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Franz-Schuh-Gasse 26

Fakten

Franz-Schuh-Gasse 26

Franz-Schuh-Gasse 26, 1100 Wien

Baujahr: 1941-1943

Wohnungen: 34

Architekt: Robert Oerley

Weitere Adressen

Quaringasse 15, 1100 Wien

Zur Spinnerin 48, 1100 Wien

Wohnen in Wien

1938 wurde der Nationalsozialist Hermann Neubacher aus dem Bauressort Wiener Bürgermeister. Die nationalsozialistischen Stadtplaner wälzten pompöse Ideen und Pläne - in erster Linie Propagandamaßnahmen. Die systematische Zerstörung jüdischen Eigentums und Enteignungen - auch von Gemeindewohnungen - waren Teil dieser Stadtplanung. Während einige Architekten ihre Lizenz verloren, wurden andere mit der Errichtung von Volkswohnhäusern, Kasernen und Rüstungsbauten beauftragt. Entgegen den anfänglichen Plänen wurde mehr in Kriegsbauten als in den Wohnbau investiert - die heute noch existierenden Flaktürme wurden errichtet. Ab 1941 wurde die Bautätigkeit kriegsbedingt größtenteils eingestellt und die Strukturen der Stadtplanung wurden aufgelöst. Die Zerstörung großer Teile Wiens war Folge des Krieges.

Geschichte

Das Triester Viertel, nördlich des Wasserreservoirs am Wienerberg, galt bis zum Zweiten Weltkrieg mit seinen zahlreichen unverbauten Grünflächen und Sportanlagen als beliebtes Kinder- und Jugenderholungsgebiet des Bezirkes.

Auf der großen Parzelle zwischen Windtenstraße/Knöllgasse und Franz-Schuh-Gasse gab es eine Schule und einen Kindergarten innerhalb einer weitläufigen Grünanlage. Gegenüber dem Kindergartengebäude wurde 1941 eine Baulücke im Straßenverband der zeilenartig verbauten Franz-Schuh-Gasse geschlossen. Das von Baurat Robert Oerley geplante Haus reflektiert an seiner einfachen Fassade mit betontem Portal und flankierenden Fahnenstangen gleichsam diese öffentlichen Bildungsinstitutionen. Robert Oerley hatte schon während der 1920er-Jahre mehrere Wohnanlagen für die Gemeinde Wien geplant.

Die Architektur

Das Volkswohnhaus wurde in einer Baulücke in der damals nur an der nördlichen Zeile verbauten Franz-Schuh-Gasse errichtet. Der in sachlicher Formensprache gehaltene Bau ist über rechteckigem Grundriss und einer Sockelzone fünfgeschoßig mit flachem Satteldach und spitzgiebeligen Dachluken errichtet.

Dem strengen Charakter der gleichförmig durchfensterten Hauptfassade zur Franz-Schuh-Gasse wirkt die Portalgestaltung entgegen. Hier überdacht ein leicht geschwungener Giebelvorbau den Eingangsbereich. Zu beiden Seiten des Rechteckportals stellen zwei schmale Rechteckfenster den Bezug zum Hauptmerkmal der Fassade her, den durch schmale Putzfaschen betonten Fenstern. An der Hofseite markiert ein leicht vortretender schmaler Risalit das Treppenhaus.

Die einfache Rieselputzfassade unterstreicht die betont sachliche Gestaltung, die unter Berücksichtigung der Bauzeit während des Krieges wohl auch wirtschaftliche Überlegungen zu berücksichtigen hatte.

Der Name

Der Straßenzug ist seit 1906 nach dem Arzt Dr. Franz Schuh (1804-1865) benannt. Er war Chirurg und Vorstand der Wiener Universitätsklinik und gilt als Reformer der Wiener medizinischen Schule.

Architekten

Robert Oerley - Robert Oerley (1876-1945) studierte von 1892-1896 an der Kunstgewerbeschule Wien. Zunächst errichtete er zahlreiche Wohn- und Miethäuser in Wien. 1907/08 entstand sein Hauptwerk, das Sanatorium Luithlen (Auerspergstraße 9, Wien 8, heute in anderer Verwendung). Außen durch den ornamentlosen, nüchternen Aufbau den modernen Formprinzipien verbunden, war es innen nach modernsten technischen Erkenntnissen ausgestattet. In den 20er-Jahren errichtet Oerley für die Gemeinde Wien zwei Wohnhausanlagen. Von 1927-1932 war er am Ausbau von Ankara zur neuen Hauptstadt der Türkei beteiligt.