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Wiedner Hauptstraße 103

Fakten

Wiedner Hauptstraße 103

Wiedner Hauptstraße 103, 1050 Wien

Baujahr: 1938-1938

Wohnungen: 9

Architekt: Karl Ehn

Wohnen in Wien

1938 wurde der Nationalsozialist Hermann Neubacher aus dem Bauressort Wiener Bürgermeister. Die nationalsozialistischen Stadtplaner wälzten pompöse Ideen und Pläne - in erster Linie Propagandamaßnahmen. Die systematische Zerstörung jüdischen Eigentums und Enteignungen - auch von Gemeindewohnungen - waren Teil dieser Stadtplanung. Während einige Architekten ihre Lizenz verloren, wurden andere mit der Errichtung von Volkswohnhäusern, Kasernen und Rüstungsbauten beauftragt. Entgegen den anfänglichen Plänen wurde mehr in Kriegsbauten als in den Wohnbau investiert - die heute noch existierenden Flaktürme wurden errichtet. Ab 1941 wurde die Bautätigkeit kriegsbedingt größtenteils eingestellt und die Strukturen der Stadtplanung wurden aufgelöst. Die Zerstörung großer Teile Wiens war Folge des Krieges.

Geschichte

Der Otto-Wagner-Schüler Karl Ehn schuf in seiner langjährigen Tätigkeit im Wiener Stadtbauamt mehrere imposante soziale Wohnbauten. Auch nach dem politischen Machtwechsel in den 1930er-Jahren blieb Ehn dieser Aufgabe treu, erhielt jedoch währende des Ständestaates keine großen Aufträge. 1938 wurden lediglich einige wenige Bauten nach Plänen Ehns errichtet, darunter das Wohnhaus und angrenzende Pfarrhaus der Pfarre St. Florian in Wieden. 1961 wurde die Kirche St. Florian, die einst mitten auf der Wiedner Hauptstraße gestanden hatte, auf den neuen Bauplatz Ecke Laurenzgasse - Wiedner Hauptstraße verlegt und dort neu errichtet. Lediglich das ehemalige Pfarrhaus, das heute teilweise von der Caritas genützt wird und ein Ambulatorium für Suchtkranke beherbergt, erinnert an den ehemaligen Standort der Pfarre.

Die Architektur

Das acht Achsen breite, fünfgeschoßige Wohnhaus wurde 1938 entlang der Wiedner Hauptstraße errichtet. Die Wohnungen werden über ein innenliegendes Stiegenhaus erschlossen, der Haupteingang befindet sich in der Mitte. Das Erdgeschoß beherbergt neben den erforderlichen Nebenräumen auch eine Geschäftszone. Der Baukörper, geprägt durch die sachliche Nüchternheit und rational betonten Deutungen des Zeitgeistes, orientiert sich an der Höhe des Altbestandes und des ebenfalls 1938 entstandenen Nebengebäudes. Die Strenge des klaren, kubischen Baukörpers wird durch das Grundthema - horizontal und vertikal streng gereihte Fensterachsen - in seiner Wirkung nochmals unterstrichen. Lediglich die andersfarbige Absetzung der Fensterumrahmungen setzt zaghafte Nuancen. Während die straßenseitige Fassade mit horizontalen und vertikalen Fensterreihen in gebotener Nüchternheit geglättet erscheint, wird die hofseitige Fassade des Baukörpers durch seitliche Loggien und unterschiedliche Fensterformaten etwas aufgelockert, sodass sich Wohn- und Schlafräume in den Hofraum öffnen.

Der Name

Die Wiedner Hauptstraße, eine über zwei Bezirke angelegte Verbindung (4. und 5. Bezirk), besteht seit 1862 und hieß zuvor Alte Wieden Hauptstraße, danach Matzleinsdorfer Hauptstraße und vor der letzten Umbenennung Matzleinsdorfer Straße. Sie erinnert an den Ort Wieden, der 1211 als "Widen" erstmals urkundlich erwähnt wurde und sich von der Widmung an das Heiligenspital ableiten lässt. Der Vorort wurde 1850 eingemeindet und ist heute Namensgeber des 4. Gemeindebezirkes.

Architekten

Karl Ehn - Karl Ehn (1884-1959) studierte von 1904 bis 1907 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Bereit 1908 trat er in den Dienst des Wiener Stadtbauamts. Vor dem Ersten Weltkrieg errichtete er vor allem Nutzbauten wie etwa Lagerhäuser für die Gemeinde Wien. In den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden zahlreiche Wohnhausanlagen nach seinen Entwürfen, darunter auch sein prominentestes Bauwerk: der Karl-Marx-Hof in Wien 19. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Ehn noch als Architekt tätig. Sein letztes Bauwerk, der Karl-Schönherr-Hof in Wien 9, wurde 1952 vollendet.