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Dr.-Adolf-Schärf-Hof

Fakten

Dr.-Adolf-Schärf-Hof

Roterdstraße 12-14, 1160 Wien

Baujahr: 1981-1983

Wohnungen: 329

Architekt: Karl Mang, Helmut Grasberger, Matthias Lukas Lang, Othmar Augustin, Günter Krisch

Weitere Adressen

Baumeistergasse 1, 1160 Wien

Winterburgergasse 2, 1160 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Der Dr.-Adolf-Schärf-Hof wurde auf einem Grundstück der ehemaligen Kleingartensiedlung "Fuchsenloch" und in unmittelbarer Nachbarschaft zum größten Wiener Gemeindebau, dem Sandleitenhof, erbaut. Die Anordnung der vier Baukörper des Dr.-Adolf-Schärf-Hofs lehnt sich zwar an das Vorbild der fast geschlossenen Blockrandbebauung des Sandleitenhofs an, bietet aber weniger großzügige, begrünte und von Plätzen durchsetzte Innenhöfe.

Die Architektur

Die nach innen gewandte Anlage des Dr.-Adolf-Schärf-Hofs besteht aus vier ineinander verschränkten Bauteilen und einem Kindertagesheim. Der äußerste, die übrigen Wohnhäuser umklammernde Bauteil ist mit durchgehend fünf Geschoßen und 17 Stiegen am größten. Zur Straßenseite weisen glatte Putzfassaden, die mit einem verblechten Mansardengeschoß abschließen. Die Erdgeschoßzone ist stellenweise zurückversetzt und verfliest, gekachelte Pfeiler tragen das Obergeschoß. Drei Durchgänge führen ins Innere der Anlage; durch den mittig angeordneten Hauptdurchgang führt ein Weg diagonal durch das Gelände zum zentralen Platz. Richtung Innenhof öffnen sich die Fassaden in zahlreichen einzelnen und doppelten Loggienreihen, die bis ins Erdgeschoß reichen und teilweise terrassiert ausgeführt sind. Entlang der Schenkel von zwei Bauteilen gelangt man zum zentralen Platz der Wohnhausanlage. Die Fassaden dieser beiden Bauteile sind alternierend geschlossen als glatte Putzfassaden bzw. offen mit Loggienreihen ausgeführt. Dunkel gekachelte und zurückversetzte Flächen, die bis ins erste Obergeschoß reichen, markieren die Stiegeneingänge. Beide Bauteile sind in der Höhe gestaffelt, wobei die dem Innenhof zugewandten dreigeschoßigen Stirnfassaden über Loggien verfügen. Der letzte Bauteil ist durchgehend vier Geschoße hoch und umklammert das Kindertagesheim. Das dem zentralen Platz zugewandte Fassadenstück ist zurückversetzt, die Fassaden der beiden ungleich langen Schenkel öffnen sich Richtung Kindertagesheim in Loggien, die sich teilweise in Balkonen fortsetzen. Das Erdgeschoß der längeren Flanke ist hinter gekachelten Pfeilern zurückversetzt und beherbergt eine Ladenzone.

... und die Kunst

Im Zentrum der Wohnhausanlage befindet sich ein Gedenkstein für Bundespräsident Dr. Adolf Schärf aus Marmor und Bronze von P. Seidl (1984).

Der Name

Die Wohnhausanlage in der Roterdstraße 12 -14 wurde nach Dr. Adolf Schärf (20. 4. 1890, Nikolsburg/Mikulov in Mähren, - 28. 2. 1965, Wien) benannt. Schärfs Familie übersiedelte 1899 nach Ottakring. Adolf Schärf begann seine politische Karriere 1920 als Sekretär des sozialdemokratischen Parlamentsklubs, sowohl im Austrofaschismus als auch während der NS-Zeit wurde er mehrmals verhaftet, im April 1945 gehörte er zu den Wiederbegründern der Sozialdemokratischen Partei. Von April bis Dezember 1945 war er vorübergehend als Staatssekretär, dann bis 1957 als Vizekanzler und Abgeordneter zum Nationalrat tätig. Im Mai 1957 wurde Schärf zum Bundespräsidenten gewählt und im April 1963 in seinem Amt bestätigt.

Architekten

Karl Mang - Karl Mang (geb. 1922) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er nach kriegsbedingter Unterbrechung 1948 sein Diplom erhielt. Zusammen mit seiner Frau Eva Mang (1927-2000) realisierte er zahlreiche Inneneinrichtungen, Wohnbauten, aber auch Ausstellungsprojekte. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören unter anderem die Inneneinrichtung des UN-Generalsekretariats in New York City (1972) und der Umbau des Palais Lobkowitz zu einem Theatermuseum (Lobkowitzplatz 2, Wien 1, 1981-1989). Große Verdienste erwarb Mang auch als Publizist und Ausstellungskurator auf den Gebieten des Möbelbaus der Wiener Kommunalarchitektur.

Helmut Grasberger - Helmut Grasberger (1941-1985) studierte von 1961 bis 1970 Architektur an der Technischen Universität Wien. Für die Gemeinde Wien war er an den Entwürfen zum Dr.-Adolf-Schärf-Hof in Wien 16, Roterdstraße 12-14 (1981-1983), beteiligt.

Matthias Lukas Lang - Matthias Lukas Lang (geb. 1927 in Gmunden) studierte von 1946 bis 1951 an der Universität für angewandte Kunst in der Meisterklasse von Oswald Haerdtl. Danach arbeitete er unter anderem im Büro von Max Fellerer am Wiederaufbau des Parlaments in Wien mit, bevor er sich 1958 mit dem Architekten Peter Czernin selbstständig machte. 1970 gründete er sein eigenes Architekturbüro, das er bis heute führt. Ein Schwerpunkt seines Schaffens lag neben dem Büro- und Industriebau vor allem auf dem Wohnbau und dem Bauen für Kinder, wie etwa das viel beachtete Kindertagesheim Roterdstraße 12 in Wien 16 (1980-1984).

Othmar Augustin - Othmar Augustin (geb. 1923) studierte nach geleistetem Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg an der Technischen Universität Wien. Schon während des Studiums arbeitete er im Atelier von Franz Sturm mit. Im Anschluss war er in einem Statikerbüro tätig und führte auch Überprüfungen für den Wiederaufbaufonds durch. Als selbständiger Architekt widmete sich Othmar Augustin vor allem dem Wohn- und Schulbau und erstellte diverse Ortsplanungen. Unter anderem war er an der Verbauung der Draschegründe in Wien 23 und des Eisenstadtplatzes in Wien 10 beteiligt. Seit 1995 ist Othmar Augustin in Pension.

Günter Krisch - Günter Krisch (1922-1995) studierte ab 1948 bei Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach seinen Plänen wurden unter anderem die Wohnhausanlagen Sautergasse 40-42 in Wien 17 (1964/65) und Görgengasse 8 in Wien 19 (1969/70) errichtet.