Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Rudolf-Nurejew-Promenade 9

Fakten

Rudolf-Nurejew-Promenade 9

Rudolf-Nurejew-Promenade 9, 1220 Wien

Baujahr: 1996-1998

Wohnungen: 0

Architekt: Harry Seidler, Reinhard Medek, Manfred Nehrer

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Mit der Donauregulierung in den 1870er-Jahren wurde ein großes Überschwemmungsgebiet geschaffen. Dieses große, zum Auffangen der Wassermassen benötigte Areal wurde in den 1980er-Jahren mit dem Bau eines effektiveren Hochwasserschutzes in Form eines Entlastungsgerinnes obsolet. 1994 begann man die Donauuferautobahn entlang der Neuen Donau zu überplatten. Auf dieser nun gewonnenen Fläche parallel zum Marshallhof wurde die Wohnhausanlage "Wohnpark Neue Donau" errichtet. Die Baugenehmigung datiert aus dem Jahr 1996.

Die Architektur

Der Wohnpark Neue Donau besteht aus sieben unterschiedlich großen, zueinander winkelig stehenden Wohnzeilen, einer Gemeinschaftseinrichtung und einem Kindergarten. Die gegen die Neue Donau abgetreppten Häuser sind derart angeordnet, dass alle Bewohner - wie auch die der dahinter liegenden älteren Punkthochhäuser - freie Sicht zum Wasser haben. Das Hauptmotiv der Anlage ist die Wellenform, die sich vor allem bei den Balkonbrüstungen wie auch der Wegführung wiederfindet. Mit Hilfe der schräg zueinander stehenden Häuser und der wellenförmigen Einfassungen der kleinen Vorgärten formt Harry Seidler Platzfolgen, wobei in fast Sittescher Manier immer wieder neue Blickpunkte entstehen. Die Häuserzeilen weisen jeweils eine großflächig verglaste und mit Schattenspendern versehene Fassade auf, an den gegenüberliegenden glatten Fronten wird der Einfluss von Harry Seidlers Lehrer Walter Gropius spürbar.

... und die Kunst

An drei Wohnhäusern der Siedlung "Wohnpark Neue Donau" befindet sich jeweils ein großes Relief aus teilweise goldbeschichteten Aluminiumplatten, deren amorphe Formen Assoziationen an Blätter oder auch Wasser zulassen. Ein viertes Stück dieser Arbeit ziert den benachbarten Harry-Seidler-Tower. Gestaltet wurden diese Werke von der dänischen Designerin Lin Utzon (geb. 1946), Tochter des bekannten Architekten Jørn Utzon, dem Entwerfer der Oper in Sidney.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach der etwa 21 km langen Neuen Donau benannt. Dieser zum Freizeitzentrum gewordene Hochwasserschutz in Form eines Entlastungsgewässers machte das alte Inundationsgebiet obsolet und ermöglichte somit die heutige Verbauung.

Architekten

Harry Seidler - Harry Seidler (1923, Wien - 2006, Sydney) emigrierte 1938 im Alter von 15 Jahren in die USA. 1941-1944 studierte er Architektur - erst bei Hans Albers in Beria, N. C., und danach bei Walter Gropius in Cambridge, Mass. In den Jahren 1946 bis 1948 arbeitete Harry Seidler als Assistent von Marcel Breuer und Oscar Niemeyer. 1948 verlegte er seinen Wohnsitz nach Australien, wo er bereits 1949 sein eigenes Atelier eröffnete. In Australien errichtete er unter anderem Regierungsbauten in Canberra, das 65-stöckige MCL-Centre in Sydney (gemeinsam mit P. L. Nervi, 1972-1975), weiters die australische Botschaft in Paris (1973-1977) sowie in Wien 22 die Wohnhausanlage "Wohnpark Neue Donau" (gemeinsam mit Nehrer + Medek, 1996-1998) samt das daran angrenzende Wohn- und Bürohochhaus ("Seidler-Tower", 2000).

Reinhard Medek - Reinhard Medek (1944-2003) studierte von 1963 bis 1967 an der Technischen Universität Wien. Von 1973 bis zu seinem Tod arbeitete er in einer Bürogemeinschaft mit Manfred Nehrer. Reinhard Medek machte sich vor allem im Schulbau einen Namen und galt als Spezialist in diesem Bereich. Mit seinem Partner plante er zahlreiche Schulbauten in ganz Österreich, die sich durch ihre konzeptionelle Stringenz auszeichnen. Daneben war er für die Gemeinde Wien bei der Errichtung der Wohnbebauung Wienerberggründe in Wien 10 (Bauteil Neilreichgasse) beteiligt und plante auch die Wohnanlage Thaliastraße 164 in Wien 16. Gemeinsam mit Manfred Nehrer erhielt er bei Architekturwettbewerben 18 erste Preise.

Manfred Nehrer - Manfred Nehrer (geb. 1944) studierte an der Technischen Universität Wien, wo er 1967 seinen Abschluss machte. Ab 1972 selbständig, gründete er ein Jahr später mit Reinhard Medek eine Bürogemeinschaft. Manfred Nehrer gilt als Spezialist im Schulbau. Gemeinsam mit seinem Partner plante er seit den 1970er-Jahren zahlreiche Schulbauten in ganz Österreich. Der zudem im Wohnbau tätige Architekt arbeitete auch für die Gemeinde Wien. So war er bei den Planungen des 3. Bauabschnitts der Wohnbebauung am Wienerberg in Wien 10 (Bauteil Neilreichgasse) beteiligt und errichtete die Wohnanlage Thaliastraße 164 in Wien 16. Für sein Schaffenswerk bekam Nehrer 2006 das Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen.