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Zippererstraße 14

Fakten

Zippererstraße 14

Zippererstraße 14, 1110 Wien

Baujahr: 1949-1954

Wohnungen: 161

Architekt: Hans Steineder, Rudolf Wawrik

Weitere Adressen

Zippererstraße 19-21, 1110 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Simmering ein kleines, von Feldern und Gärten umgebenes Dorf. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte es sich durch den Zuzug großer Unternehmen, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, zu einem Industrie- und Arbeitervorort. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung waren die um 1860 im Bereich der Simmeringer Hauptstraße 1-3 errichteten Rinnböckhäuser. Die heute noch zum Teil erhaltenen Häuser waren damals die zweitgrößte Wohnhausanlage Wiens und rückten Simmering ein Stück näher an die Stadt. Im Bereich der Zippererstraße bestand einst ein Wasenmeistergebäude. Der Wasenmeister, der für die Entsorgung von Tierkadavern zuständig war, wurde aufgrund der starken Geruchsbelästigung immer außerhalb von Wohngebieten angesiedelt und musste mit der Ausweitung der Wohngebiete oft seinen Standort wechseln. 1829 wurde die Wasenmeisterei von Simmering nach Kaiser-Ebersdorf verlegt. Die Errichtung der Wohnhausanlage erfolgte in zwei Abschnitten. Bereits ab 1949 wurde das U-förmige Gebäude Zippererstraße 19-21 erbaut. Die Straßenüberbauung und der Bauteil Zippererstraße 14 folgten ab 1953.

Die Architektur

In der ersten Bauphase entstand die U-förmige Hofanlage mit der Anschrift Zippererstraße 19-21. Das Erdgeschoß des fünf Geschoße umfassenden Komplexes ist durchgehend genutet und durch ein schlichtes Gesims von den Obergeschoßen abgesetzt. Durch markante Rahmungen werden die Fenster des ersten Stockwerks markant hervorgehoben, die Fenster der oberen Geschoße sind hingegen schlicht und gleichmäßig angeordnet in die Fassade eingeschnitten. Durch schmale, die Geschoße voneinander trennende Gesimse werden dezent horizontale Akzente gesetzt. Die Fensterpaare über dem gewölbt ausgeschnittenen Durchgang zum Innenhof sind in allen Stockwerken gerahmt, zudem markieren kräftige Gesimsstücke, die zur Verdachung der Fensterpaare dienen, die Eingangsachse.

Während der zweiten Bauphase erfolgte die Überbauung der Zippererstraße mit einem fünf Geschoße umfassenden Baublock und die Errichtung des L-förmig angelegten und um zwei Stockwerke höheren Bauteiles entlang der Zippererstraße, der nun eine Art offenen Straßenhof mit dem älteren Baubestand umschließt. Die Straßendurchfahrt ist gewölbt ausgeschnitten und wird von zwei markant gerahmten Durchgängen für die Fußgänger flankiert. Die Fassade über den Durchbrüchen ist repräsentativ mit vertikalen Wandvorlagen überzogen, die den Bauteil zum Teil deutlich von den schlichteren Seitenflügeln absetzen. Die Seitenteile erhalten durch Dachausbauten gliedernde bzw. zentrierende Akzente. Die nachträglich errichteten Aufzugstürme brechen jedoch die einst harmonische Struktur der Wohnhausanlage auf.

... und die Kunst

An der Front Zippererstraße 19-21 befindet sich das Mosaikwandbild "Gemüseanbau" von Hans Babuder (1953).

Der Name

Die Straße wurde 1904 nach Georg Zipperer benannt. Zipperer kaufte um 1850 das Grundstück im Bereich der heutigen Zippererstraße und errichtete hier die ersten Gebäude entlang des neu angelegten Straßenzuges.

Architekten

Hans Steineder - Hans Steineder (1904-1976) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Peter Behrens. Für seine Entwürfe erhielt er als Student zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Nach dem Studium war er als freischaffender Architekt vor allem im Bereich Schul- und Wohnbau tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg plante er zahlreiche Wohnbauten für gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften und für die Gemeinde Wien, darunter die Wohnhausanlagen Rosentalgasse 15 in Wien 14 (1964/66) und Lichtentaler Gasse 16-18 in Wien 9 (1973/75).

Rudolf Wawrik - Rudolf Wawrik (1911-1991) studierte ab 1934 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Mehrere Wohnbauten der Gemeinde Wien wurden nach seinen Entwürfen errichtet, darunter die Wohnhausanlagen Maroltingergasse 19-25 in Wien 16 (mit Paul Schopper, 1959/60) und Zippererstraße 14 in Wien 11 (mit Hans Steineder, 1949-1954).