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Khunngasse 20

Fakten

Khunngasse 20

Khunngasse 20, 1030 Wien

Baujahr: 1928-1929

Wohnungen: 16

Architekt: Rudolf Scherer

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Das Wohnhaus befindet sich im Herzen des Fasanviertels, dessen Gelände bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unverbaut war. 1828 standen im gesamten Viertel nur 23 Häuser. Erst im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Straßen angelegt und das Gelände verbaut.
Die Khunngasse wurde 1892 nach dem Kommunalpolitiker Franz Ritter von Khunn (1802-1892) benannt.

Die Architektur

Die Fassade des schmalen Wohnhauses wird durch fünf Fensterachsen gegliedert. Die äußeren beiden Achsen sind durch spitze Erker vorgezogen. Die mittlere, versetzt angeordnete Fensterachse markiert das Stiegenhaus. Das oberste Fenster durchbricht hier das abschließende Kranzgesims der Fassade. Hinter dieser Überhöhung ist das mit Kupfer verkleidete Dachgeschoß aufgesetzt. Durch die Zurückversetzung von der Fassadefront wurden die strengen Bauvorschriften umgangen und so ein zusätzliches Geschoß ermöglicht.
Das Wohnhaus wird durch eine zentrale Stiege erschlossen, über die man auch in den kleinen, begrünten Hinterhof gelangt. Die Hoffassade ist schlicht gehalten und wird nur durch fünf versetzt angeordnete Balkone rhythmisiert. Die Fenster sind hier wie auch auf der Straßenseite mittels schwacher Profilierungen gerahmt.

... und die Kunst

Den Prinzipien der modernen Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgend, werden an dem betont schlicht gehaltenen Bau funktionale Elemente zur formalen Gestaltung eingesetzt. So sind etwa die Entlüftungsöffnungen an der Fassade rhythmisierend beidseitig der mittleren Fensterachse angeordnet. An der funktional geformten Eingangstür ist der zierende Charakter der Schraubenköpfe bemerkenswert. Das Rot der bekrönenden Kupferverkleidung und das Rot des Stiegenhausgeländers setzen farbliche Akzente. Die weit vorgezogenen Erker und die Überhöhung der mittleren Fensterachse sprengen die Grenzen des eng begrenzten Grundstücks und zeugen vom expressionistischen Einfluss im sozialem Wohnbau der 1920er-Jahre.

Der Name

Die Gasse ist seit 1892 nach Franz Ritter von Khunn (1802-1892) benannt. Er war Mitglied des Wiener Gemeinderates und wiederholt Bürgermeisterstellvertreter. Khunn spendete beträchtliche Summen aus seinem Vermögen den Armen.

Architekten

Rudolf Scherer - Rudolf Scherer (1891-1973) studierte an der Technischen Hochschule Wien u.a. bei Max Ferstel und Max Fabiani. Für die Gemeinde Wien entwarf er bis in die späten 1950er-Jahre Wohnhausanlagen. Diese sind - ebenso wie die nach seinen Plänen erbauten Sommerhäuser in Wien und Niederösterreich - betont funktional durchgestaltet.