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Tandelmarktgasse 14

Fakten

Tandelmarktgasse 14

Tandelmarktgasse 14, 1020 Wien

Baujahr: 1929-1930

Wohnungen: 7

Architekt: Konstantin Peller

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Der Gemeindebau befindet sich in nächster Umgebung des ehemaligen Tandelmarktes (Altwarenmarkt), der 1681 vom Karlsplatz hierher verlegt wurde. Er wurde 1683 zerstört, nahm jedoch ab 1741 seinen Betrieb wieder auf. Seit dem 17. Jahrhundert war die Gegend ein wirtschaftlich bedeutsames jüdisches Ghetto. Neid und Antisemitismus führten jedoch immer wieder zu Vertreibungen. Das kulturelle Leben wurde durch die Ereignisse von 1938 vollkommen vernichtet.

Das Grundstück, auf dem das Wohnhaus steht, ist seit 1927 im Besitz der Stadt Wien.

Die Architektur

Das fünfgeschoßige Wohnhaus schließt eine Lücke zwischen zwei älteren Bauten und setzt mit seiner Architektur markante Akzente. Die horizontalisierende, asymmetrische Gliederung bestimmt das Erscheinungsbild der Front. In der Sockelzone ist das Mauerwerk horizontal abgetreppt; die Stufung zieht sich rechtwinkelig um den in der äußersten Achse des Gebäudes gelegenen Eingangsbereich. Daraus ergibt sich eine hochrechteckige Form, die das Portal räumlich versetzt umrahmt. In den darüber liegenden Geschoßen wiederholt sich die orthogonale Gliederung in vorkragenden Mauerkanten. Das asymmetrische Verhältnis zwischen den über dem Eingangsbereich angeordneten Fenstern und den waagrecht zusammengefassten Fenstern des angrenzenden Fassadenabschnitts wird dadurch besonders betont. Die Relation der Fenster ergibt sich aus der versetzten Dachhöhe. In der äußersten Achse der Front, in der sich der Eingangsbereich befindet, setzt die Traufenlinie höher an und verleiht so der Gliederung nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen funktionalen Effekt. Die Hoffassade ist einfacher gehalten und dem Stil der Straßenseite angeglichen.

Der Name

Die Tandelmarktgasse ist seit 1671 nach dem einst nahegelegenen Tandelmarkt benannt.

Architekten

Konstantin Peller - Konstantin Peller (1887-1969) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterschule von Otto Wagner. Er arbeitete zunächst als freischaffender Architekt sowie für kurze Zeit mit Josef Ludwig, bevor er vor Beginn des Ersten Weltkriegs in das Wiener Stadtbauamt eintrat. Während seiner Tätigkeit in dieser Funktion entwarf er, oft in Zusammenarbeit mit Julius Stoik und Adolf Stöckl, mehrere städtische Wohnhausanlagen und war u. a. auch bei der Regulierung des Wienflusses tätig. 1945 wurde Peller zum Vorsitzenden der Stadtplanung und des Wiederaufbaus ernannt. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Wiener Stadtbauamt hat Konstantin Peller mit der Gestaltung einer Reihe von Wohnbauten die Architektur des Roten Wien entscheidend mitgeprägt.