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Franz-Kinkor-Hof

Fakten

Franz-Kinkor-Hof

Johnstraße 25-27, 1150 Wien

Baujahr: 1969-1973

Wohnungen: 43

Architekt: Walter Jaksch

Weitere Adressen

Sturzgasse 12, 1150 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Auf dem Grundstück Johnstraße 27 befand sich ursprünglich ein Pferdestall, später ein Wohnhaus mit einer Wohnung und einer Werkstatt, das 1966 abgebrochen wurde. Neben dem Bauteil Sturzgasse 12 errichtet Walter Jaksch in den Jahren 1975-1977 einen Gemeindebau, der sich architektonisch an den Franz-Kinkor-Hof anpasst.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus zwei Bauteilen; einer befindet sich in der Johnstraße 25-27, einer in der Sturzgasse 12. Die den Tendenzen der Bauzeit entsprechende, unprätentiöse Straßenfassade in der Sturzgasse 12 wird von der großzügigen Fensterachse des Stiegenhaus bestimmt. Jaksch verzichtet auf eine Verzierung der Fassade im Detail, bestimmend ist vielmehr die große Form, die Symmetrie der Fensterachsen um das mittig gelegene Stiegenhaus. Der Bauteil in der Johnstraße besteht aus drei dem Gefälle der Straße folgenden Baublöcken, die von über die ersten vier Obergeschoße reichenden, zweiachsigen Erkertürmen bestimmt werden. Der begrünte und mit Sitzplätzen ausgestattete Hof ist sowohl über die Johnstraße als auch über die Sturzgasse zugänglich.

... und die Kunst

Im Hof der Wohnhausanlage steht, mittlerweile leicht versteckt zwischen Bäumen, die Steinplastik "Heulender Wolf" des Bildhauers Walter Lackner. Tierplastiken finden sich recht häufig in den Wiener Gemeindebauten. Verwiesen sei etwa auf die Bronzeplastik "Nilpferd" von Eva Mazzucco im Hof der nahe gelegenen, ebenfalls von Walter Jaksch geplanten Wohnhausanlage Goldschlagstraße 107.

Der Name

Die Wohnhausanlage wurde 1982 nach dem sozialdemokratischen Politiker Franz Kinkor (1884-1978) benannt. Kinkor war bis zum 12. Februar 1934 Bezirksvorsteher von Rudolfsheim, von 1949 bis 1954 Abgeordneter zum Wiener Gemeinderat. Eine Gedenktafel an der Stiege 2 in der Johnstraße erinnert an ihn.

Architekten

Walter Jaksch - Walter Jaksch (1912-1998) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Bereits 1937 trat er in das von seinem Vater Hans Jaksch mitbegründete und in der Zwischenkriegszeit überaus erfolgreiche Architekturbüro Theiss & Jaksch als Bauleiter ein. 1939 wurde er jedoch zur Wehrmacht eingezogen und war später im NS-Rüstungsbau tätig. Nach Kriegsende war Walter Jaksch zunächst mehrere Jahre selbständig, trat jedoch 1954 wieder in das Büro seines Vaters ein. Zu seinen bedeutendsten Aufträgen zählen unter anderem der Umbau der Nationalbibliothek in Wien 1 (mit Margarete Scherer-Gressenbauer und Horst Gressenbauer, 1959-1966) und die Bauleitung bei der Errichtung des Hotels Intercontinental, Am Heumarkt in Wien 3 (mit Carl Appel und Holabird & Root, 1960-1962).