Conrad-Lötsch-Hof
Conrad-Lötsch-Hof
Floridsdorfer Markt 9-14, 1210 WienBaujahr: 1961-1962
Wohnungen: 186
Architekt: Florian Omasta, Friedrich Punzmann, Ernst Schuster, Anton Valentin
Weitere Adressen
Schleifgasse 11-15, 1210 Wien
Brünner Straße 24-32, 1210 Wien
Weisselgasse 9-13, 1210 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Straße, in der der Wohnbau steht, wurde ursprünglich als Reichsstraße nach Mähren unter dem Namen Mährische Straße angelegt. Sie führte aus der Stadt hinaus in Richtung Brünn. Auf dem Gelände des heutigen Wohnbaus befanden sich vor allem ein- bis zweigeschoßige Althäuser, in denen Wohnräume und Werkstätten untergebracht waren. Neben einem Friseur und einer Trafik gab es dort auch einen Eislaufplatz, der im Sommer als Tennisplatz genutzt wurde.
Die Architektur
Der Wohnbau aus den frühen 1960er-Jahren schließt direkt an den Floridsdorfer Markt an und liegt gegenüber der Hauptfront des Schlinger-Hofes. Die Anlage besteht aus vier aneinander anschließenden Bauteilen, die von verschiedenen Architekten geplant worden sind. Der Wohnbau verfügt über vier Stockwerke und beherbergt im Erdgeschoß eine Reihe von Geschäftslokalen. Ein zentraler Hof mit einer Grünfläche und einem Kinderspielplatz verbirgt sich im Inneren des Wohnblocks. In Richtung Brünner Straße sorgen Loggien für eine Auflockerung der schlichten Fassade. Auch der Bauteil, der an den Floridsdorfer Markt anschließt, ist einfach gestaltet. Die glatte Fassade wird lediglich von verglasten Stiegenhäusern unterbrochen. An der Front entlang der Weisselgasse ist die Gliederung der Wand ganz zurückgenommen. Über den Durchgängen zum Hof sind verglaste Loggien angeordnet, die die einzelnen Bauteile miteinander verbinden. Der vierte Bauteil, der entlang der Weisselgasse und Schleiffgasse verläuft, verfügt über einen abgerundeten Eckbereich. Ein durchlaufendes Gesims trennt das Erdgeschoß von den restlichen Stockwerken und rechteckige Erker sorgen für einen lebendigen Gesamteindruck.
... und die Kunst
Im Hof des Wohnbaus befindet sich eine Bronzeplastik von Peter Steyer, die eine sitzende Frau mit kurzen Haaren darstellt. Eine Brunnenanlage mit einem Mosaik und einer Kunststeinplastik von Herbert Schwarz ist ebenfalls Teil der Anlage.
Der Name
Die Wohnanlage ist nach dem ehemaligen Floridsdorfer Gemeinderat Conrad Lötsch (1878-1962) benannt. Der gelernte Schlosser engagierte sich in der Sozialdemokratischen Partei und war 1918 beim Streik der Arbeiter gegen den Krieg. Sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg war er als Gemeinderat und Bezirksobmann tätig. Eine Gedenktafel soll an seine Bemühungen um die Floridsdorfer Bevölkerung erinnern.
Architekten
Florian Omasta - Florian Omasta (1902-1990) studierte ab 1935 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa den Conrad-Lötsch-Hof in Wien 21, Floridsdorfer Markt 9-14 (1961/62), und die Anlage Leebgasse 102-106 in Wien 10 (1951/52).
Friedrich Punzmann - Friedrich Punzmann (1901-1982) war ab 1920 an der Technischen Hochschule Wien inskribiert. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem den Bauteil Schleifgasse des Conrad-Lötsch-Hofes in Wien 21 (1961/62) und gemeinsam mit Anton Valentin das Wohnhaus Braunhirschengasse 13 in Wien 15 (1967-1969). Punzmann war auch an Plänen zum Kopenhagen-Hof in Wien 19 (Schegargasse 13-15, 1956-1958) beteiligt.
Ernst Schuster - Ernst Schuster (geb. 1929) studierte von 1947 bis 1955 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an den Entwürfen zum Conrad-Lötsch-Hof in Wien 21, Floridsdorfer Markt 9-14 (1961/62), beteiligt. Sein wohl bedeutendstes Bauwerk ist die gemeinsam mit Konrad Gollob entworfene Höhere Graphische Bundeslehr- und Versuchsanstalt in Wien 14, Linzer Straße 6 (1963-1969).
Anton Valentin - Anton Valentin (1895-1976) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war ab 1926 als freischaffender Architekt in Wien tätig. Für die Gemeinde Wien errichtete er sowohl in der Zwischen- als auch in der Nachkriegszeit eine ganze Reihe an Gemeindebauten.