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Dernjacgasse 4

Fakten

Dernjacgasse 4

Dernjacgasse 4, 1230 Wien

Baujahr: 1999-2000

Wohnungen: 47

Architekt: Hans Puchhammer

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Im Jahr 1991 wurde ein Gutachterverfahren für ein unbebautes, von der Perfektastraße, der Dernjacgasse, der Erlaaer Straße und dem Bahndamm der U6 begrenztes Grundstück durchgeführt und in der Folge ein Bebauungsvorschlag für etwa 387 Wohneinheiten und deren Folgeeinrichtungen gemacht. Ein Bauträgerwettbewerb für kostengünstige Projekte wurde 1997 veranstaltet und für das Grundstück B, auf dem die Wohnanlage steht, wurde die MA 24 als Bauträger ausgewählt. Das vorliegende Projekt stellt dabei die Teilanwendung einer vom Architekten Hans Puchhammer durchgeführten Untersuchung über "Kostenoptimierung mehrgeschoßiger, ökologisch sinnvoller Bauten" dar. Seine Absicht war die Umsetzung eines "Wohnbaukastens", der die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten von verschieden großen Wohnungen ermöglichen sollte. Jeder Wohnung wurde dabei ein Freiraum in Form von Terrassen oder Balkonen zugeteilt. Auf dem Flachdach von Stiege 1 wurde eine Solaranlage eingerichtet.

Die Architektur

Die Wohnanlage besteht aus zwei voneinander getrennten Gebäuden. Das kleinere viergeschoßige Wohnhaus mit der Stiege 1 liegt parallel zur Dernjacgasse und schließt im Norden auf eine gleich hohe, langgezogene Wohnhausanlage auf. Es ist unterhalb der drei Balkonachsen zur Dernjacgasse hin partiell durch kubische Terrassenvorbauten abgetreppt. An der rückwärtigen Westfassade führt eine Art Laubengang mit Brüstungsmauer zum Stiegenaufgang und einigen Funktionsräumen. Über dem Laubengang ist die Fassade durch eine französische Fensterachse an der südlichen und eine Loggienachse an der nördlichen Außenkante akzentuiert.

Auf dem begrünten Flachdach mit Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung ist das Maschinenhaus für den Lift als massiger Kubus gestaltet. Eine derartige Dachlösung ist auch bei Stiege 2 und variiert als blechgedecktes Kaltdach bei Stiege 3 des dahinter liegenden, frei stehenden Gebäudes angewendet worden. Dieses hat einen vier- und einen achtgeschoßigen Teil über jeweils quadratischer Grundfläche. Die Stiegenhäuser von Stiege 2 und 3 kommunizieren durch einen Gang im Erdgeschoß, der von der Süd- zur Nordseite des Gebäudes führt, und durch eine Galerie im vierten Geschoß; beide werden durch ein langes, vielsprossiges Fenster im Flachdach erhellt. Eine Tiefgarage mit 48 Stellplätzen, deren Zufahrt an der Dernjacgasse liegt, verbindet unterirdisch beide Wohngebäude miteinander. Auch der Durchgang durch Stiege 1 und weiterführende Wohnwege verbinden die einzelnen Baukörper und Eingänge der Gebäude.

Die Vorgabe, dass jede Wohnung einen Balkon oder eine Terrasse haben sollte, ist auf interessante Weise gelöst. Bei den drei Balkonachsen der Ostfassade sind zwei kubische Terrassenvorbauten pyramidal abgetreppt unterhalb der ausladenden Balkone angeordnet. Die Wohnungen im Erdgeschoß verfügen über ebenerdige Terrassen in den Zwischenräumen der Vorbauten. An der nördlichen Stufenkante sind die Brüstungen der Terrassen jeweils als Eckpfeiler bis zur Höhe der nächsten Stufe hochgezogen und mit opaker Verglasung als Windfang bis zur Mauer zurückgeführt. Das Motiv einseitiger Windfänge akzentuiert auch die darüberliegenden Balkone, die im hohen Gebäudeteil im vierten, sechsten und achten Geschoß angebracht sind, während sie der Architekt an der Nord- und Südseite auf die ungeradzahligen Geschoße verlegt hat. Bei den wiederum drei Balkonachsen an der Westseite sind statt abgetreppter Vorbauten in den drei ersten Obergeschoßen die Balkone dicht übereinander gestaffelt und nur im fünften und siebenten Geschoß an der Außenachse auf die Nordseite verlegt. Die Stiegenaufgangsachsen an der Nord- und Südseite sind durch breitere dreiflügelige Fenster markiert, die in den drei oberen Geschoßen des hohen Baukörpers in einem tiefen Mauerrücksprung liegen. An der viergeschoßigen Südseite sind in dem Mauerrücksprung über dem Eingangsportal drei Loggien eingehängt. Die weiß gestrichenen, plastisch durchgestalteten Bauten mit den gelben Fensterrahmen sind ein weithin sichtbarer Blickfang.

Der Name

Die Dernjacgasse ist seit 1954 nach Josef Dernjac (1851-1920) benannt, einem Kunsthistoriker, der durch sein Buch "Geschichte von Schönbrunn" bekannt wurde.

Architekten

Hans Puchhammer - Hans Puchhammer (geb. 1931 in Wels, OÖ) studierte ab 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Bereits während des Studiums arbeitete er im Atelier von Roland Rainer mit. Von 1956 bis 1980 führte er eine Arbeitsgemeinschaft mit Gunther Wawrik. In dieser Zusammenarbeit konnten unter anderem das Bürohaus Grothusen in Wien 13, Erzbischofgasse 53 (1965-1967), und die Siedlung "Goldtruhe" in Brunn am Gebirge, Petzoldgasse (NÖ, 1965-1969), realisiert werden. Hans Puchhammers Leistungen liegen aber vor allem in seiner denkmalpflegerischen Arbeit. So erfolgte unter seiner Leitung etwa der Umbau samt Erweiterung des Landesmuseums Eisenstadt (Bgld., 1967-1976), die Renovierung des Antikenmuseums Carnuntinum (NÖ, 1988-1991) und die Generalsanierung des Wiener Konzerthauses (1997-1999). Neben seiner selbstständigen Tätigkeit als Architekt war Hans Puchhammer bis 1994 auch als Professor für Hochbau an der TU Wien.

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