Schäffergasse 10-12
Schäffergasse 10-12
Schäffergasse 10-12, 1040 WienBaujahr: 1950-1951
Wohnungen: 1
Architekt: Hanns Kunath
Weitere Adressen
Preßgasse 2, 1040 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Schäffergasse bestand ursprünglich aus zwei 1862 zusammengelegten Straßen: der Ankergasse und Kapäundlgasse, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Allee angelegt wurde. Die Straße war mit Vorstadthäusern aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert bebaut. Die heutige Wohnhausanlage wurde auf einem Eckgrundstück anstelle von zwei Häusern aus dem 18. Jahrhundert errichtet, welche die Stadt Wien bereits 1929 erworben hatte. Durch eine Explosion am 26. Juni 2019 wurde der Gemeindebau zerstört und musste abgerissen werden. Derzeit wird an den Plänen für den Neubau gearbeitet.
Die Architektur
Das ursprünglich auf dem Eckgrundstück 1950 errichtete Wohnhaus ist im Grundriss L-förmig angelegt. Dadurch entsteht ein kleiner Innenhof. Der Bau besteht aus zwei unterschiedlichen Baukörpern: einem höheren, sechsgeschoßigen an der Preßgasse und einem niedrigeren, fünfgeschoßigen an der Schäffergasse. Der höhere Bauteil tritt gegen die Schäffergasse ab dem ersten Stock erkerartig hervor, während er in der Preßgasse mit einem einachsigen Seitenrisaliten das Wohnhaus gegen das Nachbarhaus abschließt. Der Trakt an der Schäffergasse besitzt im Erdgeschoß drei gleich große Zugänge, die eine formale Einheit bilden: links der Eingangsbereich, rechts anschließend zwei Geschäftsportale. Im Hof befindet sich der Zugang zu den zwei Stiegenhäusern. Die farbliche Gestaltung der Fassade betont nicht nur die unterschiedlichen Fassadenzonen, sondern auch die Gliederung des gesamten Baukörpers. Mit seiner sachlichen Gestaltung entspricht das Haus der Wohnhausarchitektur nach 1945.
Der Name
Der Gemeindebau steht in der seit 1862 nach dem Schneidermeister Johann Michael Schäffer (1779-1848) benannten Straße, der 1845 eine Stiftung für verarmte Bürgerstöchter errichtet hatte.
Architekten
Hanns Kunath - Hanns Kunath (1902-1979) absolvierte sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Graz. 1941 wurde er wegen "politischer Unzuverlässigkeit" aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen. Ab 1951 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Für die Gemeinde Wien entstanden mehrere Wohnhausanlagen nach seinen Plänen. Außerdem realisierte er Genossenschaftssiedlungen, Verwaltungs- und Sakralbauten in ganz Österreich.