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Puchsbaumplatz 14

Fakten

Puchsbaumplatz 14

Puchsbaumplatz 14, 1100 Wien

Baujahr: 1929-1929

Wohnungen: 11

Architekt: Fritz Reichl

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung begann hier erst mit der Errichtung des Arsenals (1849 - 1856), des Südbahnhofes (1867 - 1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken großen Aufschwung erhielten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gebiet bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit meist viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der nahe liegenden Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstum. Die noch bestehenden Baulücken wurden in der Zwischenkriegszeit und nach 1945 mit Gemeindewohnbauten geschlossen.

Die Architektur

Die klar strukturierte Straßenfront des fünf Geschoße umfassenden Wohnhauses wendet sich in ihrer Schlichtheit bereits von der expressionistischen Phase im Wiener Gemeindewohnbau der 1920er-Jahre ab. Die glatte Putzfassade ist ohne Zäsur von der niedrigen Sockelzone bis zum abschließenden Dachgesims hochgezogen und wird durch vier Fensterachsen gegliedert. Die Fenster sind nur mit einem Sohlbankgesims versehen scharf in die Wand eingesetzt. Die etwas enger zusammen gerückten Fenster der beiden mittleren Achsen markieren den Eingangsbereich und sorgen für eine symmetrische Gliederung. Der Eingang selbst wird durch rustizierte Wandvorlagen gerahmt, die auch die benachbarten Fenster einfassen. Die breiteren Fenster der äußeren Achsen sind etwas abgesetzt angeordnet und erhalten dadurch beinahe rahmenden Charakter. Ein schlichtes Dachgesims schließt den Fassadenaufbau kompakt nach oben hin ab. An der Hoffront ragt das mittig gelegene Stiegenhaus turmartig vor und wird von großzügigen Balkonen flankiert.

Der Name

Benannt wurde der Platz 1875 nach dem Baumeister Hans Puchsbaum (1390-1454). Puchsbaum war von 1446 bis 1454 Dombaumeister zu Sankt Stephan, wo er an der Einwölbung des Langhauses arbeitete und mit dem Bau des Nordturmes begann.

Architekten

Fritz Reichl - Fritz Reichl (1890-1959) studierte von 1908 bis 1914 an der Technischen Hochschule Wien, unter anderem bei Karl König, Max Ferstel und Leopold Simony. Nach ersten Berufserfahrungen und Praktika in diversen Ateliers in Wien und Budapest, erlangte Reichl 1925 die Befugnis zum Zivilarchitekten und machte sich als Architekt selbständig. Er entwarf mehrere Land- und Stadthäuser und für die Gemeinde Wien das Volkswohnhaus Puchsbaumplatz 14 in Wien 10 (1929). 1939 übernahm Reichl, der Österreich aufgrund seiner jüdischen Abstammung verlassen musste, für Clemens Holzmeister die Leitung des Architekturbüros in Istanbul (TR). Von dort übersiedelte er 1946 in die Vereinigten Staaten, wo er zunächst in Los Angeles im Büro von Richard Neutra arbeitete und 1950 mit seinem Kollegen Max Starkmann die Firma Reichl & Starkmann gründete.