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Antonie-Alt-Hof

Fakten

Antonie-Alt-Hof

Leebgasse 102-106, 1100 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 120

Architekt: Viktor Fenzl, Karl Vodak sen., Florian Omasta

Weitere Adressen

Reichenbachgasse 15, 1100 Wien

Van-der-Nüll-Gasse 93-97, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Am Höhenrücken des Wienerbergs entstand in Fortsetzung des gründerzeitlichen Rasterblocks des alten Arbeiterviertels eine Reihe von Wohnhausanlagen aus der Zeit des "Roten Wien", wie die heute unter Denkmalschutz stehenden Wohnhausanlagen an der Laxenburger Straße 92 und 98, die durch Wohnbauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an der Leebgasse und Migerkastraße eine Ergänzung fanden. Begrenzt wird das blockartige Wohnviertel von der Troststraße im Norden und von der Raxstraße im Süden, im Westen verläuft die Neilreichgasse und im Osten die Laxenburger Straße. Die Liegenschaft an der Leebgasse Nr. 102, dem Grundbuch Inzersdorf Stadt zugehörig, ist durch ihre Überbauung mit dem anschließenden Gemeindebau an der Migerkastraße verbunden. 1960 wurde in der Anlage eine Betriebsstätte der Konsumgenossenschaft für "Gemischtwarenhandel und Kleinverkauf von frischem Fleisch" genehmigt, heute ist diese jedoch nicht mehr vorhanden.

Die Architektur

Die nach Plänen der Architekten Viktor Fenzl, Florian Omasta und Karl Vodak in Blockbauweise errichtete Wohnhausanlage gliedert sich in drei, in L-Form konzipierte Bautrakte zwischen Leeb- und Van-der-Nüll-Gasse; der Baublock an der Migerkastraße wird durch Überbauung der Straße mit der anschließenden Wohnhausanlage verbunden. Bei jedem Baublock wurde der Gehsteig entlang des Platzes auf einer Länge von 11 Metern unter Freilassung eines drei Meter breiten Durchganges überbaut. Die Wohnhausanlage umfasst neun Stiegen mit je vier Hauptgeschoßen und enthält 120 (ursprünglich 121) Wohnungen, davon kommen zehn im Dachgeschoß zu liegen. In den Kellergeschoßen sind die Waschküchen, Lagerräume und die Parteienkeller untergebracht sowie in den Erdgeschoßen vier Geschäftslokale und zwei Motorradeinstellräume. Die Nordansicht wird durch eine gleichmäßige Achsenreihung dominiert, ein Grundschema, das sich an allen Fassadenteilen wiederfinden lässt. Die innenliegenden Stiegenhäuser sowie die mit überhöhten Stiegenhauskerne zeigen sich nach außen durch die halbstockversetzten Fensteröffnungen, nach oben wird die Regelmäßigkeit durch Rundfenster unterbrochen. Die nach Süden in den Hofraum ausgerichteten Fassaden verfügen über vertikale Balkonreihen, ebensolche kommen teilweise auch an der Stirnseite zum Tragen. In der Van-der-Nüll-Gasse wurde zusätzlich ein Arkadengang geschaffen, die Erdgeschoßzone in der Reichenbachgasse beherbergt die Geschäftslokalitäten. Der die Migerkastraße überspannende Block mit Blick nach Osten und Westen ist sechsachsig und - bedingt durch die Überbauung der Straße - dreigeschoßig. Die Eingangssituation ist zurückversetzt und beherbergt den Durchgang zu Block III. Die einzelnen Trakte werden durch Satteldächer abgeschlossen. Die Hofräume, an deren Eingängen sich jeweils eine Plastik befindet, wurden gärtnerisch gestaltet und bieten ausreichend Platz zum Verweilen.

... und die Kunst

Die beiden Künstler Alois Heidel und Elisabeth Turolt schufen für die Wohnhausanlage in der Leebgasse die beiden Plastiken "Pferd" und "Wasserbüffel und Knabe" (1951), die die Eingänge zum Hof markieren. Heidel (geb. 1915 in Wien, gest. 1990 ebenda), Schüler von Wotruba, schuf für die Gemeinde Wien weitere Bronzeplastiken, unter anderem "Stehendes Pferd" im Georg-Emerling-Hof und "Ziege" gegenüber der Dianabad-Ruine. Die Bildhauerin Elisabeth Turolt (1902 - 1966) schuf insbesondere Tierskulpturen, von denen zahlreiche in städtischen Wohnhausanlagen Aufstellung fanden.

Der Name

Die vormalige Richardgasse wurde 1894 nach Anton Joseph Edler von Leeb (1769 - 1837), Bürgermeister (1835 - 1837) und Magistratsbeamter von Wien, benannt. In seine Amtszeit fällt der Beginn der Kaiser-Ferdinand-Wasserleitung 1835, während der Napoleonischen Kriege erwarb sich Leeb besondere Verdienste.

Architekten

Viktor Fenzl - Viktor Fenzl (1882-1968) studierte an der Technischen Hochschule und der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben seiner Tätigkeit als Architekt lehrte er auch an der technischen Gewerbeschule in Wien. Über sein architektonisches Schaffen ist wenig bekannt. In der Schlöglgasse 28 in Hetzendorf ist von ihm ein frühes Wohnhaus aus dem Jahr 1910 erhalten.

Karl Vodak sen. - Karl Vodak sen. (1914-2000) studierte Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule unter anderem bei Josef Hoffmann. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere Bauwerke, wie unter anderem die Wohnhäuser Damböckgasse 3-5 in Wien 6 (mit Paul Ehrenzweig, 1957/58), Untere Augartenstraße 1-3 in Wien 2 (mit Alfred Chalusch, 1953/54) und Hausergasse 3-7 in Wien 10 (mit Rudolf Wawrik, 1956-1957). Die Wohnhausanlage Degengasse 7 in Wien 16 (1949/50) plante Vodak alleine.

Florian Omasta - Florian Omasta (1902-1990) studierte ab 1935 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa den Conrad-Lötsch-Hof in Wien 21, Floridsdorfer Markt 9-14 (1961/62), und die Anlage Leebgasse 102-106 in Wien 10 (1951/52).