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Salzergasse 29-31

Fakten

Salzergasse 29-31

Salzergasse 29-31, 1090 Wien

Baujahr: 1976-1977

Wohnungen: 28

Architekt: Eduard Ebner

Weitere Adressen

Liechtensteinstraße 82-84, 1090 Wien

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Der achtgeschoßige Gemeindewohnbau in der Liechtensteinstraße 82 (dort befindet sich die Hauptfassade) ist eines der raren Beispiele skulpturaler Architektur der 1960er- bzw. 1970er-Jahre in Wien.

Bezogen auf Österreich etablierte sich dieser Begriff in Anlehnung an die sog. Wotruba-Kirche (Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit am Georgenberg, erbaut vom Künstler Fritz Wotruba in Zusammenarbeit mit Fritz G. Mayr in den Jahren 1965-1976), dem bedeutendsten nationalen Beispiel aus jener Zeit. Diese Bauform entfaltet sich in monumentaler, figurativer Plastik: Formen werden kubisch analysiert, das Bauvolumen in Betonquadern aufgeschichtet. Das in seiner Realisierung radikalste Exempel skulpturaler, kubischer Bauweise stellt das "Habitat" in Montreal dar: ein Gebäudekomplex aus verschachtelt gestapelten Wohnboxen. Moshe Safdie entwarf diese Siedlung für die Weltausstellung 1967.

Auch ein visionäres Forschungsprojekt der österreichischen Architektengruppe P + F (Herbert Prader / Franz Fehringer und Erich Ott) gilt es in diesem Zusammenhang zu nennen: die "Hexagonalen Wohnzellen" wurden in den Jahren 1966-1972 entwickelt, sie bestehen aus stapelbaren, industriell vorfabrizierten Wohneinheiten.

Die Architektur

Beim vorliegenden Gebäude des Architekten Eduard Ebner handelt es sich um einen symmetrischen Bau. Die Symmetrie entspricht im Grunde nicht den Idealen einer skulpturalen Architektur (s. Geschichte des Gemeindebaus), hier kommt sie jedoch der Bauaufgabe und den wirtschaftlichen Anforderungen derselben entgegen. Ebenso kam es nicht zum Einsatz vorfabrizierter Bauteile; die kubisch aufgelöste Fassade ergibt sich demnach weniger als Folge einer bestimmten konstruktiven Lösung, sondern muss als rein ästhetisches Element gewertet werden.

Die Hauptfassade weist im Prinzip zwei Erkeranlagen mit zusätzlichen, sich daraus hervorschiebenden Balkonen auf. Die Schauseite in der Salzergasse ist als "Rückseite" wesentlich introvertierter gestaltet: wenige Öffnungen liegen zurückversetzt in der geschlossen und massiv anmutenden Fassade. Kleine, wie Schießkolben aggressiv hervorstehende Wasserspeier unterstreichen diesen Bollwerk-Effekt.

Das Untergeschoß birgt eine Garage mit 20 Stellplätzen. Im Erdgeschoß befinden sich zwei Lokale mit Nebenräumen. Darüber entwickeln sich sieben Wohngeschoße, die alternierend unterschiedlich gestaltet sind und über zwei Stiegenhäuser erschlossen werden. Jedes davon fädelt per Stockwerk zwei gespiegelte Wohnungen auf.

Der Name

Die Salzergasse führt diese Bezeichnung seit 1808 und erinnert damit an die sogenannten "Salzer"; so nannte man die Schiffer, die Salz nach Wien brachten. Urkundlich erwähnt wurde die Straße bereits 1701.

Architekten

Eduard Ebner - Eduard Ebner (geb. 1933) studierte von 1951 bis 1956 Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Oswald Haerdtl. Zusammen mit Günter Lautner entwarf er die ab 1993 errichtete Wohnhausanlage Margaretenstraße 89 in Wien 5.