Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Herzgasse 15-19

Fakten

Herzgasse 15-19

Herzgasse 15-19, 1100 Wien

Baujahr: 1989-1991

Wohnungen: 68

Architekt: Josef Krawina

Weitere Adressen

Erlachplatz 9, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Auf dem 1991 mit der Wohnhausanlage verbauten Grundstück befand sich in den 1880er-Jahren eine Fabrikanlage mit einer Kesselschmiede. Der Unternehmer Gustav Wertheim ließ hier seine später weltweit verkauften feuersicheren Kassenschränke herstellen. 1910 wurde das Areal von der Wiener Taxi BetriebsGMBH angekauft und zu einer Autogarage mit Werkstätte und unterirdischem Treibstofflager umgebaut. Von 1946 bis zum Abbruch 1986 nutzte die Spedition Weiss das Betriebsgelände. Auf der Seite Erlachplatz befand sich zwischen 1956 und 1986 eine Tankstelle. Bei der Planung des Wohnhauses wurden neben einer Kindertagesheimstätte auch Räume zur öffentlichen Nutzung vorgesehen. Im Haus Herzgasse 15 befinden sich ein Versammlungsraum, der unter anderem als Seniorentreffpunkt und als Proberaum des Favoritner Mandolinenorchesters genutzt wird, sowie ein Stützpunkt der MA 48 (Mannschaftsräume und Büro).

Die Architektur

Auf dem rechteckigen Grundstück Erlachplatz/Herzgasse wurde nach Abbruch des ehemaligen Fabrikgeländes eine Wohnhausanlage mit Tiefgarage um einen begrünten Innenhof errichtet. Sie umfasst zwei parallel angeordnete, in der zeilenmäßig verbauten Straßenflucht liegende Gebäude. Die Wohnhäuser haben jeweils sechs Geschoße und zeigen markante, bogenförmig überwölbte Mansardenausbauten, die mit Aluminiumplatten verkleidet sind. Die Fassadengestaltung nimmt Bezug auf die Umgebung. An der Fassade Herzgasse wird der mittlere Bauteil durch ein doppelflügeliges Rechteckportal mit darüber liegenden, kastenartig vortretenden Fensterrahmungen betont und markiert einen öffentlichen Zugang. Der dahinter liegende Versammlungsraum wird heute für kommunale und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Hauseingänge für die Bewohner, der Durchgang zum Erlachplatz und zum Innenhof, so wie die Einfahrt zur Tiefgarage sind rechteckig geöffnet und mit Betonsäulen gestaltet. Sehr bewusst wird die Licht- und Schattenwirkung am Bau eingesetzt. Zum Erlachpark hin ist die Fassade plastisch mit gerundet vortretenden Bauteilen und kreisförmigen Stiegenhausfenstern aufwändiger gegliedert und reflektiert so das historistische Dekor der Nachbarhäuser aus der Zeit um 1900. Im Erdgeschoß des Hauses Erlachplatz ist eine Kindertagesheimstätte untergebracht. Dafür plante der Architekt einen kreisrunden Holzpavillon mit ansteigendem Flachdach im Hof der Anlage mit zwei Kinderspielplätzen.

... und die Kunst

Im Versammlungsraum befindet sich ein von Richard Künz gestaltetes Objekt "Ohne Titel" (1993).

Der Name

Die Herzgasse (vorher: Gerstlergasse) wurde 1874 nach Dr. Rudolf Herz (1813-1873) benannt, einem Arzt und Wohltäter. Herz war Mitglied des Bezirksausschusses im 5. Wiener Gemeindebezirk.
Der Erlachplatz verdankt seinen Namen dem österreichischen Barockbaumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach (1665-1723), dessen bedeutendste Wiener Bauten das Schloss Schönbrunn, die Karlskirche, das Winterpalais des Prinzen Eugen (heute Sitz des Finanzministeriums), die Hofbibliothek (Josephsplatz) und die Hofstallungen (heute Museumsquartier) sind.

Architekten

Josef Krawina - Josef Krawina (geb. 1928) schloss 1955 sein Studium an der Technischen Universität Wien ab. Fünf Jahre später gründete er sein eigenes Atelier in Wien, 1983-1996 hatte er den Lehrstuhl für Entwerfen, Baukonstruktion und Baupraxis an der Technischen Universität Berlin inne. Er gestaltete das Karl-Renner-Denkmal an der Wiener Ringstraße (Porträtkopf von Alfred Hrdlicka) und zeichnet für die Architektur des berühmten Hundertwasserhauses (Wien 3) verantwortlich. Für das Wohnbauprogramm der Stadt Wien entwarf er gemeinsam mit Günther Oberhofer eine Anlage in der Haberlgasse 86 (1973-75, Wien 16).