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Friedrich-Knauer-Gasse 2-4

Fakten

Friedrich-Knauer-Gasse 2-4

Friedrich-Knauer-Gasse 2-4, 1100 Wien

Baujahr: 1929-1929

Wohnungen: 56

Architekt: Otto Rudolf Polak-Hellwig

Weitere Adressen

Kennergasse 15, 1100 Wien

Angeligasse 10, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Im Erdgeschoß der heute unter Denkmalschutz stehenden Wohnhausanlage befindet sich ein Lokal der Fotosektion der "Naturfreunde" Favoriten. Der Klub, der im Jahre 1928 gegründet und sich während des Zweiten Weltkrieges zerschlagen hatte, formierte sich nach Ende des Krieges wieder. Ehe die Mitglieder ihr jetziges Domizil beziehen konnten, befanden sich Klublokal und Dunkelkammer zunächst im Arbeiterheim Favoriten in der Laxenburger Straße 8-10, das nach Plänen Hubert Gessners zwischen 1901 und 1902 errichtet und nach Umbauten 1952 wieder in Betrieb genommen wurde. Das ehemalige Favoritner Arbeiterheim wurde 1990 schließlich in ein Hotel umgebaut.

Die Architektur

In der Friedrich-Knauer-Gasse/Ecke Kennergasse entstand nach Plänen Otto Polak-Hellwigs eine auffällige Ecklösung mit drei Stiegen und insgesamt 56 Wohnungen. Die fünf Geschoße hohe, breit gelagerte Verbauung besticht vor allem durch die dem Baukörper vorgelagerte Erkergruppe mit den halbloggienartigen Balkonen am Gebäudeeck und dem weit auskragenden Satteldach mit den zentrierten Dachgaupen über dem Eingangsportal in der Friedrich-Knauer-Gasse. Die Fassade selbst ist einfach konzipiert und zeichnet sich durch eine gleichmäßige Achsenreihung auf, die lediglich durch eine Balkonreihe an der Hauptfront und hofseitigen Balkonreihen in ihrer Regelmäßigkeit unterbrochen wird. Interessantes Detail ist das weit zurückversetzte, mit Eisenplatten beschlagene Portal, das mit bunten Keramikplatten verziert und von Fenstergittern gerahmt wird. Durch die unmittelbare Nähe zur Friedrich-Knauer-Gasse 6-8, einem zeitgleich nach Plänen Anton Valentins entstandenen Gemeindebau, sind auch die beiden Grünraumanlagen offen gestaltet und für jedermann frei zugänglich.

Der Name

Die frühere Patrubangasse, die 1930 nach dem österreichischen Zoologen und ehemaligen Direktor des Wiener Vivariums im Prater Dr. Friedrich Knauer (1850-1926) benannt wurde, verbindet die Kennergasse mit der Klausenburger Straße. Aufgrund seiner Initiative erfolgte die Gründung des Wiener Tiergartens, dessen Leitung er 1893 übernahm. Knauer war Vorsitzender der Österreichischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft und Herausgeber der Zeitschrift "Der Naturhistoriker".

Architekten

Otto Rudolf Polak-Hellwig - Otto Rudolf Polak-Hellwig (1885-1951) studierte zunächst an der Technischen Hochschule Wien und von 1908 bis 1909 an der Akademie der bildenden Künste. Er beschäftigte sich vor allem mit rationeller Wohnungs- und Haushaltsplanung. Im 17. Bezirk schuf er 1916 ein prototypisches Einküchenhaus, das jedoch 1959 abgerissen wurde. 1938 emigrierte er nach Australien.