Gestettengasse 17
Gestettengasse 17
Gestettengasse 17, 1030 WienBaujahr: 1959-1961
Wohnungen: 62
Architekt: Heinrich Vana, Ernst Berg, Kurt Vana, Theophil Nieman
Weitere Adressen
Fiakerplatz 4, 1030 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Im Bereich der Gestettengasse und des Fiakerplatzes erhob sich einst über einen noch heute erkennbaren Steilhang zur Donau eine frühmittelalterliche, aus Erde gestampfte Befestigungsanlage, die bereits 1192 bei der Gefangennahme von Richard Löwenherz als Ertpurch Erwähnung fand. In ihrem Umfeld bildete sich im damals noch dicht bewachsenen Auwald ein kleines Bauerndorf, das seinen bäuerlichen Charakter bis ins 20. Jahrhundert bewahren konnte. Erst nach 1945 wurden im Zuge der Assanierung die großteils noch ebenerdigen Häuser von Alt-Erdberg durch moderne, mehrgeschoßige Wohnhausanlagen ersetzt.
Die Architektur
Die dreigeschoßige Wohnhausanlage erstreckt sich über acht Stiegen auf dem schmalen Grundstück zwischen Gestettengasse und dem Abhang zur Erdbergstraße. Aufgrund des leicht ansteigenden Niveaus ist der lange Bau durch Abstufungen in mehrere Blöcke unterteilt, wobei die Häuser der Stiegen 7 und 8 auch etwas vorgezogen sind. Hier befindet sich der einzige offene Durchgang, der an seiner freien Ecke von einem schlichten Rundpfeiler gestützt wird. Der durch den vorgezogenen Block entstehende Hinterhof ist zum Teil als Parkplatz angelegt. Die acht Stiegenhäuser werden alle von der Rückseite erschlossen, erreichbar über den Durchgang oder den offenen Zugang vom Fiakerplatz. Die Fenster sind scharf in die glatte Fassade der langen, geschlossenen Rückfront eingeschnitten. Rhythmisiert wird sie nur durch die markant vorgezogenen Rahmungen der Eingangstüren und die darüber in der Höhe versetzten Stiegenhausfenster. Die Straßenfront wird durch französische Fenster und über die gesamte Gebäudehöhe zurückspringende Achsen, in welche Loggien eingelassen sind, aufgebrochen.
Der Name
Die Benennung der Gestettengasse leitet sich von der Bezeichnung "Sandgstätten" ab, die vermutlich auf die ehemals große Sandfläche am Abhang zur Erdbergstraße bzw. auf die Sandgewinnung am Donauufer verweist.
Architekten
Heinrich Vana - Heinrich Vana (1889-1967) studierte nach seinem Kriegsdienst von 1920 bis 1923 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Bereits ab 1924 war er als selbstständiger Architekt für die Stadt Wien tätig, für die er auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem Sohn Kurt Vana mehrere Wohnbauprojekte realisierte.
Ernst Berg - Ernst Berg (1921-2008) studierte ab 1939 zunächst Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien, bevor er zum Architekturstudium wechselte, das er 1949 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Erdbergstraße 126-130 in Wien 3 (1962/63) und Krottenbachstraße 104 in Wien 16 (1966/67).
Kurt Vana - Kurt Vana (geb. 1923) studierte an der Technischen Universität Wien, wo er 1953 promovierte. Bereits 1948 wurde er Partner seines Vaters Heinrich Vana, dessen Büro er 1960 übernahm und das heute von Gerhard Vana geführt wird. In den 1950er- und 1960er-Jahren war Kurt Vana zusammen mit seinem Vater vor allem für die Gemeinde Wien tätig. Sein bedeutendstes Werk ist die gemeinsam mit Heinrich Vana (sowie Franz Mörth und Alexis Franken) geplante Arbeiterkammer Wien (Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 20-22; 1955-1960).
Theophil Nieman - Theophil Niemann (1883-1962) studierte von 1905 bis 1906 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Friedrich Ohmann sowie von 1906 bis 1911 an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König. Eines seiner wenigen überlieferten Werke ist die Evangelische Kreuzkirche in Wien 14, Cumberlandstraße 48, aus den Jahren 1930/31.