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Naturnahes Wohnen

Fakten

Naturnahes Wohnen

Fred-Raymond-Gasse 19, 1220 Wien

Baujahr: 1994-1996

Wohnungen: 41

Architekt: Martin Treberspurg

Weitere Adressen

Wulzendorfstraße 86, 1220 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Das Areal der Siedlung "Naturnahes Wohnen" gehörte bis zum Mühlwasser zum Flugfeld Aspern, dem ehemaligen Flughafen von Wien. 1928 wurde eine 85 Meter hohe mehrtürmige Radiosendeanlage (Funkanlage) für den Flugverkehr samt den zugehörigen Nebengebäuden errichtet. Im Laufe der Schließung des Flugfeldes wurde diese demontiert. Die Fundamente der beiden Funktürme bestanden noch zu Baubeginn der heutigen Wohnhausanlage Mitte der 1990er-Jahre.

Die Architektur

Die Siedlung "Naturnahes Wohnen" von Martin Treberspurg wurde unter dem Aspekt, neue, ökologisch zukunftsträchtige Niedrigenergiehäuser in Siedlungsbauweise zu errichten, konzipiert. Bei den Experimentaltypen sollten neue Wege der passiven Sonnenenergienutzung angewandt werden. Das Zentrum der Anlage bildet ein ebenerdiger Gebäudekomplex bestehend aus Gemeinschaftsräumen, Waschküche und Müllraum sowie ein leicht erhaben liegender Spielplatz, der auf den Betonfundamenten der ehemaligen Sendeanlage des Asperner Flugfeldes angeschüttet wurde. Um diese Mitte gruppieren sich neun zwei- beziehungsweise dreigeschoßige Zeilen mit insgesamt 41 Wohneinheiten, wobei alle Häuser über eine mehrgeschoßige, südseitig gelegene Glasveranda, einen kleinen Vorgarten sowie eine Solarzellenanlage verfügen. Für die Siedlung wurde ein eigenes Farbkonzept erstellt, diesem folgend erhält jede Wohnzeile eine eigene, dem spektralen pastelltonigen Bereich zugeordnete Farbe. Von Ost nach West werden die Farben stufenweise aufgehellt, sodass jede Wohneinheit in einem eigenen Farbton gestaltet ist. Ein bemerkenswerter Nebenaspekt ist die Begleitung der Anlage von einer Apfelbaumreihe in der Fred-Raymond-Gasse.

Der Name

Die Siedlung trägt den Namen "Naturnahes Wohnen". Damit sollte nicht nur die Nähe zur Natur, das Wohnen im Grünen, sondern auch das Wohnen mit der Natur, der schonende Umgang mit derselben und die möglichst effiziente Ausnutzung der natürlichen Ressourcen widergespiegelt werden.

Architekten

Martin Treberspurg - Martin Treberspurg, 1953 in Wien geboren, zählt zu den österreichischen Pionieren auf dem Gebiet des energie- und umweltbewussten Bauens. Er studierte von 1971 - 1977 Architektur und Bauwesen an der TU Wien, von 1982 - 1996 bekleidete er die Stelle eines Universitätsassistenten am Institut für Hochbau an der TU Wien; 1985 machte sich Martin Treberspurg selbstständig und gründete mit Georg W. Reinberg die ARGE Architekten Reinberg-Treberspurg. 1992 promovierte er zum Dr. techn. an der TU Wien. 1996 gründete Martin Treberspurg die Treberspurg & Partner Architekten Ziviltechniker GmbH. Seit 2004 übt er außerdem eine Professur an der Universität für Bodenkultur für Ressourcenorientiertes Bauen aus. 1999 wurde Martin Treberspurg mit dem Weltarchitekturpreis ("Sir Robert Matthew Preis") für sein bisheriges architektonisches und wissenschaftliches Werk ausgezeichnet. Zu seinen bedeutendsten Bauten gehören unter anderem das Wohnprojekt Purkersdorf aus den Jahren 1986/87 (gemeinsam mit Georg W. Reinberg), 1994 - 1996 die Wohnhausanlage "Naturnahes Wohnen" in Wien 22, 2004/05 das neue "Schiestlhaus" auf dem Hochschwab, 2000 - 2006 die Generalsanierung und Renovierung der Otto-Wagner-Kirche Am Steinhof.