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Felix-Swoboda Hof

Fakten

Felix-Swoboda Hof

Mitterfeldgasse 1-3, 1110 Wien

Baujahr: 1980-1983

Wohnungen: 144

Architekt: Helmut Franz Ohner, Gerd Handsur, Hannes Roller

Weitere Adressen

Schemmerlstraße 14, 1110 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Wohnhausanlage wurde auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten "Mitter Feld" errichtet. Unterhalb des "Mitter Felds" verlief der ab 1797 angelegte Wiener Neustädter Kanal, der Wien über den Wasserweg mit der Adria (Triest) verbinden sollte. Das Hafenbecken lag im Bereich der Markthalle Wien Mitte. Von dort führte der Kanal entlang der heutigen Schnellbahnlinie über die Ungargasse/Aspangstraße nach St. Marx und weiter quer durch Simmering, wo die Straßenbezeichnung "Am Kanal" noch an dessen Verlauf erinnert, bis nach Wiener Neustadt. Jedoch bereits 1879 wurde der Schiffsverkehr schon wieder stillgelegt, als entlang des Kanalverlaufs die Bahntrasse angelegt wurde. Das dadurch stark verengte Kanalbett wurde im Bereich von Simmering für die hier ansässigen Betriebe als Werkskanal weiter genutzt. Die Bewohner von Simmering und der angrenzenden Bezirke schätzten den Kanal, an dem unter anderem auch ein Kinderfreibad angelegt war, weiterhin als Naherholungsgebiet, weshalb er im Volksmund als "Riviera von Simmering" bezeichnet wurde. Endgültig zugeschüttet wurde der Kanal 1930. Zum Gedenken an Joseph Schemerl (1754-1844), dem Bauleiter des Kanals, trägt die Straße unterhalb der Wohnhausanlage den Namen "Schemmerlstraße".

Die Architektur

Die Wohnhausanlage erstreckt sich entlang der Mitterfeldgasse auf einem langen, zum Laaer Berg hin ansteigenden Grundstück zwischen Schemmerlstraße und Gadnergasse. Die Anlage besteht aus neun Häusern, die insgesamt 20 Stiegen beherbergen. Jeweils drei Häuser sind um einen kleinen Innenhof gruppiert. Die drei Hofgruppen sind auf einer Linie, weit von der Straße abgerückt auf dem langen Grundstück angeordnet. Nach außen zeigt die in den Hang hineingebaute Anlage ein sehr geschlossenes, abgeschirmtes Bild. Die tiefer gelegenen Innenhöfe werden durch schmale Wege und Treppenanlagen von der Straße aus erschlossen und sind auch durch solche miteinander verbunden. Die zwei Hauptgeschoße und ein ausgebautes Dachgeschoß umfassenden Baukörper erhalten durch mehrere Vor- und Rücksprünge sehr komplexe, unregelmäßige Grundrisse. Zudem sind die Baumassen durch zahlreiche Erkerbildungen, Terrassen, Loggien und Balkone kräftig zergliedert. Die Tieferlegung der begrünten Innenhöfe verstärkt den Eindruck von in sich geschlossenen Einheiten, zugleich wird dadurch auch mehr Innenraum geschaffen und die Erdgeschoßwohnungen werden vom Gelände abgehoben. Die glatten Putzfassaden sind zum Teil mit Eternitplatten verkleidet. Die bemerkenswerten Blumenwannen bestehen aus in Betonhaken eingesetzten Eternitschalen.

Der Name

An der Front zur Schemmerlstraße erinnert eine Gedenktafel an den Namensgeber der Wohnhausanlage: Felix Swoboda (1891-1953). Der frühere Bedienstete der Wiener Verkehrsbetriebe war von 1927 bis 1934 Bezirksrat in Simmering. 1945 wurde er in den Wiener Gemeinderat gewählt, dem er bis 1949 und 1953 angehörte.

Architekten

Helmut Franz Ohner - Helmut Franz Anton Ohner (geb. 1926 in Wien) studierte nach einem so genannten Vorbereitungsjahr bei Prof. Otto Niedermoser in den Jahren 1945 bis 1951 Architektur an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf Ohner unter anderem den Josef-Schober-Hof in Wien 9, Grünentorgasse 7 (1987-1989).

Gerd Handsur - Gerd Handsur (geb. 1941) studierte von 1959 bis 1963 bei Karl Schwanzer und Erich Boltenstern an der Technischen Hochschule Wien. Im Anschluss war er einige Jahre im Büro von Johann Staber beschäftigt, wo er am Wettbewerbsprojekt für die UNO-City in Wien (erbaut 1973-1979) mitarbeitete. 1967 übersiedelte Handsur vorübergehend nach Salzburg, wo er unter anderem für Josef Hawranek tätig war. Zurück in Wien arbeitete er 1972 zunächst im Atelier von Harry Glück und machte sich 1973 als Architekt selbständig. Zahlreiche Wohnhäuser in Wien wurden nach seinen Entwürfen errichtet. Besonders hervorzuheben sind die 1976 vollendete Reihenhausanlage Schwarzwaldgasse 30-32 in Wien 23, die Wohnhäuser Kirchmeyergasse 5-7 in Wien 13 (mit Hannes Roller, 1980-1984) und Schegargasse 16 in Wien 19 (1992) sowie die in einer größeren Arbeitsgemeinschaft entstandene Wohnhausanlage Hetzendorfer Straße 19 in Wien 12 (1989).

Hannes Roller - Hannes Roller (geb. 1943) studierte von 1964 bis 1968 an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er die Meisterklasse von Ernst. A. Plischke besuchte. Seit 1975 ist Roller als selbständiger Architekt tätig, wobei von 1976 bis 1981 eine Arbeitsgemeinschaft mit Gerd Handsur bestand. In dieser entstand unter anderem die Wohnhausanlage Kirchmeyergasse 5-7 in Wien 13 (1980-1984). Von den zahlreichen in der Folge entworfenen Wohnhäusern sind vor allem die Lacknergasse 51 in Wien 17 (1983) und die Urbangasse 11 in Wien 17 (1985) hervorzuheben. Außerdem plante Roller eine große Anzahl von Filialen der Creditanstalt sowie Büroadaptierungen und Messestände der Bundeswirtschaftskammer.