Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Severhof

Fakten

Severhof

Maroltingergasse 56-58, 1160 Wien

Baujahr: 1930-1931

Wohnungen: 83

Architekt: Alexander Popp

Weitere Adressen

Lorenz-Mandl-Gasse 27-29, 1160 Wien

Wiesberggasse 17, 1160 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Auf dem Grundstück des heutigen Severhofs befanden sich ein hölzerner Konditorei-Kiosk von Theres Kirmayer aus dem Jahr 1925 und eine Verkaufshütte von Leopoldine Dorfinger aus dem Jahr 1928. Sie wurden wahrscheinlich nicht erst abgetragen, um der Wohnhausanlage Platz zu machen, sondern hatten schon zuvor keine Verwendung mehr gefunden.

Die Architektur

Die viergeschoßige U-förmige Verbauung des Severhofs weist mit ihrer um ein Geschoß erhöhten Hauptfront auf die Wiesberggasse, während die eigentliche Schauseite mit dem Haupteingang der Maroltingergasse zugewandt ist. Ein Klinkersockel nimmt das abfallende Gelände auf, das Sockelgeschoß variiert in der Höhe und beherbergt an der Ecke Wiesberggasse/Lorenz-Mandl-Gasse sogar ein belichtetes Souterrain. Einziges dekoratives Gestaltungselement der drei Straßenfassaden sind die beiden unterschiedlich langen Gesimsbänder in der Erdgeschoßzone und das Dachgesims, die den glatten Putzfassaden einen Rahmen geben. Vier wuchtige und deutlich überhöhte Erker - die Stiegenhäuser - rhythmisieren die 26 Fensterachsen lange Straßenfront an der Wiesberggasse. Die merklich zurückversetzten Gebäudeecken lassen aufgrund der großflächigen fensterlosen bzw. nur von kleinen runden Fenstern unterbrochenen Fassaden die Baumassen noch monumentaler wirken.

Auch die Hoffassaden werden von vorspringenden bzw. überhöhten Stiegenhäusern und den Gesimsbändern in der Erdgeschoßzone dominiert. Elegant sind die parallel zum Gesimsband verlaufenden Streifen über den acht Stiegeneingängen und die mittig angeordneten quaderförmigen Beleuchtungskörper. Im Gegensatz zu den Straßenfassaden ist die Hauptfassade hofseitig nur viergeschoßig. Das Dachgesims des Haupttraktes endet nach der ersten Fensterachse der Flanken, darüber werden die runden Fenster der Straßenseite wiederholt. Auffallend ist der Verzicht auf jede Art von Balkonen oder Loggien. Der Severhof reiht sich somit als typischer schmuckloser und massiver Bau in die Spätphase des kommunalen Wohnbaus ein.

... und die Kunst

Über dem Hauptportal befindet sich die überlebensgroße Skulptur "Mutter mit Kind" von Fritz Zerritsch. Die Darstellung der beiden Figuren, die auf dem klinkerverkleideten Vordach stehen, lehnt sich in Haltung und Draperie an antike Vorbilder an.

Der Name

Der Severhof wurde am 3. September 1949 nach dem Arbeiterführer und sozialdemokratischen Politiker Albert Sever (24.11.1867 in Agram/Zagreb (Kroatien) - 12.02.1942 in Wien) benannt. Sever war von 1911 bis 1918 Mitglied des Reichsrats, dann Mitglied der Nationalversammlung und zwischen 1920 und 1934 Abgeordneter zum Nationalrat. Zwischen 1919 und 1921 war er Landeshauptmann von NÖ. Seine Frau Ida Sever (1873-1934) war ein Opfer der Februarkämpfe 1934; sie wurde bei der Beschießung des Ottakringer Arbeiterheimes getötet, Sever selbst wurde verhaftet.

An Albert und Ida Sever erinnert heute auch eine Gedenktafel im Eingangsbereich der Wohnhausanlage.

Architekten

Alexander Popp - Alexander Popp (1891-1947) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Peter Behrens, dessen Assistent er nach Abschluss seines Studiums wurde. Später arbeitete er mit Behrens in einer Bürogemeinschaft zusammen und schuf mit diesem seine bedeutendsten Werke. Neben Industrie- und Gewerbebauten, für die er bekannt geworden war, lag ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt auf dem Wohn- und Geschäftsbau. Für die Gemeinde Wien errichtete er die Wohnanlage Rinnböckstraße 21 in Simmering, den "Albert-Sever-Hof "im 16. Bezirk sowie die Anlage Penzinger Straße 138-140 im 14. Bezirk.