Erdbergstraße 126-130
Erdbergstraße 126-130
Erdbergstraße 126-130, 1030 WienBaujahr: 1962-1963
Wohnungen: 45
Architekt: Theophil Nieman, Ernst Berg, Kurt Vana, Heinrich Vana
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt am Fuße eines Steilhanges, der noch heute von der frühmittelalterlichen, aus Erde gestampften Befestigungsanlage zeugt, die bereits 1192 bei der Gefangennahme von Richard Löwenherz als Ertpurch Erwähnung fand. In ihrem Umfeld bildete sich schon früh ein bäuerliches Dorf, aus dem das heutige Erdberg hervorging. Bis ins 19. Jahrhundert war die Erdbergstraße von ebenerdigen Hofanlagen geprägt, die zum Teil erst nach 1945 im Zuge der Assanierung durch moderne, mehrgeschoßige Wohnhausanlagen ersetzt wurden.
Die Architektur
Das Wohnhaus erstreckt sich mit drei Stiegen entlang der Erdbergstraße und wurde gemeinsam mit dem Gebäude Nr. 134 geplant und errichtet. Das gesamte Erdgeschoß ist als Geschäftszone ausgebildet. Darüber erheben sich fünf Wohngeschoße und das zur Rückseite hin ausgebaute Dachgeschoß. Gegliedert wird die lange Fassade durch zwei vertikale Glasbänder der straßenseitig gelegenen Stiegenhäuser. Sie sind gegenüber der ansonsten glatten Fassadenfläche leicht vorgezogen und werden durch kleine Dachaufbauten turmartig überhöht. Zusätzlich wird diese Gliederung durch die Achsen kleiner Fensterpaare betont, die jeweils die Glasbänder flankieren. Sie markieren die Sanitärräume der Wohnungen. Das dritte Stiegenhaus liegt in der linken Ecke zum kurzen Seitenflügel der L-förmigen Anlage. Der Zugang zu den Stiegen erfolgt vom Hinterhof, zu dem man durch einen kleinen seitlichen Durchgang oder über die freistehende rechte Gebäudekante gelangt. An der Rückseite sind die Wohnungen mit Balkonen ausgestattet, die sich zum begrünten Steilhang öffnen.
Der Name
Zur Wahrung des alten Vorstadtnamens "Erdberg" wurde die Verbindungsstraße zwischen der ehemaligen Vorstadt und Wien durchgehend "Erdbergstraße" benannt. Bis 1862 bezeichnete man sie stadteinwärts "Erdberger Hauptstraße" und stadtauswärts "Antonsgasse". Noch 1899 trug die Straße abschnittsweise den Namen "Mitterweg".
Architekten
Theophil Nieman - Theophil Niemann (1883-1962) studierte von 1905 bis 1906 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Friedrich Ohmann sowie von 1906 bis 1911 an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König. Eines seiner wenigen überlieferten Werke ist die Evangelische Kreuzkirche in Wien 14, Cumberlandstraße 48, aus den Jahren 1930/31.
Ernst Berg - Ernst Berg (1921-2008) studierte ab 1939 zunächst Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien, bevor er zum Architekturstudium wechselte, das er 1949 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Erdbergstraße 126-130 in Wien 3 (1962/63) und Krottenbachstraße 104 in Wien 16 (1966/67).
Kurt Vana - Kurt Vana (geb. 1923) studierte an der Technischen Universität Wien, wo er 1953 promovierte. Bereits 1948 wurde er Partner seines Vaters Heinrich Vana, dessen Büro er 1960 übernahm und das heute von Gerhard Vana geführt wird. In den 1950er- und 1960er-Jahren war Kurt Vana zusammen mit seinem Vater vor allem für die Gemeinde Wien tätig. Sein bedeutendstes Werk ist die gemeinsam mit Heinrich Vana (sowie Franz Mörth und Alexis Franken) geplante Arbeiterkammer Wien (Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 20-22; 1955-1960).
Heinrich Vana - Heinrich Vana (1889-1967) studierte nach seinem Kriegsdienst von 1920 bis 1923 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Bereits ab 1924 war er als selbstständiger Architekt für die Stadt Wien tätig, für die er auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem Sohn Kurt Vana mehrere Wohnbauprojekte realisierte.