Rudolf-Hitzinger-Hof
Rudolf-Hitzinger-Hof
Leopoldauer Straße 70, 1210 WienBaujahr: 1969-1971
Wohnungen: 284
Architekt: Friedrich Lang, Ernst Plojhar
Weitere Adressen
Ichagasse , 1210 Wien
Kendegasse 3, 1210 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Straße, in der der Wohnbau steht, war gegen Ende des 19. Jahrhunderts nur stellenweise verbaut. Vor allem stadtauswärts gab es durchwegs Ackerflächen und alte Krautgärten. Auf einem Teilbereich der heutigen Anlage lag ein ebenerdiges Gebäude, das vor Baubeginn zur Gänze abgetragen wurde.
Die Architektur
Der Wohnbau aus den späten 1960er-Jahren besteht aus vier autonomen Bauteilen. Der erste Bauteil verläuft einige Meter zurückgesetzt entlang der Leopoldauer Straße und erstreckt sich über einem rechteckigen Grundriss. Richtung Süden stehen parallel zwei weitere Gebäude. Die Gestaltung dieser viergeschoßigen Wohnbauten unterscheidet sich wesentlich von der des südlichsten, langgestreckten Bauteils. Die glatte Fassade der vorderen Bauteile wird lediglich von knapp eingeschnittenen Fenstern unterbrochen. Die Stiegenaufgänge sind farblich zusammengefasst und betont. An den Hofseiten sorgen Balkone für eine Auflockerung der schlichten Anlage. Der vierte Bauteil hebt sich von den anderen vor allem durch den monumentalen Gesamteindruck ab. Er erstreckt sich über zahlreiche Achsen und acht Geschoße. Die glatte Fassade wird von einer Vielzahl von gleichmäßig angeordneten Fenstern unterbrochen. Schließlich setzen farbliche Wandflächen Akzente an der sonst eher schlichten Fassade.
Der Name
Der Wohnbau ist nach Rudolf Hitzinger (1899 - 1971), dem ehemaligen Bezirksvorsteher von Floridsdorf, benannt. Der gelernte Maschinenschlosser engagierte sich in der Gewerkschaft und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Im Zuge der Februarkämpfe 1934 wurde Hitzinger verhaftet, das Verfahren gegen ihn wurde aber eingestellt. Eine Gedenktafel soll an seine Verdienste um die Bewohner von Floridsdorf erinnern.
Architekten
Friedrich Lang - Friedrich Lang (1911-1978) studierte von 1932 bis 1937 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 mit der 2. Staatsprüfung abschloss und zudem 1938/39 die Meisterschule besuchte. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem den Karl-Kysela-Hof in Wien 16, Thaliastraße 159 (1967-1969), und zusammen mit Ernst Plojhar den Rudolf-Hitzinger-Hof in Wien 21, Leopoldauer Straße 70 (1969-1971), und die Anlage Rudolf-Zeller-Gasse 71 in Wien 23 (1972-1975).
Ernst Plojhar - Ernst Plojhar (geb. 1920) begann 1938 Architektur an der Technischen Hochschule Wien zu studieren, musste das Studium jedoch aufgrund des Zweiten Weltkrieges, in dem er als Russisch-Dolmetscher für die Wehrmacht tätig war, unterbrechen. Während der Kämpfe um Wien 1945 lief er zur Roten Armee über und wurde dafür später von der österreichischen Regierung als Widerstandskämpfer ausgezeichnet. Ernst Plojhar beendete 1954 sein Architekturstudium und arbeitete zuerst als Angestellter und ab 1958 als selbständiger Architekt. Seine Projekte umfassten sowohl öffentliche Bauten (Bürohäuser oder Tankstellen) als auch Wohnbauten, wie etwa die Gemeindewohnhäuser Leopoldauer Straße 70 in Wien 21 und Rudolf-Zeller-Gasse 71 in Wien 23 (beide gemeinsam mit Friedrich Lang). 2002 erschien sein Buch "Von der Notwendigkeit der Architektur. Versuch einer marxistischen Theorie des Bauens".