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Sibeliusstraße 5-11

Fakten

Sibeliusstraße 5-11

Sibeliusstraße 5-11, 1100 Wien

Baujahr: 1970-1972

Wohnungen: 309

Architekt: Harald Woisetschläger, Berthold Gabriel, Richard Siedek, Theodor Schöll

Weitere Adressen

Wienerfeldgasse 4-6, 1100 Wien

Maillygasse 2a, 1100 Wien

Bleigasse 1-3, 1100 Wien

Maillygasse 2-4, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Der weitläufige Grüngürtel im Süden Wiens am Wienerberg und auf dem Wienerfeld wurde nach und nach mit riesigen Siedlungsanlagen und kommunalen Wohnbauten bebaut. Auf den Bebauungsgründstücken befanden sich ursprünglich meist Kleingartensiedlungen, so auch im Falle der Wohnhausanlage Sibeliusstraße.

Die Anlage erstreckt sich in unmittelbarer Nähe des Wienerbergs auf dem Wienerfeld und wird von der Sibeliusstraße im Norden, der Bleigasse im Westen und weiter westlich von der Neilreichgasse begrenzt. Im Osten liegt die Wienerfeld-Siedlung West, im Norden ein weiterer Gemeindebau, der Karl-Wrba-Hof. In der Sibeliusgasse/Ecke Laxenburger Straße befindet sich ein Einkaufszentrum. Rund um den Hof gibt es zahlreiche Grünflächen (Fußballplatz Wiener Verkehrsbetriebe und die Franz-Höbl-Sportanlage) sowie eine Wohnhausanlage der "AH Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf". Im Nordosten ist die in den Zwischenkriegsjahren errichtete Johann-Mithlinger-Siedlung ("Rasenstadt") situiert, etwas weiter entfernt in östlicher Richtung liegen die "Heubergstätten".

Die Architektur

Die Anlage besteht aus vier Blöcken, die stufenweise versetzt auf dem weitläufigen, leicht abschüssigen Areal zwischen Sibeliusstraße und Bleichgasse errichtet wurden. Zur Sibeliusstraße öffnet sich ein stufenartig ansteigender Vorplatz, der die PKW-Stellplätze sowie im Erdgeschoß mehrere Lokalitäten beherbergt. Die einzelnen Blöcke sind unterschiedlich hoch (bis zu neun Stockwerke) und, obwohl für sich allein konzipiert, durch transparente oder farbig gehaltene Verbindungsstücke miteinander verwoben. Die klare Gliederung der Baukörper, die sich im Inneren fortsetzt, spiegelt die verschiedenen Nutzungsbereiche wider. Die Fassaden sind einheitlich durch eine gleichmäßige Achsenreihung zwei- bis dreiformatiger Fensteröffnungen gekennzeichnet und durch seitliche Loggien- und Balkongruppen vertikal strukturiert. Die Zugänge zu den einzelnen Stiegen heben sich durch farblich betonte Fassadenrücksprünge in den oberen Geschoßen vom Rest der Baukörper ab. Generell wurde versucht, mit Farbe bewusste Akzente zu setzen. Die Massivität der Bauten wird dadurch etwas abgeschwächt und der Eindruck eines kubischen Ganzen rückt in den Hintergrund. Im geschütztem Bereich, abseits der Straße, liegt ebenerdig ein in den Grünraum integrierter Kindergarten.

... und die Kunst

Der Maler Hans Robert Pippal (1915-1956), Mitglied der "Wiener Secession", schuf für die Wohnhausanlage die Sonnen- und Schattenwand "Komposition".

Der Name

Die Sibeliusstraße wurde 1959 angelegt und verbindet die Neilreichgasse mit der Laxenburger Straße. Ihren Namen erhielt sie von dem finnischen Komponisten Jan Sibelius (1865-1957), der durch seine sinfonischen Werke Weltberühmtheit erlangte.

Architekten

Harald Woisetschläger - Harald Woisetschläger (geb. 1931 in Zlabings, Südmähren/Tschechien) kam 1945 mit seiner Familie nach Österreich, nachdem sie aus Tschechien vertrieben worden waren. Er absolvierte die Bundesgewerbeschule für Hochbau in Linz und ging danach nach Wien, um Architektur bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste zu studieren (Diplom 1955). Bereits während seiner Ausbildung arbeitete er im Atelier von Roland Rainer. 1957 machte er sich als Architekt selbstständig und beteiligte sich am Bau mehrerer Wohnhausanlagen. Woisetschläger hat unter anderem auch den Umbau der Kontrollbank Am Hof in Wien 1 und den der Bank für Tirol und Vorarlberg in den Tuchlauben in Wien 1 geleitet. Später hat er sich vor allem auf Industriebauten spezialisiert und war gemeinsam mit Gustav Peichl etwa für die Realisierung der Probebühnen des Burgtheaters im Arsenal in Wien 3, der Gestaltung des Bank-Austria Kunstforums auf der Freyung in Wien 1 und die Errichtung der Erdefunkstelle in Aflenz (Stmk.) verantwortlich.

Berthold Gabriel - Berthold Gabriel, Sohn des Kunstgewerblers Josef Gabriel, wurde am 23. August 1919 geboren. Gemeinsam mit dem Bildhauer Heinrich Deutsch schuf er das Staatsgründerdenkmal im Schweizer Garten als Erinnerung an das Werk des Bundespräsidenten Dr. Karl Renner, das 1966 in die Obhut der Gemeinde Wien überging. Von Gabriel stammt unter anderem ein Teilabschnitt der 1972 fertig gestellten Wohnhausanlage in der Sibeliusstraße 5-11 in Wien 10. Der Architekt starb am 13. Oktober 1996 in Wien.

Richard Siedek - Richard Siedek (1902-1995) studierte ab 1921 an der Technischen Hochschule Wien. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Baufirmen, bevor er sich 1935 als Architekt selbständig machte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er vornehmlich mit Planungen und Bauleitungen der NS-Rüstungsindustrie beauftragt. Ab 1950 beteiligte er sich am Wiederaufbau und entwarf mehrere Neubauten für die Gemeinde Wien.

Theodor Schöll - Theodor Schöll (1895-1980) wurde zunächst als Maurer ausgebildet, bevor er 1924 an der Akademie der bildenden Künste in die Meisterklasse von Peter Behrens aufgenommen wurde. Danach war er im Atelier von Robert Oerley mit Projekten zur Stadtverbauung betraut. In der Zwischenkriegszeit und unter dem Regime der Nationalsozialisten entstanden mehrere kleine Wohnhäuser nach seinen Plänen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von ihm das zerstörte Stadionbad neu konzipiert. Von 1956 bis 1959 erfolgte gemeinsam mit Franz Jakob die Renovierung und Erweiterung des Praterstadions.