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Rößlergasse 15

Fakten

Rößlergasse 15

Rößlergasse 15, 1230 Wien

Baujahr: 2002-2004

Wohnungen: 74

Architekt: Michael A. Hein, Christoph Mayrhofer

Weitere Adressen

Elisabeth-Bergner-Weg 6, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Der Bezirk Liesing erstreckt sich heute vom Wienerwald auf beiden Seiten des Liesingbaches bis ins Wiener Becken, wo nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen den alten Ortskernen ausgedehnte neue Wohnsiedlungen (Siedlung Maurerberg, 1956-1963; Wohnpark Alt-Erlaa, 1973-1985; Großwohnanlage "Wienerflur", 1978-1980; WHA Breitenfurter Straße; Stadterweiterungsgebiet "Draschegründe" etc.) entstanden sind und sich seit den 1960er-Jahren zahlreiche Betriebe niedergelassen haben, die Liesing heute zu einem der bedeutendsten Industriegebiete Wiens machen.

Das kommunale Wohnbauvorhaben Rösslergasse als Teil des Stadterweiterungsgebietes "In der Wiesen" wurde 1997 von der MA 24 als EU-weiter Wettbewerb ausgeschrieben. Das Siegerprojekt des Architekten Christoph Mayrhofer zeichnete sich durch seine Ausgewogenheit zwischen preiswertem und ökologischem Bauen sowie planerischen Qualitäten aus. Die Wohnhausanlage sollte 130 Wohnungen (Geschoßwohnungen und Maisonetten) umfassen; der eingereichte Plan von Mayrhofer wurde von Michael Hein etwas verändert umgesetzt.

Die Architektur

Die fünfgeschoßige Wohnhausanlage nahe der U-Bahnstation Alt Erlaa wurde als L-förmige Randverbauung mit zwei großen, würfelförmigen Bauten im Hofbereich errichtet. Der lange Trakt am Elisabeth-Bergner-Weg ist durch aufgesetzte kubische Dachgeschoßbauten überhöht. An seiner vielachsigen Straßenfassade sticht die durchsichtige Struktur der drei Obergeschoße ins Auge. Eine riesige Plexiglaswand mit schachbrettartig verteilten, quadratischen Lochungen erstreckt sich als ästhetischer Schallschutz über die langen Zugangsgalerien zu den Wohnungen. Die beiden Untergeschoße beherbergen Büroflächen des Amtes für Jugend und Familie. Zu dessen Haupteingang führt ein über zwei Treppen und eine Rampe erreichbarer, lang gezogener Zugangsabsatz mit Brüstungsmauer. Darüber erstreckt sich im zweiten Geschoß ein fünfachsiger, kubischer Fenstererker, der auch als Überdachung der Zugangszeile dient. Die Treppe am südlichen Absatzende führt zum Portal des hofseitig belichteten Stiegenhauses mit Lift, das sich vor der zweiachsigen Schmalseite des kurzen Gebäudeflügels befindet und beide Flügel sowie das Dachgeschoß erschließt. Hier endet auch die Glaswand der Fassade.

Am nördlichen Fassadenende befindet sich ein ähnlich gestaltetes Stiegenhaus. Der zugehörige Liftturm ist außen an die Gebäudeschmalseite angebaut und optisch mit dem keilförmigen Baukörper einer Tiefgarageneinfahrt verbunden. Die Straßenfront des Maisonettentraktes an der Rösslergasse ist nach einem kurzen, geschlossenen Fassadenteil im Erdgeschoß zurückversetzt. Hier führt eine zweite Einfahrt in die Tiefgarage. Beiderseits davon geht es über zwei Durchgänge - eine mit Treppe und eine mit Rampe - in den erhöhten Teilbereich des Hofes, der als "Boulevard" bezeichnet wird, da er mit Betonplatten ausgelegt ist und entlang der Rückseite des langen Gebäudeteils wie eine Straße zum nördlichen Ende der Anlage führt. Über dem zurückversetzten Erdgeschoß befinden sich zwei Lagen von Maisonettenwohnungen, die durch vorkragende, hochrechteckige Betonplatten wie in einem Setzkastensystem voneinander getrennt werden. Vor den übereinanderliegenden Fenstern jeder Maisonette ergibt sich dadurch eine Art Koje oder Blumenloggia. Der Vorbau wird von keilförmigen Betonkonsolen gestützt. Bei den hofseitigen Zugangsgalerien zu den Maisonetten sind in regelmäßigen Abständen transparente Platten als Windschutz vor die Geländer gespannt. Auch die Galerieüberdachungen auf dunklen Konsolen sind transparent. Zusammen mit einer gegenläufigen Freitreppe am Westende des Flügels wirkt die Hoffassade funktionell und elegant zugleich.

Zu diesem Eindruck tragen auch die drei dünnen Gitterstreben über den Fenstersohlbänken bei, die an fast allen Fenstern der Anlage angebracht sind. Ausgenommen davon sind die großen Aufgangsfenster der Stiegenhäuser sowie alle Fenster der beiden Untergeschoße der längeren Hoffassade. An dieser hat Michael Hein einige Änderungen vorgenommen. Ursprünglich war der dreigeschoßige, fast über die gesamte Fassadenflucht gezogene Vorbau mit fünf Doppelloggien und dazwischen eingefügten Fensterachsen mit geradliniger Rahmung geplant. Durch einige Asymmetrien hat Hein diesen Komplex aufgelockert: Im nördlichen Teil des Vorbaus wurden die einzelnen Fensterachsen zu hängenden Erkern verstärkt und dazwischen Doppelloggien mit dünneren und dadurch erhöht liegenden Unterböden eingehängt. Damit wird ein schwebender Effekt erzielt. Im südlichen Teil hat der Architekt einen fast quadratischen, kleinen Erker, der in den zwei Untergeschoßen als unverbundenes Gegengewicht zum Vorbau gedacht war, nach oben verlängert und mit dem dritten Geschoß verbunden. Die weiter südwärts konzipierten Loggien im dritten Geschoß wurden in eine mit dem Erker verbundene Fensterreihe umgewandelt und so eine größere Spannung im Fassadenbild erzeugt.

Im Vergleich zu diesen Finessen wirken die beiden fünfgeschoßigen Wohnwürfel, einer gelb und einer grau gestrichen wie der Haupttrakt, eher unkompliziert. Sie wurden mit den Eingängen an den erhöhten Boulevard herangerückt, die dadurch über dem Sockel liegen. Die über dem Bodenniveau befindlichen Eingänge an den Rückseiten sind über Vortreppen erreichbar. Zwischen Maisonettentrakt und gelbem Würfel ist in Höhe des Boulevards ein kleiner Kinderspielplatz angelegt.

Der Name

Die Rößlergasse ist nach Franz Rößler (gest. 1880) benannt, der von 1850 bis 1865 Ortsrichter von Erlaa war.

Architekten

Michael A. Hein - Michael A. Hein (geb. 1949) studierte von 1967 bis 1975 Architektur an der Technischen Universität Wien. 1983 gründete er sein eigenes Büro, mit dem er zahlreiche Wohnhausprojekte und mehrere Schulen und Gewerbebauten realisieren konnte. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken gehören die Volksschule und Kindertagesheim "In der Wiesen" in Wien 23 (2000) und die Wohnhausanlagen Langobardenstraße 44 in Wien 22 (1997-1999) und Romanagasse 27 in Wien 20 (1995).

Christoph Mayrhofer - Christoph Mayrhofer (geb. 1958 in Wien) studierte bis 1986 Architektur an der Technischen Universität Wien. Nach mehreren Praxisjahren bei verschiedenen Architekten eröffnete er 1991 seine eigenes Büro in Wien. Bei der Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben gewann er unter anderem den 1. Preis für die Stadterweiterung Süßenbrunn (1993) und die Neugestaltung des Siebensternplatzes in Wien 7 (1995). Für die Stadt Wien entwarf er gemeinsam mit Michael A. Hein die Wohnhausanlage Rösslergasse 15 in Wien 23 (2002-2004).

Freie Garagenplätze

Art Miete