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Karl-Wrba-Hof

Fakten

Karl-Wrba-Hof

Sahulkastraße 3-5, 1100 Wien
Neilreichgasse 115, 1100 Wien
Neilreichgasse 113, 1100 Wien

Baujahr: 1972-1982

Wohnungen: 1045

Architekt: Matthäus Jiszda II., Rupert Falkner, Ernst W. Irsigler, Gunter Wratzfeld, Stefan Karabiberoff, Helmut Schultmeyer, Hedwig (Hedy) Wachberger, Werner Schröfl, Franz Kaminsky

Weitere Adressen

Neilreichgasse 113, 1100 Wien

Sahulkastraße 3-5, 1100 Wien

Neilreichgasse 115, 1100 Wien

Vivaldigasse 2, 1100 Wien

Kornauthgasse 4, 1100 Wien

Sahulkastraße 3-5, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Städtebauliche Großprojekte wie der Karl-Wrba-Hof - etwa 3.000 Menschen leben in dieser Wohnhausanlage, das sind ca. 1,8 Prozent der Favoritner Bevölkerung - fallen allein schon aufgrund ihrer Monumentalität auf. Der Karl-Wrba-Hof, benannt nach dem langjährigen Bezirksvorsteher Karl Wrba, ist eine Stadt in der Stadt: Neben den 1.048 Wohnungen verfügt die Anlage über eine Volksschule (Arch: Kurt Eckl, Herbert Prehsler; 1980/81), zwei Kindertagesheime (Arch: Herbert Thurner; 1975-1980), einen Pensionistenclub, zahlreiche soziale Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten sowie ärztliche Versorgung. Auf dem Grundstück, dessen Bebauung in mehreren Bauabschnitten erfolgte, befand sich zuvor eine Kleingartensiedlung. Der Städteplaner Rupert Falkner war federführender Architekt und übernahm die Architekturleitung. Insgesamt arbeiteten acht ArchitektInnen an der Realisierung des Projektes.

Die weitläufige Anlage erstreckt sich in unmittelbarer Nähe zum Wienerberg zwischen Sahulkastraße, Neilreichgasse und Sibeliusstraße; im Osten wird sie von der Vivaldigasse und der Kornauthgasse begrenzt. Nördlich der Kornauthgasse befindet sich zwischen dem Karl-Wrba-Hof und der Laxenburger Straße eine Kleingartensiedlung, etwas weiter entfernt in östlicher Richtung liegen die "Heubergstätten". Rund um den Hof gibt es zahlreiche Grünflächen (u.a. Fußballplatz der Wiener Verkehrsbetriebe sowie die Franz-Höbl-Sportanlage), weitere Gemeindebauten sowie eine Wohnhausanlage der "AH Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf". Im Nordosten grenzt die in den Zwischenkriegsjahren errichtete Johann-Mithlinger-Siedlung ("Rasenstadt") an die Anlage. Ecke Sibeliusgasse/Laxenburger Straße befindet sich ein Einkaufszentrum.

Die Besiedlung des Karl-Wrba-Hofes erfolgte 1981 zeitgleich mit dem ersten und zweiten Bauabschnitt an der Sahulkastraße 3-5 und der Neilreichgasse 115, während sich der letzte Abschnitt noch in der Fertigstellung befand (Neilreichgasse 113). Das Kindertageszentrum der Wiener Kinderfreunde und der Kindergarten der Stadt Wien (MA 10), die über einen eigenen Grünbereich verfügen, bestehen bereits seit den ersten Besiedlungstagen. Die Volksschule mit einem großzügig umzäunten Spiel- und Sportplatz wurde in den Jahren 1980/81 errichtet und ein Jahr später eröffnet. Die Anlage selbst verfügt über zahlreiche Freiflächen, die zu Grünflächen umgestaltet wurden. Die vielen, teils verwinkelten Erschließungswege (durch eine Umwidmung in Fußgängerzonen dürfen Autos dort nur mit Sondergenehmigung verkehren) tragen jedoch auch zu einem unübersichtlichen, labyrinthhaften Erscheinungsbild der Anlage bei. Nicht umsonst gleicht der Karl-Wrba-Hof durch die stark befahrenen Straßen rund um den Hof, die hohen Wohntürme an den Außenfronten sowie die Flachbauten nach innen einer Burg, die aufgrund ihrer gelblich-beigen Fassaden auch den Spitznamen "Senfbau" trägt.

Die Architektur

In den 1970-Jahren wurde mit dem Bau der Großwohnanlage in drei Bauabschnitten an der Sahulkastraße 3-5 begonnen. Das Gesamtvorhaben umfasste 35 Stiegen mit urspr. insgesamt 1.052 Wohneinheiten. Die Bedeutung, die man diesem Bauvorhaben aufgrund seiner Größe und der damit verbundenen wohnungspolitischen und städtebaulichen Zielsetzungen beimaß, wurde in der Zusammensetzung des Architektenteams deutlich. Rupert Falkner und seine Berufsgenossen schufen in ihrer architektonischen Gestaltung der einzelnen Baublöcke planungsideologisch ein Kind der 1960-Jahre - eine monumentale Anlage, die trotz ihrer Größe als zusammenhängendes Ganzes erkennbar ist.

Die Baumassen in unterschiedlicher Höhe (bis zu acht Stockwerke hoch), die vor allem aus der Distanz gesehen in sich verwickelt und unordentlich erscheinen, sind durch Reihenhäuser in kleinere Abschnitte gegliedert. Eine Vielzahl von Flachbauten vor allem im Hofinneren sowie Balkone, Loggien, Terrassen und die gelblich-beigen Eternitfassaden prägen das äußere Erscheinungsbild. Ein Hof geht in den anderen über. Durchgänge, Gassen, Stiegen, Rampen und Arkaden verbinden die einzelnen Teile der Anlage miteinander. Die Haupterschließungsachse im nordwestlichen Teil beim Eingang an der Sahulkastraße sichert die Nahversorgung, ein befahrbarer Hauptweg führt von Norden nach Süden. Sieben Kinderspielplätze sowie eine großzügig angelegte Spiel- und Sportfläche auf drei Ebenen im südlichen Teil charakterisieren neben unzähligen Sitzgelegenheiten und begrünten Freiflächen das weitläufige Areal im Inneren. Eine Tiefgarage unter der Grünanlage komplettiert die Großwohnanlage.

... und die Kunst

Für die künstlerische Ausgestaltung des Karl-Wrba-Hofes zeichnen zwei Künstler verantwortlich: Der bei Fritz Wotruba ausgebildete Andreas Urteil (1933-1966), dessen Repertoire in seiner kurzen künstlerischen Laufbahn von klassischen Plastiken bis zu bewegt wirkenden, abstrahierten Figuren reichte, schuf die Bronzeplastik "Große liegende Figur", die bei Stiege 3 (Neilreichgasse 113/Sahulkastraße) zu sehen war. Aus konservatorischen Gründen musste die Plastik bereits vor einigen Jahren in den Innenraum, in ein Depot, übersiedelt werden. Die Ungarin Livia Szadai entwarf die Metallplastik "Monokline Blüte", die sich bei Stiege 9 (Neilreichgasse 113/Sahulkastraße) befindet.

Der Name

Karl Wrba (1900-1973) absolvierte eine Mechanikerlehre, wurde 1920 Betriebsrat eines Metallwerkes, 1925 Straßenbahnschaffner und 1926 Personalvertreter im Betriebshof Favoriten. Auf seine Tätigkeit als Bezirksvorsteher-Stellvertreter und Gemeinderat von Favoriten in den Jahren 1945/46 folgte das Amt des Bezirksvorstehers von Favoriten. Nach 20 Jahren schied Karl Wrba 1966 auf eigenen Wunsch aus dem Amt aus, zu seinem Nachfolger wurde Emil Fucik gewählt.

Architekten

Matthäus Jiszda II. - Matthäus Jiszda II. (1908-1998) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister und Peter Behrens. Er entwarf hauptsächlich Betriebswerkstätten für Industriekonzerne; für die Gemeinde Wien plante er unter anderem den Salvador-Allende-Hof in Wien 11 (mit Otto Frank und Richard Horner) sowie den Karl-Wrba-Hof in Wien 10 (mit seinem Sohn Matthäus Jiszda III.).

Rupert Falkner - Rupert Falkner wurde 1930 in Wien geboren, wo er noch heute als freischaffender Architekt tätig ist. Nach dem Besuch der Meisterklasse von Prof. Clemens Holzmeister an der Akademie der Bildenden Künste in Wien widmete er sich vielseitigen Projekten im kommunalen Wohnbau, unter anderem dem Thema "familiengerechtes Wohnen" sowie der Entwicklung spezieller Wohnformen für Kinder und ältere Menschen. Auch bei der Planung der Wohnhausanlage Hetzendorfer Straße 100-104 standen diese Themen im Vordergrund.

Ernst W. Irsigler - Ernst Irsigler (1922-2002) studierte von 1946 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1950 sein Diplom erhielt. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Planung zu mehreren Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa zum Max-Wopenka-Hof in Wien 11, Geiselbergstraße 27-31 (1955-1957) und zum Karl-Wrba-Hof in Wien 10, Sahulkastraße 3-5 (ab 1972).

Gunter Wratzfeld - Der Bregenzer Gunter Wratzfeld (geb. 1939) begann zunächst eine Ausbildung als Maurer und Zimmermann, ehe er sein Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Roland Rainer absolvierte. Seit 1969 führt er ein eigenes Büro in Bregenz. Wratzfelds Arbeiten stellen einen wichtigen Beitrag zur Vorarlberger Baukultur dar. Unter anderem wurden nach seinen Plänen die Siedlung an der Ach in Bregenz (1975-1982, gemeinsam mit J. Albrecht und E. Schulze-Fielitz), die WHA Dornachgasse in Dornbirn (1989-1993) und die WHA Kennelbachstraße in Bregenz (1993) errichtet.

Stefan Karabiberoff - Stefan Karabiberoff (1913-1977) studierte von 1942 bis 1948 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1950 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlage Hütteldorfer Straße 252 in Wien 14 (1969-1971) und war in Arbeitsgemeinschaften an den Entwürfen zur Anlage Jedleseer Straße 77 in Wien 21 (1963-1965) und zum Karl-Wrba-Hof in Wien 10, Sahulkastraße 3-5 (1972-1982), beteiligt.

Helmut Schultmeyer - Helmut Schultmeyer (1936-2002) studierte nach dem Besuch der Gewerbeschule Schellinggasse in Wien 1, Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Roland Rainer, in dessen Büro er später auch mitarbeitete. Bereits im Alter von 21 Jahren war Helmut Schultmeyer im Atelier von Kurt Klaudy beschäftigt. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken zählen das Postzentrum in Wien 3, Erdberger Lände 36-48 (1980-1985; mit Sepp Frank und Heinz Neumann), und die Feuerstelle der Olympiade 1976 am Bergisel in Innsbruck. Für die Gemeinde Wien war Helmut Schultmeyer an den Plänen zum Karl-Wrba-Hof in Wien 10, Sahulkastraße 3-5 (1972-1982), und zur Wohnhausanlage Viehtriftgasse 9, 11, 12 und 14 in Wien 21 (1995-1997) beteiligt.

Hedwig (Hedy) Wachberger - Hedwig (Hedy) Wachberger (geb. 1940) besuchte die Technische Hochschule Wien, wo sie 1965 ihr Diplom erhielt. Nach Praktika in der Schweiz und in Österreich war sie ab 1970 als freischaffende Architektin in Wien tätig und unterhielt bis 1986 ein gemeinsames Büro mit ihrem Ehemann Michael Wachberger (geb. 1941). Ihr berufliches Interesse lag vor allem auf dem Gebiet des sozialen Wohnbaus, der Energieoptimierung sowie der Nutzung von Solar-und Alternativenergien. Neben der mit Solarenergie versorgten Versuchssiedlung "Österreichisches Sonnenhaus" Am Flötzersteig in Wien 14 (1978-1984) plante Hedy Wachberger auch das Wohnhaus Schönbrunner Straße 107 in Wien 5 (1981-1985) und den Gemeindebau Breitenfurter Straße 401-413 in Wien 23 (1982-1986).

Werner Schröfl - Werner Schröfl (geb. 1930 in Wien) besuchte zunächst die Bundesgewerbeschule in Wien und studierte ab 1949 an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Lois Welzenbacher (Abschluss 1953). Nach einigen Praxisjahren in den Büros von Karl Schwanzer und Wilhelm Hubatsch, in denen er nebenbei immer wieder freischaffend tätig war, eröffnete Werner Schröfl 1953 sein eigenes Atelier. Für die Gemeinde Wien plante er unter anderem jeweils im Architektenkollektiv einen Bauteil der Wohnhausanlagen Eisenstadtplatz 4-8 und Patrubangasse 9 in Wien 10. Werner Schröfl war auch an der Realisierung des Karl-Wrba-Hofes in Wien 10 (Sahulkastraße 3-5) beteiligt und entwarf Anfang der 1960er-Jahre das Versammlungshaus der Herz-Jesu-Kirche in der Einsiedlergasse 9-11, Wien 5.

Franz Kaminsky - Franz Kaminsky (geb. 1932) studierte an der Akademie der bildenden Künste, wo er die Meisterklasse von Roland Rainer besuchte. Seine Befugnis zum Ziviltechniker erlangte er im Jahre 1962. Bereits seit seinem Studium arbeitet Franz Kaminsky als selbständiger Architekt. Für die Gemeinde Wien war er im Architektenkollektiv unter anderem an der Planung zum Karl-Wrba-Hof in Wien 10, Sahulkastraße 3-5 (ab 1972), beteiligt. Heute fertigt Franz Kaminsky hauptsächlich Gutachten an und ist mit seinem Sohn, dem Architekten Georg Kaminsky, im Bereich Thewosan-Sanierungen tätig.

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