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Karl-Holoubek-Hof

Fakten

Karl-Holoubek-Hof

Schwendergasse 41, 1150 Wien

Baujahr: 1972-1976

Wohnungen: 81

Architekt: Anton Potyka

Weitere Adressen

Dreihausgasse 31, 1150 Wien

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

An der Stelle des heutigen Wohnhauses und des Hauses der Begegnung ließ ein Kammerherr Maria Theresias um 1750 ein Landhaus errichten, dessen Garten sich bis zur heutigen Sechshauser Straße erstreckte. Dieser Herrschaftssitz wurde von den nachfolgenden Besitzern zum Einkehrgasthof "Zum schwarzen Adler" umgestaltet. Durch seine Lage an der damaligen Poststraße nach Linz, der heutigen Mariahilfer Straße, wurde dieses Gasthaus zu einem der beliebtesten und bestbesuchten außerhalb des Linienwalls. Dieses Gebäude wurde 1968 abgetragen. Ganz in der Nähe des Karl-Holoubek-Hofes befand sich auch Carl Schwenders Vergnügungsetablissement, bekannt als "Schwenders Colosseum". Eine Gedenktafel im Karl-Holoubek-Hof erinnert an die Gründung des ersten Wiener Arbeiterbildungsvereins am 15. Dezember 1867 im einstmals beliebtesten Balllokal Wiens.

Die Architektur

Der Karl-Holoubek-Hof und das Haus der Begegnung bilden eine Synthese aus Wohnen, Kultur, Volksbildung und Freizeitgestaltung, wie sie für den sozialen Wohnbau in Wien vor allem in der Zwischenkriegszeit üblich war. So befinden sich im Haus der Begegnung die Volkshochschule Rudolfsheim-Fünfhaus, eine städtische Bücherei und eine Musikschule. Die Wohnungen liegen im so genannten Laubenganghaus Ecke Schwendergasse/Dreihausgasse sowie in einem hinter dem Festsaal gelegenen, 14-geschoßigen Wohnhochhaus. Die Architektur wird von kubischen Baublöcken und großen, undifferenzierten Flächen bestimmt. Sie wirkt durch die verwinkelte Anlage der Baukörper sowie die Gestaltung der Vorplätze und Grünflächen jedoch nicht schwer und massig, sondern vermittelt einen freundlichen Eindruck, der zu einem Spaziergang rund um die Anlage einlädt.

... und die Kunst

An der Außenwand des Festsaals befindet sich ein abstraktes Relief nach einem Entwurf des Bildhauers Heinz Leinfellner (1911-1974), das nach dessen Tod von Franz Tiefenthaler ausgeführt wurde. Leinfellner studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, an die er 1972 auch als ordentlicher Professor berufen wurde. Für die Gemeinde Wien schuf Leinfellner, dessen Atelier sich im Wiener Rabenhof befand, eine ganze Reihe von Kunstwerken für Gemeindebauten.

Der Name

Karl Holoubek (1899-1974) war nach dem Februar 1934 Organisationsleiter der revolutionären Sozialisten, weshalb er im Ständestaat und nach dem "Anschluss" Österreichs an Deutschland auch mehrere Jahre im Gefängnis verbrachte. 1939 wurde Holoubek vom Berliner Volksgerichtshof zu zweieinhalb Jahren schwerem Kerker verurteilt. Anfang 1944 wurde er in ein Strafbataillon eingezogen und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Schwer krank, wurde Holoubek von Rudolfsheimer Genossen aus der Gefangenschaft zurück nach Wien gebracht. Von 1947 bis 1967 war Holoubek Obmann der SPÖ Rudolfsheim, von 1950 bis 1953 Abgeordneter zum Bundesrat, danach bis 1966 Abgeordneter zum Nationalrat. Eine an der Wohnhausfassade zur Schwendergasse angebrachte Tafel erinnert an ihn.

Architekten

Anton Potyka - Anton Potyka (1899-1973) gehörte während seines Studiums an der Technischen Hochschule ab 1917 zum engeren Kreis um Adolf Loos. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Wiener Architekturateliers, ehe er sich in den 1930er-Jahren vor allem mit der Ausstattung von Kaffeehäusern selbstständig machte. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er mit seinem Sohn Hugo Potyka (geb. 1927) zusammen. Sie restaurierten u. a. das Wiener Dorotheum und planten mehrere Wohnbauten für die Gemeinde Wien.