk nach Wien eingemeindet.

Die Architektur

Das Wohnhaus hebt sich durch seine Schlichtheit deutlich von den um 1900 entstandenen späthistoristischen Nachbargebäuden ab. Die beiden äußersten Achsen schließen an die Baulinie der angrenzenden Häuser an. Die Fenster sind scharf in die glatte Fassade eingeschnitten, die ohne Zäsur von der niedrigen Sockelzone bis zum abschließenden Dachgesims hochgezogen ist. Leicht vor die Baulinie gezogene Balkone binden die Seitenrisalite an den dreiachsigen, deutlich zurückversetzten Mittelteil an. Bemerkenswert ist, dass die Grundrisse der Balkone leicht geknickt sind, um so einen geschmeidigeren Übergang zu ermöglichen. Durch die Rückversetzung fällt kaum auf, dass der Mittelteil etwas höher ist. Der hohe schmale Eingang, dessen schlichte Rahmung mit dem dezenten Dachgesims korrespondiert, scheint auf die Überhöhung Bezug zu nehmen. Sie lassen den Bau in seiner Schlichtheit noch massiver erscheinen und monumentalisieren ihn geradezu. Der an der Straßenfront zurückspringende Bauteil ist an der Hofseite über drei Achsen als Risalit vorgezogen. Die beiden äußeren Fensterachsen sind mit großzügigen Balkonen ausgestattet.

Der Name

Benannt wurde die Straße 1905 nach dem Piaristenpriester Gratian Marx (1721-1808). Er war Pfarrer an der Kirche Maria Treu (Wien 8) und Domprobst zu Leoben. Außerdem gilt er als Reformator des Mittelschullehrplans.

Architekten

Rudolf Wesecky - Rudolf Wesecky (1913-1995) besuchte zunächst die Wiener Gewerbeschule unter anderem bei Oskar Strnad und Oswald Haerdtl, bevor er von 1936 bis 1939 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Peter Behrens und Alexander Popp studierte. Bereits während des Studiums war er als technischer Zeichner im Atelier von Josef Hoffmann und Oswald Haerdtl beschäftigt. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges hatte er die Stelle des Hauptbauführers im Luftgaukommando Wien inne. 1955 machte er sich als Architekt selbständig. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhäuser Gratian-Marx-Straße 5 in Wien 11 (1952) und Amtsstraße 42 in Wien 21 (1956).