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August-Scholz-Hof

Fakten

August-Scholz-Hof

Panikengasse 12-16, 1160 Wien

Baujahr: 1973-1983

Wohnungen: 98

Architekt: Michael Wachberger, Hedwig (Hedy) Wachberger

Weitere Adressen

Ganglbauergasse 9-13, 1160 Wien

Koppstraße 61, 1160 Wien

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Bis in die 1950er-Jahre befanden sich auf einem Teil des Grundstücks der heutigen Wohnhausanlage in der Panikengasse 12-16 ein typisches Ottakringer Gründerzeitwohnhaus und ein Gewerbebetrieb der Firma Odelga; beide machten 1973 schließlich dem Gemeindebau Platz, zuerst das Firmengebäude und 10 Jahre später, bei der Erweiterung des Gemeindebaus in der Ganglbauergasse 7, auch das Wohnhaus.

Die Architektur

Die U-förmige Wohnhausanlage in der Panikengasse 12-16 und die Erweiterung des Gemeindebaus in der Ganglbauergasse 7 schließt einen Richtung Koppstraße stark abfallenden Straßenblock, den sie zur Hälfte einnimmt. Durch die geschickte Staffelung der Straßen- und Hoffassaden in Höhe und Tiefe wird nicht nur der Niveauunterschied ausgeglichen, sondern auch ein aufgelockertes und, trotz der Größe des Gemeindebaus, kleinteiliges Erscheinungsbild erreicht. Die geometrische Auflösung der Fassade in vertikale Scheiben und horizontale Fensterbänder sowie die Verwendung von statischen Bauteilen als Gestaltungselemente ist typisch für die Architektur der späten 1970er-Jahre. Besonders körperhaft gelang die Gestaltung der äußeren und inneren Gebäudeecken. Straßenseitig ist das sechste Geschoß zurückversetzt und mit Balkonen ausgestattet; den oberen Abschluss bildet eine breite Blechabdeckung. Die vier Stiegeneingänge sind mit weit ausladenden Vordächern markiert. An den Hoffassaden setzen sich Loggienreihen in Balkonen fort und werden von Stahlbetonscheiben flankiert, die teils über alle sechs Geschoße durchgehend angeordnet bzw. geschoßweise unterbrochen sind.

... und die Kunst

Im Innenhof der Wohnhausanlage steht eine Spielplastik "Elefant" aus Kunststein von Trude Fronius (1973), auf die Kleinkinder über Steighilfen an Rüssel und Schweif sogar hinaufklettern können.
An der Fassade in der Panikengasse 16 befindet sich eine Gedenktafel mit Porträtrelief von August Scholz (6.12.1898 bis 21.09.1971), Bezirksvorsteher von Ottakring (1946-1964) und Namensgeber dieses Gemeindebaus.

Der Name

1975, also schon während der Bauzeit, wurde der Gemeindebau August-Scholz-Hof benannt. Der ehemalige Eisenbahner August Scholz war von 1946 bis zu seiner Pensionierung 1964 Bezirksvorsteher von Ottakring und machte sich besonders im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und im Ausbau des genossenschaftlichen Wohnbaus verdient.

Architekten

Michael Wachberger - Michael Wachberger (geb. 1941 in Linz) studierte bis 1965 Hochbau an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1969 auch promovierte. 1970 bis 1986 führte er ein gemeinsames Büro mit seiner Ehefrau Hedy. Sie errichteten Wohnbauten wie den August-Scholz-Hof (1972-1976) und dessen Erweiterung in der Ganglbauergasse 7 (1976-1983). 1989 bis 2002 arbeitete Michael Wachberger zusammen mit Franz Kiener an der Sanierung einiger Wiener Gemeindebauten, darunter der Karl-Marx-Hof (1989-1992), der Ferdinand-Blat-Hof (1994-1996) und die Wohnhausanlage am Friedrich-Engels-Platz (1999-2002).

Hedwig (Hedy) Wachberger - Hedwig (Hedy) Wachberger (geb. 1940) besuchte die Technische Hochschule Wien, wo sie 1965 ihr Diplom erhielt. Nach Praktika in der Schweiz und in Österreich war sie ab 1970 als freischaffende Architektin in Wien tätig und unterhielt bis 1986 ein gemeinsames Büro mit ihrem Ehemann Michael Wachberger (geb. 1941). Ihr berufliches Interesse lag vor allem auf dem Gebiet des sozialen Wohnbaus, der Energieoptimierung sowie der Nutzung von Solar-und Alternativenergien. Neben der mit Solarenergie versorgten Versuchssiedlung "Österreichisches Sonnenhaus" Am Flötzersteig in Wien 14 (1978-1984) plante Hedy Wachberger auch das Wohnhaus Schönbrunner Straße 107 in Wien 5 (1981-1985) und den Gemeindebau Breitenfurter Straße 401-413 in Wien 23 (1982-1986).