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Otto-Probst-Straße 3 - Block A-J

Fakten

Otto-Probst-Straße 3 - Block A-J

Otto-Probst-Straße 3, 1100 Wien

Baujahr: 1984-1987

Wohnungen: 459

Architekt: Erich Bramhas, Heinz Lemberger, Gerhard Kroj, Otto Häuselmayer, Kurt Hlaweniczka, Elise Sundt, Bert Gantar, Karl Heinz Gruber, Heinz Neumann, Sepp Frank, Erich Traxler, Manfred Nehrer, Thomas Reinthaller, Fritz Waclawek, Franz Requat

Weitere Adressen

Baron-Karl-Gasse 3, 1100 Wien

Baron-Karl-Gasse 4-16, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bildeten ein neuer Stadtentwicklungsplan und ein Stadterneuerungsfonds die Grundlage für eine sanfte Stadterneuerung Wiens. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten. So konnten die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, saniert werden. Darüber hinaus fanden für Neubauten Wettbewerbe statt, um möglichst viele neue Ideen in die Architektur einzubringen.

Geschichte

Die Geschichte des Wienerberges ist von der langen Tradition der Ziegelproduktion geprägt. Um 1820 wurde die Ziegelfabrik am Wienerberg zur größten Europas. Die Ziegelarbeiter hausten in Massenquartieren und einfachen Baracken, die im Umfeld der Fabrik entstanden. Erst in den 1960er-Jahren wurde der Lehmabbau unrentabel, und die Ziegelwerke wurden stillgelegt. Für die Neugestaltung des Areals wurden mehrere Wettbewerbe ausgeschrieben. Das Konzept für die Siedlung entlang der Otto-Probst-Straße ging aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervor, der 1980 von Otto Häuselmayer gewonnen wurde. Die insgesamt 2.000 Wohnungen wurden 1984 und 1996 in drei Etappen realisiert. Als Auftraggeber fungierten sowohl öffentliche als auch private Bauträger. Trotz der Hinwendung zur Urbanisierung wurde auf eine möglichst geringe Wohndichte und die unmittelbare Integration naturnaher Freiräume Wert gelegt.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage gliedert sich in insgesamt acht Einheiten, die von verschiedenen Architekten bzw. Architektenteams geplant wurden. Auf dem Grundstück fallen verschiedene Verbauungstypen auf: Es finden sich Hof- und Zeilenbauten ebenso wie Punkbauten und Blockrandverbauungen.
Eine Blockrandverbauung schmiegt sich direkt an die Grundstücksgrenze zur Otto-Probst-Straße beziehungsweise entlang der Baron-Karl-Gasse, die einen Teil des Baugrundes umläuft. An einer Stelle bildet dieser Block darüber hinaus einen Vorplatz zur Otto-Probst-Straße aus. Das Erdgeschoß wird in diesem Bereich als Geschäftszone genutzt und ist in einem offenen Arkadengang aufgelöst. Der zentrale Teil des Blockes ist monumental gestuft und leicht konvex geschwungen. Die repräsentative Platzgestaltung wird durch die in die Ecken eingestellten Pavillons, runde Fenster und großzügig verglaste Achsen bereichert.
Hinter dem Block liegt ein einzelner, zwei Stiegen umfassender Zeilenbau. Er fällt vor allem durch seine mehrmals schräg eingeschnittene, wie in Falten gelegte Südfront auf, aus der runde Balkone vorragen. Vom gleichen Architektenteam (Gantar und Waclawek) stammt auch der bemerkenswerte Rundbau nebenan, der ein Kindertagesheim beherbergt.
Im Zentrum der weitläufigen Anlage finden sich zwei Paar parallel zueinander ausgerichtete Zeilenbauten. Die Baumassen des östlich liegenden Paares werden durch T-förmige Einschnitte und Loggien modelliert. Die beiden Bauten des anderen Blockpaares sind in zwei- bzw. dreigeschoßige Abschnitte gegliedert, die sowohl in ihrer Farbgebung als auch in ihren Fenster- und Giebelformen unterschiedlich gestaltet sind, wodurch die Struktur einer gewachsenen Zeilenverbauung imitiert wird.
In diesem Bereich des Geländes finden sich weiters zwei kompakte Punkbauten, die vor allem durch die markant geschwungenen Giebel auffallen, mit denen sie eher Assoziationen zu Stadtvillen als zu Gemeindewohnbauten wecken.
Im hinteren Bereich des Areals befinden sich drei U-förmige Bauten, deren Höfe jeweils in Richtung Zentrum der Wohnhausanlage ausgerichtet sind. Hier wurde in der Gestaltung auf konventionelle Architekturformen wie Loggia und Spitzerker sowie auf schlichte weiße Schachtelbauten und Terrassenhäuser gesetzt.

... und die Kunst

Am Platz an der Otto-Probst-Straße steht eine Metallskulptur des Künstlers German Pizzinini (1988). Umgeben ist sie von drei Findlingen mit Metallelementen.

Der Name

Benannt ist der quer durch die Siedlung verlaufende Straßenzug nach dem Politiker Otto Probst (1911-1978). Der Sozialdemokrat begann seine Karriere in der Jugendschutzstelle der Arbeiterkammer in Wien. Unter dem NS-Regime war er zunächst im KZ Buchenwald inhaftiert und kam 1943 in eine Strafkompanie der Wehrmacht an die Ostfront. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Probst Zentralsekretär der SPÖ. Von 1963 bis 1966 war er Bundesminister für Verkehr und Elektrizitätswirtschaft und von 1970 bis 1974 Obmann der SPÖ Wien. Der langjährige Nationalratsabgeordnete verstarb 1978 in seinem Arbeitszimmer im Parlament.

Architekten

Erich Bramhas - Erich Bramhas (geb. 1934) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, wo er später auch am Institut für Bauforschung tätig war. Er beschäftigte sich vor allem mit der Wohnbauforschung und der Sanierung alter Wohnbauten. Für die Gemeinde Wien war Bramhas etwa an der Planung der Wohnhausanlage Otto-Probst-Straße 3 in Wien 10 (1984-1987) beteiligt.

Heinz Lemberger - Heinz Lemberger (geb. 1937) studierte von 1962 bis 1966 Architektur bei Franz Schuster an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien. Für die Gemeinde Wien war er etwa an der Planung der Wohnhausanlage Otto-Probst-Straße 3 in Wien 10 (1984-1987) beteiligt.

Gerhard Kroj - Gerhard Kroj (geb. 1939) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlagen Brandmeyergasse 2 in Wien 5 (1977/78) und Jedlersdorfer Straße 294 in Wien 21 (1994/95). Gerhard Kroj war auch an der Planung zur Wohnhausanlage "Wienerberggründe" in Wien 10 (ab 1978) beteiligt.

Otto Häuselmayer - Otto Häuselmayer (geb. 1943) schloss 1969 sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Wien ab. Er besuchte zudem zwei Jahre lang die Salzburger Sommerakademie bei Prof. Jacob B. Bakema. Von 1969 bis 1977 war Otto Häuselmayer Mitarbeiter im Büro von Wilhelm Holzbauer. Danach begann er als freischaffender Architekt zu arbeiten und war bis 1986 auch als Universitätsassistent bei Prof. Hans Puchhammer an der Technischen Universität Wien tätig. Otto Häuselmayer beteiligte sich an einigen städtebaulichen Wettbewerben - Neugestaltung des Karmelitermarktes und des Naschmarktes - und gewann 1978 die Ausschreibung für das Wienerberggelände im Süden von Wien. Das große Projekt zur Stadterweiterung wurde dann unter seiner Leitung mit mehreren anderen Architekten verwirklicht.

Kurt Hlaweniczka - Kurt Hlaweniczka wurde am 5.1.1930 in Wien geboren und studierte bis 1956 an der Technischen Hochschule in Wien Architektur. Seit 1959 führt er sein eigenes Büro. Zwischen 1962 und 1967 war er als Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbau GmbH tätig. In Zusammenarbeit mit dem Architektenkollegen Harry Glück entstanden in den 1970er-Jahren zahlreiche Wohnhausanlagen, wie etwa der Wohnpark Alt-Erlaa in Wien 23 (1978). Gemeinsam mit Karl Schwanzer zeichnet Hlaweniczka auch für die Überbauung des Franz-Josef-Bahnhofs in Wien 9 (1985) verantwortlich.

Elise Sundt - Elise (Elisabeth) Sundt (1928-2005) studierte bis 1952 an der Technischen Hochschule Wien. Im Anschluss war sie für die Unimac (Universale-Hofman & Maculan), eine der großen Auslandsbaugesellschaften in Wien, tätig. Als Leiterin der Planungsabteilung war sie an der Realisierung großer Bauprojekte in Österreich und im Ausland, wie etwa dem Außenministerium in Kabul (Afghanistan), beteiligt. 1957 eröffnete Elise Sundt ihr eigenes Architekturbüro, das sie bis 1970 führte. Unter anderem entstand als eines ihrer frühen Projekte die erste Schule in Massivfertigteilbauweise in Wien 21, Rockgasse (1962). Die Entwicklungen im vorgefertigten Massivbau, besonders in den Bereichen Schul- und Mehrzweckbauten, beschäftigten Elise Sundt auch in den folgenden Jahren, in denen sie immer wieder für Bund und Länder tätig war.

Bert Gantar - Bert Gantar, geboren am 25. März 1935 in Wien, studierte von 1954 bis 1962 Architektur an der Technischen Universität Wien. Seit 1967 führt er sein eigenes Architekturbüro in Wien. Mit seinen Kollegen Wilhelm Holzbauer, Heinz Marschalek und Georg Ladstätter gründete er 1970 die Architektengruppe "U-Bahn", die seit 1970 zahlreiche Verkehrsbauwerke in Wien realisiert.

Karl Heinz Gruber - Karl Heinz Gruber (geb. 1938) studierte von 1961 bis 1969 Architektur an der Technischen Universität Wien. Im Anschluss arbeitete er im Bereich Flächenwidmung und Raumplanung in Niederösterrich. Ab 1974 war Gruber im Büro von Rupert Falkner tätig, bevor er sich 1978 als Architekt selbständig machte. Neben dem Wohnbau zählten vor allem die Stadtplanung und die Altstadterhaltung zu seinen Aufgaben. Zu seinen sehr unterschiedlichen Projekten zählen unter anderem der in den 1990er-Jahren entwickelte Schutzzonenatlas für Wien und der Schallschutz an der A4 im Bereich Schwechat.

Heinz Neumann - Heinz Neumann (geb. 1941) studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1967 sein Diplom erhielt. Erste praktische Erfahrungen sammelte er im Büro von Alvar Aalto in Finnland. Nach vorübergehender Mitarbeit im Büro von Karl Schwanzer, ist er seit 1973 als selbständiger Architekt tätig. Zusammen mit Adolf Krischanitz gewann Neumann den Wettbewerb zur Bebauung der Wiener Donauplatte (Donau-City), es entstanden dort unter anderem der Ares Tower (1999 - 2001) und der Saturn Tower (mit Hans Hollein, 2003/2004). Sein prominentestes Bauwerk ist der 2004 fertig gestellte UNIQA Tower am Wiener Donaukanal (Wien 2). Seit 1999 hat Neumann einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Wien.

Sepp Frank - Sepp Frank (geb. 1942) studierte ab 1960 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1970 promovierte. Im Anschluss daran ging er mit Heinz Neumann eine Bürogemeinschaft ein, in der eine Reihe von Industriegroßprojekten entworfen wurde, wie etwa das Postzentrum Erdberger Lände 36 - 48 (Wien 3, 1980 - 1985). 2006 realisierte Frank mit seinem 1998 gegründeten Büro Architekten Frank & Partner den Gate Tech Tower (Donau-City-Straße, Wien 22). Besondere Verdienste erlangte er durch die Sanierung und Adaptierung historischer Bauten, darunter die Generalsanierungen des Oberen und Unteren Belvederes (Wien 3, 1991 - 1996) und der Dachausbau des Hotels Sacher (Wien 1, 2002 - 2005).

Erich Traxler - Erich Traxler (1943-2000) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Für die Gemeinde Wien war etwa an der Planung der Wohnhausanlage Otto-Probst-Straße 3 in Wien 10 (1984-1987) beteiligt.

Manfred Nehrer - Manfred Nehrer (geb. 1944) studierte an der Technischen Universität Wien, wo er 1967 seinen Abschluss machte. Ab 1972 selbständig, gründete er ein Jahr später mit Reinhard Medek eine Bürogemeinschaft. Manfred Nehrer gilt als Spezialist im Schulbau. Gemeinsam mit seinem Partner plante er seit den 1970er-Jahren zahlreiche Schulbauten in ganz Österreich. Der zudem im Wohnbau tätige Architekt arbeitete auch für die Gemeinde Wien. So war er bei den Planungen des 3. Bauabschnitts der Wohnbebauung am Wienerberg in Wien 10 (Bauteil Neilreichgasse) beteiligt und errichtete die Wohnanlage Thaliastraße 164 in Wien 16. Für sein Schaffenswerk bekam Nehrer 2006 das Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen.

Thomas Reinthaller - Thomas Reinthaller (1926-2007) studierte zunächst ab 1944 Luftfahrtechnik an der Technischen Hochschule Wien, wechselte später jedoch zum Architekturstudium, das er 1953 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Das von ihm mit Franz Requat gegründete Architekturbüro zählte zu den erfolgreichsten in den 1970er- und 80er-Jahren. Zu ihren Projekten in Wien zählen unter anderem das zusammen mit Georg Lippert und Friedrich Grünberger realisierte Hotel und Kurzentrum Oberlaa in Wien 10 (1972-1974), die Überbauung des Franz-Josefs-Bahnhofes in Wien 9 (mit Karl Schwanzer, Harry Glück und Kurt Hlaweniczka, 1975-1985) und der Umbau des 1911 errichteten Getreidespeichers am Handelskai 269 in Wien 2 zu einem Hotel (1986/87).

Fritz Waclawek - Fritz Waclawek (geb. 1942) studierte ab 1960 Architektur an der Technischen Hochschule, wo er 1966 sein Diplom erhielt. Bereits im Jahr nach seinem Abschluss war er Bauleiter am von Adolf Hoch entworfenen Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien 20 (1967-1972). Als selbständiger Architekt widmet sich Waclawek vielseitigen Aufgabenbereichen. So war er an der Entwicklung des städtebaulichen Leitplans für die Wohnbebauung am Schöpfwerk in Wien 12 beteiligt (1974-1980), entwarf aber auch Industriebauten wie etwa für die Fleischereimaschinenhalle Sankt Marx in Wien 3 (Baumgasse 68, 1977). 2000 wurde nach seinen Plänen das erste Passivhaus Wiens (Anzbachgasse 36, Wien 14) fertig gestellt.

Franz Requat - Franz Requat (1922-1999) studierte von 1945 bis 1954 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Sein mit Thomas Reinthaller gegründetes Architekturbüro war in den 1970er- und 80er-Jahren an zahlreichen Großprojekten in ganz Österreich beteiligt. In Wien planten sie etwa das Ambulatorium Süd in Wien 10, Wienerbergstraße 13 (mit Ernst Schiska, 1974/75), und das Wohn- und Bürogebäude IL-Bau in Wien 16, Paltaufgasse 12 (1980-1984). Den Wohnpark Alt-Erlaa in Wien 23, Anton-Baumgartner-Straße (1973-1978), realisierten Requat & Reinthaller in einer Arbeitsgemeinschaft mit Harry Glück und Kurt Hlaweniczka.

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