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Paulanergasse 3

Fakten

Paulanergasse 3

Paulanergasse 3, 1040 Wien

Baujahr: 1980-1982

Wohnungen: 37

Architekt: Karl Schwanzer, Gerhard Krampf

Weitere Adressen

Neumanngasse 6, 1040 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Der Mozartplatz mit den Zauberflöten-Brunnen, ein Werk des Bildhauers Carl Wollek und des Architekten Otto Schönthal (1905), sowie die Neumanngasse entstanden in den Jahren 1789-1802 auf den ehemaligen Gartengründen des Paulanerklosters. Die heute durch den August-Bergmann-Hof verbaute Nordostecke des Platzes bildete das nach Abbruch eines Biedermeierhauses von dem Architekten Eduard Prandl 1908 errichtete Johann-Strauß-Theater (später Scala), das 1931 durch Carl Witzmann umgebaut wurde. Der originale Baubestand des biedermeierlich quadratischen Platzes mit Straßenkreuz ist nur mehr im südlichen Teil vorhanden. An der Stelle der 1980 errichteten Wohnhausanlage befand sich in der Paulanergasse Nr. 3, die durch die Abteilung der Gärten des Klosters 1796 als Kirchengasse angelegt worden war, ein um 1802 erbautes Biedermeierhaus, das 1822 zu einem Gemeinde- und Schulhaus umgebaut wurde. Das dreigeschoßige Bürgerhaus mit dem abschließenden Kranzgesims und dem mittig situierten Dreiecksgiebel bildete zusammen mit dem ehemaligen Kloster (heute Pfarrhof) ein gutes und frühes Beispiel für das Reduzieren von Formen im klassizistischen Monumentalbau. Heute besitzt die Gasse durch die meist fünf- bis sechsgeschoßigen Bauten aus der Zeit nach 1900 und die Neubauten einen eher uneinheitlichen Charakter.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage schließt in Höhe und Gestaltung nahtlos an einen 1978 begonnenen und 1981 fertig gestellten Gemeindebau der beiden Architekten Karl Schwanzer und Gerhard Krampf auf diesem Grundstück an. Insgesamt entsteht damit auf den ehemaligen Skala-Gründen ein letztlich siebengeschoßiger Gebäudekomplex mit ausgebautem Dachgeschoß, der von drei Straßenzügen (Paulanergasse, Neumanngasse, Favoritenstraße) begrenzt wird. Der Bau, der dem Straßenverlauf folgt, besitzt einen im Süden an der Neumanngasse vorgelagerten, nur aus einem Erdgeschoß bestehenden Bauteil (mit Blick auf den Zauberflöten-Brunnen), in dem ein Restaurant untergebracht ist, auf dessen Dach sich eine Grünfläche befindet. Im Erdgeschoß befinden sich Geschäftslokale und eine Bibliothek, darüber liegen die süd- und westseitig ausgerichteten Wohnungen mit dem für den Bau charakteristischen, durch Erker mit polygonal schrägen Anschlüssen gestalteten Straßenfassaden, die durch die unterschiedliche Farbgebung und die zum Teil ums Eck geführten Fenster zusätzlich Gewicht erlangen. Von der Neumanngasse zur Paulanergasse wurde ein Durchgang mit frei gestellten Arkaden geschaffen, der im Bereich der Neumanngasse von einer aufwändigen Glaskonstruktion überdacht ist.

... und die Kunst

Der in Wien lebende Künstler Kurt Spurey (geb. 1941 in Mariazell/Steiermark) gestaltete für die städtische Wohnhausanlage eine Betonwand (Favoritenstraße, Ecke Paulanergasse) mit dem Namen "Bewegung".

Der Name

Die Paulanergasse, die vor ihrer Umbenennung im Jahre 1862 Kirchengasse hieß, wurde nach der Ordensgemeinschaft der Paulaner um den Einsiedler Franz von Paula benannt, die im 17. Jahrhundert hier eine Kirche und ein Kloster errichtete.

Architekten

Karl Schwanzer - Karl Schwanzer (1918-1975) zählt zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen Nachkriegsarchitektur. 1940 schloss er sein Studium an der Technischen Universität Wien ab und eröffnete 1949 ein eigenes Atelier in Wien, 1963 ein weiteres in München. Ab 1959 hatte er eine Professur an der TH Wien inne. Zu seinen bedeutendsten Bauten zählen der Österreichische Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel 1958 (heute: Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 3) und die BMW-Zentrale in München (1973). Posthum erhielt er 1975 den Großen Österreichischen Staatspreis.

Gerhard Krampf - Gerhard Krampf (1924-1992) studierte von 1946 bis 1950 an der Universität für Angewandte Kunst Wien, wo er die Meisterklasse von Franz Schuster besuchte. Ab 1951 war er immer wieder Mitarbeiter im Büro von Karl Schwanzer und von 1970 bis 1975 dessen Entwurfsleiter. So war er unter anderem am Bau des Österreichischen Pavillons der Weltausstellung 1967 in Montreal und am Bau der BMW-Zentrale in München (1973) beteiligt. Nach Schwanzers Tod 1975 übernahm Krampf dessen Büro. Sein bedeutendstes Werk in Wien ist das noch gemeinsam mit Karl Schwanzer geplante Universitätszentrum in der Althanstraße (Althanstraße 14, Wien 9, 1976).