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Alfred-Porges-Hof

Fakten

Alfred-Porges-Hof

Gumpendorfer Straße 62, 1060 Wien

Baujahr: 1981-1983

Wohnungen: 26

Architekt: Rudolf Hautmann

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Bevor der Alfred-Porges-Hof in den Jahren 1981-83 errichtet wurde, befand sich auf diesem Areal das "Herz" der Mariahilfer Arbeiterbewegung. Das Gebäude, das den Anlagenamen "Zum blauen Hut" trug, diente seit 1878 der Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse, ursprünglich eine Gründung des Arbeiterbildungsvereines Gumpendorf, als Unternehmenssitz. 1890 folgte ihr der Arbeiterbildungsverein, dessen Spuren sich wenig später in der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) verloren. 1904 bekam die Kasse im neu errichteten Haus am Loquaiplatz 9 ein Vereins- und Versammlungszentrum, zu Beginn des Ersten Weltkrieges übersiedelte sie in die Mollardgasse 8. Die Gumpendorfer Straße blieb bis zum Verbot der Partei im Jahre 1934 Sitz der Bezirksorganisation Mariahilf. Im Jänner 1979 wurde die Bewilligung erteilt, das auf der Liegenschaft befindliche viergeschoßige Althaus abreißen zu lassen. Es bestand aus 32 Wohnungen und fünf Geschäftslokalen.

Die Architektur

Das Gebäude entlang der Gumpendorfer Straße wurde als siebengeschoßiges Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoß zwischen zwei Althäusern in geschlossener Bauweise geplant und an diese angepasst. Es besteht aus einem Stiegenhaus mit 26 Wohnungen und zwei Geschäftslokalen, wobei ein Geschäftstrakt als erdgeschoßiger Vorbau zum Hof konzipiert wurde. Im Dachgeschoß sind zwei Atelierwohnungen situiert, eine Tiefgarage gehört ebenso zum Bestand der Wohnhausanlage wie der als Grünfläche gestaltete Garten im Hof. Im Erdgeschoß wurde ein Arkadengang zur Gumpendorfer Straße ausgebildet. Gesimse zwischen Sockelzone und erstem Obergeschoß sowie zwischen dritter und vierter Etage gliedern die Fassade in der Horizontale. Das ausgebaute Dachgeschoß entlang der Gumpendorfer Straße schließt die Hauptfront nach oben hin ab. Die zwei- bzw. dreiformatigen Fensteröffnungen werden in den oberen Hauptgeschoßen durch keramische Streifen (ehemals orange) aufgelockert. Durch ihre regelmäßige Anordnung wird der Fassade zusätzlich Symmetrie verliehen. An der rückwärtigen Front befinden sich fünfseitig abgeschlossene Loggien. Das Wohnhaus ist über ein an der Gumpendorfer Straße situiertes Hauptportal zugänglich, die innere Erschließung erfolgt über einen zentral gelegenen Stiegenhauskern.

... und die Kunst

In der Hauseinfahrt an der Gumpendorfer Straße befindet sich eine Nachbildung der Büste von Ferdinand Lassalle, die der Bildhauer Mario Petrucci 1928 schuf. Das Denkmal, das aus einem Obelisken mit Bronzekopf besteht, stand einst auf dem Areal des 1924 errichteten Winarsky-Hofes im 20. Bezirk, bevor es im Zweiten Weltkrieg durch die Austrofaschisten zerstört wurde. Unter der Büste von Ferdinand Lassalle, dem Verfechter der Arbeiterklasse, steht zu lesen: "Die Flammen seines Geistes brachten Licht in die Finsternis des Arbeiterlebens". Neben dem Hauseingang wurde die Gedenktafel an Alfred Porges, dem "Kämpfer für Freiheit und Recht", angebracht.

Der Name

Der Wiener Sozialdemokrat Alfred Porges (1902-1978) war 1934 sowie nach dem Zweiten Weltkrieg Sektionsleiter in der Bezirksorganisation Mariahilf und ab 1965, nach Bruno Marek, Bezirksobmann. 1947 wurde er in den Nationalrat entsandt, 1953 zog er in den Bundesrat ein. Als Vorstandsdirektor der Wiener Messe AG (ab 1966) war Alfred Porges im In- wie Ausland geschätzt. Besondere Verdienste erwarb er sich als Vizepräsident des Freien Wirtschaftsverbandes; gewürdigt wurde er durch die Viktor-Adler-Plakette der Stadt Wien sowie durch eine Gedenktafel am gleichnamigen Wohnhaus in der Gumpendorfer Straße 62.

Architekten

Rudolf Hautmann - Rudolf Hautmann (geb. 1935 in Wien) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Hochschule für angewandte Kunst bei Franz Schuster. Gemeinsam mit seiner Frau Klara Hautmann-Kiss entwarf er mehrere bedeutende Wohnprojekte, wie etwa die Wohnhausanlage Wiener Flur in Wien 23, Porschestraße 13-23 (1.400 Wohnungen, gem. mit Friedrich Rollwagen, 1978-1980) und die Flachbausiedlung Paul-Heyse-Gasse in Wien 11 (gem. mit Ernst Plojhar, 1960-1962). Rudolf Hautmann, der sich auch wissenschaftlich mit der Architektur des "Roten Wien" beschäftigte, publizierte unter anderem gemeinsam mit seinem Bruder Hans Hautmann 1984 "Die Gemeindebauten des Roten Wien". 2005 zog er sich auf die Philippinen zurück.