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Eiflerhof

Fakten

Eiflerhof

Hernalser Hauptstraße 221, 1170 Wien

Baujahr: 1930-1931

Wohnungen: 183

Architekt: Otto Prutscher

Weitere Adressen

Güpferlingstraße 8, 1170 Wien

Zeillergasse 44, 1170 Wien

Paschinggasse 5, 1170 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Zwischen 1889 und 1930 stand an der Stelle des heutigen Eifler-Hofes ein ebenerdiges Wohnhaus in Privatbesitz, in dem unter anderem ein Glassalon untergebracht war. Dahinter befand sich eine Kegelbahn. Das Grundstück wurde 1929 von der Gemeinde Wien erworben, 1930 wurde mit der Demolierung der Althäuser begonnen. Bereits ein Jahr später war die heutige Anlage bezugsbereit.
Der Eifler-Hof steht heute unter Denkmalschutz. Durch einen Ausbau des Daches in den 50er-Jahren und zahlreiche Umbauten wurde die Wohnqualität kontinuierlich verbessert und entspricht nun heutigen Standards.

Die Architektur

Otto Prutscher schuf hier eine regelmäßige Blockverbauung mit zwölf Stiegen rund um einen sehr großen, begrünten Innenhof. Der gesamte Bau ist außen eher kühl und abweisend gehalten und weitgehend dekorlos. Details und Motive wurden der franzisko-josefinischen Epoche entlehnt. Die Fassade ist großteils schlicht gehalten. Der auffällige, an einen Portikus erinnernde Eingangsbereich in der Hernalser Hauptstraße wird von zwei Erkern flankiert, die oberhalb der Sockelzone ansetzen und bis zum Hauptgesims reichen. Die Fassade bleibt oberhalb der Sockelzone weitgehend ungegliedert. An den Straßenecken stellen Rundbalkone eine Verbindung zwischen den Fassadenteilen her. In allen Geschoßen umrahmen Wandfelder die an der Ecke liegenden Fenster. Sie sind farblich differenziert, genutet und wirken wie eine Verklammerung der Baukörper. Oberhalb des Hauptgesimses befinden sich an allen Seiten zahlreiche Dachaufbauten und Mansardendächer.
Bei der Errichtung der Anlage musste ein Höhenunterschied überwunden werden. Dies ist vor allem im Inneren des Hofes sichtbar - der Hof ist dreifach abgestuft, kugelförmige Zierglieder schmücken die Treppen. Die Fassade wird an der Hofseite von der Gestaltung der Eingangsbereiche und Stiegenhäuser bestimmt. Ein Vordach schließt die vorgelagerten backsteinernen Eingänge ab. Die in den Dachfalten polygonalen Stiegenhäuser werden von Dachaufbauten bekrönt. Prutscher setzt hier auf eine der allgemeinen Entwicklung Ende der 20er-Jahre entsprechende, elementar blockhafte Architektur mit kubischen Bauelementen.

Der Name

Der Eifler-Hof wurde nach Alexander Eifler benannt (1890-1945, verstorben im KZ Dachau). Eifler war Offizier der österreichisch-ungarischen Monarchie, trat der Volkswehr bei und schloss sich den Sozialdemokraten an. Nach seiner Verabschiedung im Heer wurde er von der SDAP 1927 mit der Organisation des Republikanischen Schutzbundes betraut und blieb bis zu dessen Verbot 1933 Stabschef. 1938 rief er zum Kampf für Österreich auf und knüpfte als Vertreter der illegalen Sozialisten Verbindungen mit offiziellen Regierungsstellen. Verhaftet von den Nationalsozialisten, wurde er nach Dachau gebracht und dort ermordet.

Architekten

Otto Prutscher - Otto Prutscher (1880-1949) studierte bis 1901 an der Wiener Kunstgewerbeschule und trat nach einem längeren Auslandsaufenthalt in das Büro von Josef Hoffmann ein. Als Mitarbeiter der Wiener Werkstätten beschäftigte er sich zunächst vor allem mit Inneneinrichtungen und stattete unter anderem mehrere Kaffeehäuser aus. Erst später wendete sich Prutscher der Architektur zu und entwarf neben mehreren Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien auch Villen in Baden und Mariazell.