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Leystraße 23

Fakten

Leystraße 23

Leystraße 23, 1200 Wien

Baujahr: 1930-1931

Wohnungen: 389

Architekt: Rudolf Perco

Weitere Adressen

Forsthausgasse 19, 1200 Wien

Friedrich-Engels-Platz 2, 1200 Wien

Aignerstraße 6, 1200 Wien

Kapaunplatz 2, 1200 Wien

Aignerstraße 6, 1200 Wien

Friedrich-Engels-Platz 2, 1200 Wien

Kapaunplatz 20, 1200 Wien

Forsthausgasse 19, 1200 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, war bis zur Donauregulierung 1870-1875 zu großen Teilen eine Aulandschaft mit Fasangarten, den Josef II. 1775 gemeinsam mit dem Augarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Das Gebiet wurde anfangs hauptsächlich von Fischern, Jägern und Holzfällern bewohnt, später kamen Gärtner und Wirte hinzu. Im 19. Jahrhundert begann man mit dem Anlegen von Küchengärten sowie mit der Ansiedelung der ersten Fabriken. Zu dieser Zeit setzte eine Verbauung des Landes ein, die freilich bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges keineswegs flächendeckend war. Baulücken wurden in großem Umfang erst durch den kommunalen Wohnbau der Ersten Republik geschlossen. Im Jahr 1900 wurde die Umgebung des Gemeindebaus von der Leopoldstadt getrennt und als eigenständiger Bezirk eingerichtet. Für die gegnerische Propaganda galt der Hof - nicht zuletzt wegen seiner strategischen Lage - als besonders wichtiges Bollwerk des Republikanischen Schutzbundes im Jahr 1934.

Die Architektur

Der Wohnkomplex stellt die Randverbauung einer monumentalen Anlage dar, die an Otto Wagners "Idealplan zur Stadterweiterung des XXII. Bezirks" oder dessen frühes Studienprojekt "Artibus" anschließt. Es handelt sich um eine Wohnstadt, in der von Beginn an zahlreiche sozialen und infrastrukturellen Bedürfnissen dienende Einrichtungen vorgesehen waren. Der nur zum Teil fertig gestellte, später erweiterte Bau ist auf kreuzaxialem Grundriss errichtet. Die Symmetrie der Architektur wird unter anderem durch beiderseits des Torbaus ausgeformte Wohntürme mit vorgesetzten Balkongruppen und emporstrebenden Pfeilern betont und im Zentrum der Anlage um den zugebauten Binnenhof Kapaunplatz durch zwei einander kreuzende Hauptachsen sichtbar gemacht. Die orthogonalen Bezugsachsen geben die Blickrichtung vor. Im Stil ist die Architektur insgesamt der Großstadtidee des ausgehenden 19. Jahrhunderts verpflichtet.

Den Komplex in der Leystraße charakterisiert die schmale, halbrund vorkragende Horizontalgliederung, die über und unterhalb der hochrechteckigen Fenster durchläuft. Rhythmisch angeordnete Balkone bestimmen das Erscheinungsbild der Fassade. Das Erdgeschoß wird durch einen breiten, von der Grundfarbe des Hauses differenzierten Sockel definiert. Eine Steinrahmung, die gegenüber der Mauerfläche leicht zurückgesetzt ist, umgibt den einspringenden Eingang zum Hof der Anlage. Die Front ist mehrmals versetzt und durch Erker gegliedert.

Der Name

Benannt wurde der Straßenzug 1884 nach Konrad Ley (1801-1881). Er war von 1862 bis 1874 Bezirksvorsteher der Leopoldstadt.

Architekten

Rudolf Perco - Rudolf Perco (1884-1942) war bereits in verschiedenen Architekturbüros tätig, bevor er von 1906 bis 1910 an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte und die Meisterschule von Otto Wagner besuchte. Schon früh konnte er einige repräsentative Wohn- und Geschäftshäuser, wie etwa den Fürstenhof (Praterstraße 25, Wien 2; 1913) realisieren. Aufgrund der schlechten Auftragslage nach dem Ersten Weltkrieg, begann er ein Jurastudium, das er 1924 abschloss. Erst im Zuge des Wohnbauprogramms der Gemeinde Wien konnte er wieder große Projekte wie die Wohnhausanlage Am Engelsplatz (Wien 2, 1929-1933) realisieren.