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Hartlebengasse 1-17

Fakten

Hartlebengasse 1-17

Hartlebengasse 1-17, 1220 Wien

Baujahr: 1961-1963

Wohnungen: 1016

Architekt: Egon Fraundorfer, Ernst Hiesmayr, Gustav Peichl, Raimund Haintz, Rudolf Dinner

Weitere Adressen

Hausgrundweg 48-50, 1220 Wien

Langobardenstraße 51-65, 1220 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 70er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die nördlich der Donau liegende Marchfeldebene ist seit dem 11. Jahrhundert systematisch besiedelt worden. Die Donau mit ihren zahlreichen Seitenarmen und der Auengürtel, die die einzelnen Siedlungen voneinander und von der Stadt trennten, erlauben jedoch keine großflächige Verbauung. Die Voraussetzungen für die bauliche Entwicklung dieses Gebiets wurden erst mit der ab 1870 erfolgten Donauregulierung geschaffen. Durch neue Brücken und Straßen wurden die großen Baulandreserven, die 1904 nach Wien eingemeindet wurden, von der Stadt aus erschlossen. Prägend für die Donaustadt wurde die Verbauung nach dem Prinzip der Restflächenfüllung ohne integrierendes, übergeordnetes Konzept, an dem auch nach dem Zweiten Weltkrieg festgehalten wurde. Die in den 1960er-Jahren auf einer Fläche von 74.000 m² in der Hartlebengasse errichtete Wohnhausanlage beherbergt 1.007 Wohnungen, fünf Ordinationen und zwei Geschäftslokale.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage in der Hartlebengasse umfasst 24 einzelne Gebäude mit insgesamt 83 Stiegen. Die Gebäude präsentieren sich als rechteckig gestaltete Baublöcke. Insgesamt finden sich in der Anlage acht verschiedene Gebäudetypen, die in Gruppen angeordnet sind. Zwischen den Bauten bieten Grünflächen und Baumbestände Erholungs- und Freizeitraum für die Bewohner. Die niedrige Bauweise der Blöcke harmoniert mit den Reihenhäusern, Einfamilienhäusern und Kleingärten der Umgebung. Die Wohnungen verfügen über Balkone und Loggien. Die Hauseingänge befinden sich an der Nordseite der Gebäude, die Wohnzimmer sind ausnahmslos nach Süden ausgerichtet.

... und die Kunst

Zwischen den Wohnblöcken befinden sich ein Brunnen mit der Natursteinplastik "Kindergruppe auf einer Schildkröte und Knabe und Fisch" von Franz Barwig (1964-1966) und eine freistehende Betonwand mit Terrakottaplatten zum Thema "Technische Parolen" von Kurt Moldovan (1960-1965). Zudem werden die Bauten von den beiden Natursteinmosaiken "Ornament" des Künstlers Gustav Hessing (1960-1962) geschmückt.

Der Name

Die Hartlebengasse wurde 1933 nach Otto Erich Hartleben benannt. Hartleben (geb. 3. Juni 1864 in Clausthal, Harz; gest. 11. Februar 1905 in Salò, Gardasee) war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler. Zu Lebzeiten galt er als einer der meistaufgeführten Dramatiker im Umfeld des Naturalismus.

Architekten

Egon Fraundorfer - Egon Fraundorfer (1913-1975) studierte 1936 und 1937 Architektur bei Hans Adolf Vetter an der Wiener Kunstgewerbeschule. Unter anderem war er für die Gemeinde Wien an der Errichtung der Wohnhausanlage Hartlebengasse 1-17 in Wien 22 (1961-1963) beteiligt.

Ernst Hiesmayr - Ernst Hiesmayr (1920-2006) studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Graz. Ab 1948 war er zunächst als selbständiger Architekt in Innsbruck tätig, später in Wien. 1967 promovierte er mit einer Arbeit zur Revitalisierung einfacher Wohn- und Zweckbauten. Von 1968 bis zu seiner Pensionierung 1991 war er Professor an der Technischen Hochschule Wien. Sein prominentestes Bauwerk ist das Fakultätsgebäude "Juridicum" der Universität Wien (Helferstorferstraße 5-9, Wien 1).

Gustav Peichl - Gustav Peichl (geb. 1928) studierte von 1949 bis 1953 an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er die Meisterklasse von Clemens Holzmeister besuchte. Bereits 1955 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro. Bekannt wurde er vor allem mit seinen für den ORF gestalteten Landesstudios. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken zählen die Bundeskunsthalle in Bonn/Deutschland (1985-92) und der Neue Akademiehof (Getreidemarkt 2-4, Wien 1; zusammen mit Roland Rainer). 1997 bis 1999 errichtete er zusammen mit Boris Podrecca und Rudolf F. Weber das höchste Gebäude in Österreich: den Millenium Tower (Handelskai, Wien 20). Bis 1996 war Peichl Professor an der Akademie der bildenden Künste und Leiter der Meisterschule.

Raimund Haintz - Raimund Haintz (geb. 1923) studierte bis 1950 an der Technischen Hochschule Wien. Er war zunächst in verschiedenen Architekturbüros tätig, bevor er sich 1956 als Architekt selbständig machte. Sein Schaffensschwerpunkt lag vor allem im Wohnbau, aber auch Geschäftslokale und Fabriksanlagen gehörten zu seinem Aufgabenbereich. Neben den Wohnhausanlagen Jurekgasse 6 in Wien 15 und Hartlebengasse 1-17 in Wien 22 (Gemeinschaftsarbeit mit anderen Architekten) wurde unter anderem auch eine Ferienappartement-Anlage am Semmering nach seinen Plänen errichtet.

Rudolf Dinner - Rudolf Dinner (geb. 1907) studierte ab 1945 an der Akademie der bildenden Künste bei Erich Boltenstern. Als Architekt entwarf er für die Gemeinde Wien vor allem im Zuge des Wiederaufbaus mehrere Wohnbauten, wie etwa die Wohnhäuser Linzer Straße 374 in Wien 14 (1958-1959) und Khekgasse 41 in Wien 23 (1966/67).