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Leitgebgasse 3

Fakten

Leitgebgasse 3

Leitgebgasse 3, 1050 Wien

Baujahr: 1985-1986

Wohnungen: 11

Architekt: Eveline-Anne Bettelheim

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Leitgebgasse, die die Stöbergasse mit der Oberen Amtshausgasse verbindet, wurde in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zur Kohlgasse ausgeführt und erst zehn Jahre später vollständig verbaut. Der erste Abschnitt des Gebietes, der den heutige Gemeindebau - und zuvor ein 1870 erbautes Biedermeierhaus - aufnimmt, gehört zu den ältesten Straßenzügen des Sektors, der sich als eine städtebaulich klar hervorgehobene Einheit innerhalb von Margareten präsentiert. Die rasterförmige Parzellierung stammt noch aus der Zeit nach der Trennung Wiedens, des vierten Bezirks, vom fünften Bezirk im Jahre 1862, die Straßenzüge waren jedoch bereits im 18. Jahrhundert als einfache Feldwege vorhanden.

Die Architektur

Die schmale Baulücke in der Leitgebgasse wurde mit einem fünfgeschoßigen Wohnhaus samt ausgebautem Dachgeschoß geschlossen. Das Gebäude wird über einen zentral situierten Hauseingang betreten, im innen liegenden Stiegenhaus werden je Geschoß zwei Wohnungen erschlossen (Zweispänner). Nach Plänen Eveline Bettelheims entstand zeitgleich die Gießaufgasse 26, wodurch sehr starke Parallelitäten zu erkennen sind. Für die Architektin kennzeichnend sind der Abschluss der Fassade durch ein ausgebautes Mansarddach und die Betonung des Mittelteils mit dem rundbogigen Abschluss wie auch die Hervorhebung des letzten Obergeschoßes. In diesem Fall ist ein Mittelrisalit entstanden, der kreuzförmig die ersten drei Etagen begrenzt und so gleichzeitig eine Pufferzone zum ausgebauten Dachgeschoß bildet. Durch die Situierung der Fensteröffnungen im Mittelteil, die hier kleinsprossig und um einen Halbstock versetzt sind, wird das dahinter liegende Stiegenhaus erahnbar. Insgesamt wird sehr stark mit Fassadenvor- und Rücksprüngen gearbeitet, die der Fassade dem Eindruck von etwas "Vielschichtigem" verleihen. Farbliche Akzente setzt die Erdgeschoßzone mit den blauen Fliesenelementen. Die rückseitige Fassadengestaltung ist schlicht und einfach, ein schmaler, als Terrasse angelegter Hof begrenzt das Wohnhaus zum Nachbargrundstück.

Der Name

Die seit 1875 bestehende Gasse ist in einem ersten Abschnitt bis zur Kohlgasse ausgeführt und zu Ende des 19. Jahrhunderts endgültig ausgebaut worden. Die Leitgebgasse verdankt ihren Namen dem Klagenfurter Andreas Ludwig Leitgeb (1683 - 1751), der in den Jahren 1733 - 1736 sowie 1745 - 1751 die Funktion des Bürgermeisters von Wien innehatte.

Architekten

Eveline-Anne Bettelheim - Eveline-Anne Bettelheim (geb. 1946) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, wo sie unter anderem bei Karl Schwanzer und Reinhard Gieselmann lernte. Als freischaffende Architektin beschäftigt sie sich vorwiegend mit Umbauten und Innenraumgestaltungen; besonders bermerkenswert ist etwa der Umbau des Stadttheaters Walfischgasse in Wien 1 (2004). Bereits Mitte der 1980er-Jahre entwarf Eveline-Anne Bettelheim die Gemeindewohnbauten Gießaufgasse 26 und Leitgebgasse 3 in Wien 5. Zudem betreibt sie eine Galerie für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.