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Helmut-Qualtinger-Hof

Fakten

Helmut-Qualtinger-Hof

Daringergasse 12-20, 1190 Wien

Baujahr: 1958-1959

Wohnungen: 367

Architekt: Hermann Kutschera

Weitere Adressen

Traklgasse 2-10, 1190 Wien

Paradisgasse 65-71, 1190 Wien

Paradisgasse 64-66, 1190 Wien

Iglaseegasse 70-72, 1190 Wien

Iglaseegasse 71, 1190 Wien

Weinzingergasse 9-11, 1190 Wien

Weinzingergasse 12-14, 1190 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Ehe in den späten 1950er-Jahren der Helmut-Qualtinger-Hof erbaut wurde, befand sich an dieser Stelle ein Barackenlager für Familien, die im Zweiten Weltkrieg ihre Wohnung verloren hatten. Es handelt sich um einen pragmatischen Wohnbau aus der Nachkriegszeit, dessen Qualität in der Auflockerung der Kubaturen liegt, wodurch Platz für ausgedehnte Grünräume geschaffen wird. Die zur Anlage gehörenden Wohntürme waren die ersten Hochhäuser Döblings.

Die Architektur

Die weitläufige Wohnhausanlage besteht aus 22 Gebäuden, die sich über die in Richtung Iglaseegasse abfallende Grünanlage verteilen. Durch die drei an der Mittelachse der Anlage liegenden achtgeschoßigen Wohntürme konnte trotz lockerer Bebauung eine relativ hohe Dichte an Wohnungen erreicht werden. Diese ersten Hochhäuser Döblings haben einen annähernd quadratischen Grundriss. Die Hauptansicht der Türme wird durch direkt über dem Eingang liegende Loggien strukturiert. An den Seitenfassaden sind Balkone angebracht.
Bei den niedrigeren Häusern handelt es sich um dreigeschoßige Trakte mit Satteldach und Lochfassade, die mit verschiedenförmigen Balkonen und Loggien ausgestattet sind. Eine Ausnahme bilden die drei zweigeschoßigen, würfelförmigen Häuser Ecke Traklgasse/Daringergasse (Daringergasse 10), deren Fassadengestaltung auf unterschiedliche Farbgebung reduziert ist.

... und die Kunst

In der Anlage befindet sich die Brunnenplastik "Mutter mit Kind" von Ferdinand Welz. Die Mosaike an den Eingängen der Wohntürme (Stiegen 22, 23 und 24) wurden von Rudolf Hausner, Hermine Aichenegg und Carl Unger gestaltet.

Der Name

Am 25. September 1989 wurde die Wohnanlage nach Helmut Qualtinger (1928-1986) benannt, der hier von 1960 bis 1976 wohnte. Qualtinger war österreichischer Schauspieler, satirischer Schriftsteller und einer der wichtigsten Kabarettisten der Nachkriegszeit. Seine bekannteste Rolle ist die des Herrn Karl, mit der er erstmals 1961 auftrat.

Prominente Bewohner

Helmut Qualtinger (1928-1986), österreichischer Schauspieler, satirischer Schriftsteller und Kabarettist, lebte hier von 1960 bis 1976.
Eine Gedenktafel der Freunde des Wiener Liedes auf Stiege 5 erinnert an den Wienerlied-Komponisten Sepp Fellner (1909-1964).
Zu Ehren von Prof. Karl Grell (1925-2003) wurde ein Gedenkstein aufgestellt. Grell war als Komponist, Arrangeur und Dirigent von Unterhaltungsmusik vor allem für Radio und Fernsehen tätig.
Johann Koplenig (1891-1968) lebte von 1960 bis 1968 in dieser Anlage. Von 1945 bis 1959 hatte er einen Sitz im Nationalrat inne. 1945 war er Vizekanzler der provisorischen Regierung.
Severin Groebner (geb. 20. 10. 1969), Kabarettist, wuchs im Helmut-Qualtinger-Hof auf.
Thaddäus Podgorski (geb. 19. 7. 1936), Schauspieler, Radio- und Fernsehjournalist, wohnte von 1960 bis Anfang der 80er-Jahre hier.
Friedl Hofbauer (*geb. 9. 1. 1924), Schriftstellerin und Übersetzerin, gilt als eine der "Mütter" der österreichischen Kinderlyrik.

Architekten

Hermann Kutschera - Hermann Kutschera (1903-1991) studierte zunächst Architektur an der Technischen Hochschule Wien und später in München. 1925/26 besuchte er an der Akademie der bildenden Künste Wien die Meisterschule von Clemens Holzmeister, in dessen Atelier er bis 1930 beschäftigt war. Ab 1932 arbeitete er als selbständiger Architekt. Seine Spezialgebiete waren Gewerbebauten (Hotels und Restaurants) und Sportanlagen. Vor allem in den Kurorten Bad Gastein und Bad Ischl wurde viel nach seinen Plänen errichtet. 1936 erhielt er bei den Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen für sein Projekt eines Schistadions mit Sprungschanze eine Goldmedaille in der Disziplin Architektur. Für die Gemeinde Wien entwarf er mehrere Wohnhausanlagen.