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Hermine-Fiala-Hof

Fakten

Hermine-Fiala-Hof

Troststraße 45a, 1100 Wien

Baujahr: 1980-1982

Wohnungen: 398

Architekt: Erich Hofbauer, Wilhelm (Willi) Gehrke, Erwin H(einz) Dusl, Friedrich (Fritz) Novotny, Fritz Oberdorfer

Weitere Adressen

Leebgasse 89, 1100 Wien

Leebgasse 87, 1100 Wien

Troststraße 45B, 1100 Wien

Leebgasse 85A, 1100 Wien

Leebgasse 85, 1100 Wien

Dieselgasse 14, 1100 Wien

Laxenburger Straße 90A, 1100 Wien

Leebgasse 87A, 1100 Wien

Laxenburger Straße 90B, 1100 Wien

Dieselgasse 12A, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Bereits 1977 begannen die Planungen zur Errichtung einer Wohnhausanlage auf dem Grundstück Laxenburger Straße - Troststraße - Leebgase. Die vierseitige Anlage, die zwischen 1980 und 1982 verwirklicht wurde, verbindet in der Tradition der frühen "Superblöcke" die Funktion als soziales Zentrum der Umgebung mit gemeinnützigem Wohnen. Neben zehn behindertengerechten Wohnungen finden sich hier auch Wohneinheiten für betreuende Ärzte, eine sozialpädagogische Station, ein Kindertagesheim (im Innenhof), eine Bücherei sowie eine großzügig dimensionierte Geschäftszone im Erdgeschoß. Eine Besonderheit stellen die ebenerdigen Wohneinheiten in der Leebgasse dar, die jeweils über einen kleinen, sichtgeschützten Vorgarten verfügen.

Die Architektur

Der große, elf Stiegen umfassende Wohnblock an der Kreuzung Laxenburger Straße/Troststraße wurde als Neubau anstelle mehrerer, um 1978 geschliffener Wohnhäuser errichtet. Das leicht ansteigende Grundstück wird von der Leebgasse und der Dieselgasse begrenzt. Ein älteres, an der Laxenburger Straße stehendes Wohnhaus wurde in das im Wesentlichen vierflügelige Konzept integriert.

Der Bau erhebt sich siebengeschoßig über einer hohen, verglasten Sockel- und Geschäftszone an der Troststraße und der Laxenburger Straße. Das oberste Geschoß ist zu Gunsten breiter Terrassen zurückversetzt und wird von einem Flachdach begrenzt. Kastenartig vorspringende, unregelmäßig versetzte Bauteile sowie markant übers Eck gehende französische Fenster erzeugen eine blockhafte Gesamtwirkung. Die Fenster sind bänderartig angeordnet, variieren jedoch in Breite und Sprossenteilung. Zusammen mit den farblich von der Fassadenfläche abgesetzten Fensterrahmen tragen sie zur Rhythmisierung der Fassade bei. Die Fassade ist mit geriffelten Platten verkleidet.

Die Idee der Wohneinheiten mit eigenem Garten wurde im Erdgeschoß an der Leebgasse verwirklicht. Jeder Garten ist durch eine Mauer sichtgeschützt. Im Innenhof der Anlage befindet sich ein Kindertagesheim mit Spielplätzen. Die Wohnungen an der Hofseite verfügen über große, gedeckte Balkone.

Von der ursprünglich zweigeschoßig geplanten, großzügig angelegten Garage wurde nur eine Ebene realisiert; diese befindet sich im Untergeschoß der Flügel Leebgasse/Dieselgasse.

Der Name

Der Hermine-Fiala-Hof wurde im Jahr 1983 nach Hermine Fiala (1930-1979), Sozialdemokratin und ab 1966 Wiener Gemeinderätin, benannt. Fiala hatte sich schon früh in der Sozialistischen Jugend engagiert und war u.a. auch Präsidentin des Vereins "Volkshochschule Favoriten" sowie Referentin der Baugenossenschaft "Junge Generation".
Die Troststraße ist seit 1894 nach dem Fleischhauer und Hausbesitzer Martin Trost (1831-1893) benannt. Der gebürtige Bayer gehörte der Liberalen Partei an und war einer der ersten Wiener Gemeinderäte aus Favoriten (1873-1893) sowie Vorsitzender des Favoritner Ortsschulrates.

Architekten

Erich Hofbauer - Erich Hofbauer (geb. 1932) studierte von 1953 bis 1956 Architektur bei Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste Wien. Im Anschluss war er zunächst ein Jahr im Büro von Walter Foral und danach sechseinhalb Jahre bei Karl Schwanzer tätig, wo er unter anderem die erste Erweiterung der Kapuzinergruft in Wien 1 plante. Seit 1964 ist Erich Hofbauer als selbständiger Architekt tätig. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken gehört das EKZ Donauzentrum in Wien 22 (1975 eröffnet), das als das erste moderne Einkaufszentrum Österreichs gilt. Zahlreiche Geschäftslokale und Kaffeehäuser wurden in Wien von Erich Hofbauer gestaltet, der 2000 seinen Lebensmittelpunkt nach Moskau/Russland verlegte.

Wilhelm (Willi) Gehrke - Wilhelm (Willi) Gehrke (geb. 1915) studierte unter anderem bei Hans Jaksch, Siegfried Theiss und Karl Holey an der Technischen Hochschule Wien (Diplom 1938). Nach dem Kriegsdienst war er zunächst von 1945-1953 als angestellter Architekt, dann selbständig in einer Arbeitsgemeinschaft tätig und führte nach Ablegung seiner Ziviltechnikerprüfung ab 1960 sein eigenes Büro in Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhäuser Linke Wienzeile 132 in Wien 6 (1983/84) und Wiesengasse 32 in Wien 9 (1968/69). Gemeinsam mit Hans Kunath plante er das 1968 bis 1971 errichtete Pensionistenwohnheim Maria Jacobi in Erdberg, Wien 3.

Erwin H(einz) Dusl - Erwin H. Dusl (1922-1999) wurde in Graz geboren, wo er zunächst ab 1937 die Baufachschule besuchte. 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Rückkehr aus Russland studierte Erwin Dusl von 1946 bis 1951 an der Technischen Hochschule Graz. Im Anschluss arbeitete er im Büro von Michel Engelhart unter anderem am Wiederaufbau des Wiener Burgtheaters mit, bevor er im Auftrag der Gemeinde Wien für vier Jahre nach Stockholm ging, um dort den schwedischen sozialen Wohnbau zu studieren. Ab 1957 wieder in Wien arbeitete Erwin Dusl zunächst im Büro von Karl Schwanzer (u. a. Erweiterung der Kapuziner-Gruft in Wien 1 und Pötzleinsdorfer Kirche in Wien 18). In den 1960er-Jahren machte er sich schließlich als Architekt selbständig. Nach seinen Plänen wurden unter anderem das Pensionistenheim Augarten in Wien 2, Rauscherstraße 16, und das kommunale Wohnhaus Brunnengasse 7 in Wien 16 (1984/85) errichtet.

Friedrich (Fritz) Novotny - Friedrich Novotny (1913-1999) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa dem Hermine-Fiala-Hof in Wien 10, Troststraße 45a (1980-1982), und dem Franz-Novy-Hof in Wien 16, Koppstraße 97-101 (1950-1954).

Fritz Oberdorfer - Fritz Oberdorfer (1927-1992) studierte ab 1946 Architektur an der Technischen Universität Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an den Planungen zum Hermine-Fiala-Hof in Wien 10, Troststraße 45a (1980-1982), und zur Wohnhausanlage Aistgasse 8-30 in Wien 21 (1967-1969) beteiligt.