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Favoritenstraße 42

Fakten

Favoritenstraße 42

Favoritenstraße 42, 1040 Wien

Baujahr: 1888

Wohnungen: 13

Architekt: Eduard Frauenfeld jun.

Wohnen in Wien

Im 19. Jahrhundert wuchs als Folge der massiven Industrialisierung die Arbeiterschicht stark an, die Einwohnerzahl Wiens explodierte, vor allem auch durch den Zuzug aus den ländlichen Gebieten der Donaumonarchie. Die nötigen Wohnungen wurden nahezu ausschließlich von Privaten gewinnorientiert gebaut. Mietskasernen mit so genannten "Bassena-Wohnungen" - Zimmer, Küche, Wasser und WC auf dem Gang - entstanden. In den Jahren des Ersten Weltkrieges stagnierte die Bautätigkeit.

Geschichte

Das Gebäude aus der Gründerzeit diente bis ins zweite Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts dem Elektrounternehmen Deckert & Homolka als Firmensitz. Aus der Firma entstand 1911, durch Zusammenschluss mit der schwedischen Firma Ericsson, das Unternehmen Ericsson Österreich AG und der Firmensitz wurde verlegt. Erst danach wurden die einzelnen Stockwerke durch Umbauten und Ergänzungen zu Wohnungen adaptiert.

Die Architektur

Dort, wo die Favoritenstraße nach dem Theresianum Richtung Südtirolerplatz führt, liegt auf leicht ansteigendem Terrain das Wohnhaus. Die symmetrische Fassade wird durch fünf Stockwerke und neun Achsen grob gegliedert, wobei die Mittelachse risalitartig hervortritt. Genutete Pilaster sowie ein Giebel über dem dritten Stockwerk betonen die Mitte und vergrößern das Portal optisch. Im genuteten Erdgeschoß befinden sich zu beiden Seiten des Hauptportals zur Straße hin je vier Öffnungen, die mit Schlusssteinen besetzt sind. Das Hauptportal wird von genuteten Halbsäulen mit Basis und ionischem Kapitell gerahmt und von einem Segmentgiebel bekrönt. Im Giebelfeld setzen eine Maske, ein Medaillon und Blumengirlanden einen zusätzlichen Akzent. Ein Gesims trennt den ersten Stock von den beiden angrenzenden Stockwerken. Pilaster und Schlusssteine umrahmen die Fenster, die durch die dazwischen liegende, genutete Wandfläche zusammengefasst werden. Im zweiten Stockwerk sind die Fenster von einer Ädikula (tempelartiger Vorbau) mit einem geschmückten Schlussstein umgeben. Die Fenster des dritten Stockwerks setzen direkt darüber an und erzeugen dadurch eine vertikale Verbindung der beiden Geschoße. Die Sohlbank ist mit einem Muschelmotiv und Blumengirlanden verziert, die im Feld über dem Fenster noch einmal auftauchen. Zwischen den Fenstern sorgen Blumengehänge für eine weitere Auflockerung der Fassade. Ein vorspringendes Gesims trennt das oberste Stockwerk deutlich von der restlichen Fassade - Volutengiebel mit Blumengirlanden und Muschelmotiven schmücken auch hier die Fenster. Ein Kranzgesims schließt den Bau nach oben hin ab.

Der Name

Die Favoritenstraße ist seit 1903 nach dem kaiserlichen Lustschloss Favorita, dem heutigen Theresianum, benannt. Davor wurde sie als Kaiserallee oder auch Kaiserweg und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Favoriten Linien Straße bezeichnet. Ursprüngliche diente die Straße als Verbindung zwischen dem Sommersitz und den kaiserlichen Gründen auf dem Laaer Berg.

Architekten

Eduard Frauenfeld jun. - Der Vater von Eduard Frauenfeld jun. (1853-1910) führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein erfolgreiches Bauunternehmen, das Frauenfeld jun. nach dessen Tod übernahm. Im Jahr 1879 legte er die Baumeisterprüfung ab und gründete die Firma Frauenfeld & Berghof, die neben Wohn- und Geschäftsbauten auch einige öffentliche Bauten und Villen errichtete. Das Unternehmen führte viele Bauten nach den Plänen anderer Architekten aus, wobei eine klare Trennung aufgrund fehlender Aufzeichnungen meist nicht möglich ist. Eduard Frauenfeld jun. erhielt 1898 das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens und das Goldene Verdienstkreuz.