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Traviatagasse 12-16

Fakten

Traviatagasse 12-16

Traviatagasse 12-16, 1230 Wien

Baujahr: 1990-1992

Wohnungen: 171

Architekt: Othmar Augustin, Gerd Schlögl

Weitere Adressen

Laziusstraße 4, 1230 Wien

Pfarrgasse 65, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

1938 wurde aus den niederösterreichischen Gemeinden Liesing, Atzgersdorf, Breitenfurt, Erlaa, Inzersdorf, Siebenhirten, Mauer, Rodaun, Kalksburg, Perchtoldsdorf und Vösendorf der 25. Bezirk von "Groß-Wien" gebildet. Nach Kriegsende folgte ein jahrelanges Tauziehen um den definitiven Status des Bezirkes zwischen Wien und Niederösterreich. Die SPÖ setzte sich dabei für den Verbleib aller von den Nationalsozialisten eingemeindeten "Randgemeinden" bei Wien ein. 1954 kam es schließlich zu einem Kompromiss, nach dem die Gemeinden Vösendorf, Perchtoldsdorf, Kaltenleutgeben und Breitenfurt an Niederösterreich zurückfielen. Seine endgültige Form erhielt Liesing schließlich 1956, als die Gemeinden Hadersdorf-Weidlingau wieder dem 14. Bezirk zugeordnet wurden.

Der Bezirk Liesing erstreckt sich heute vom Wienerwald beiderseits des Liesingbaches bis ins Wiener Becken, wo nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen den alten Ortskernen ausgedehnte neue Wohnsiedlungen (Siedlung Maurerberg, 1956-1963; Wohnpark Alt-Erlaa, 1973-1985; Großwohnanlage "Wienerflur", 1978-1980; WHA Breitenfurter Straße; Stadterweiterungsgebiet "Draschegründe" etc.) entstanden sind und sich seit den 1960er-Jahren zahlreiche Betriebe niedergelassen haben, die Liesing heute zu einem der bedeutendsten Industriegebiete Wiens machen.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage mit 21 Stiegen befindet sich auf einem annähernd rechteckigen Grundstück, das durch einen diagonal von Nordwesten nach Südosten angelegten Hauptweg in zwei Dreiecke unterteilt wird. Die L-förmige, viergeschoßige Randbebauung entlang der Traviatagasse und der Pfarrgasse wurde von Othmar Augustin geplant, ebenso wie die drei Reihenhausanlagen mit Mietergärten im Inneren des dreieckigen Areals mit 8, 6 und 4 Hauseinheiten. Gerd Schlögl plante im Osten eine Reihe von vier Punkthäusern entlang der Laziusstraße sowie sechs L-förmige Atriumhäuser auf der verbleibenden Restfläche, von denen 2x2 zu U-förmigen Komplexen zusammengefasst sind. Ihre Höfe sind zum Diagonalweg hin ausgerichtet. Entlang dieses Weges sind im Bereich der Grundstücksmitte auch ein umzäunter Ballspielplatz, ein Kinderspielplatz sowie ein Teich angelegt.

Die straßenseitige Fassadengestaltung der viergeschoßigen Randbebauung imponiert durch reizvolle Eck-, Durchgangs- und Stiegenaufgangslösungen. Über den fünf verdoppelten Stiegeneingängen an der Traviatagasse ragen Loggienerker schräg aus der Wand, deren vorstehende Ecken durch je einen schlanken, weißen Rundpfeiler abgestützt werden. Die Erker reichen bis knapp unter das Kranzgesims und durchbrechen den dazwischen liegenden Stiegenaufgang, der durch Bullaugenfenster belichtet wird. Der flachbogige Attikaaufsatz der Stiegenaufgangswand verklammert die Loggienerker und überbrückt das unterbrochene Kranzgesims. Der Segmentbogen lässt zudem den Effekt einer konvex gebogenen Wand entstehen. In der lang gezogenen Fassade findet sich etwa in der Mitte ein Durchgang mit verdoppelter Durchgangsöffnung. Beiderseits der Ecke Traviatagasse/Pfarrgasse ragt je ein Fenstererker schräg aus der Wand hervor. Die eingeschwungene Gebäudeecke stößt dadurch schiffbugartig nach vorne. Der kürzere Erker an der Pfarrgasse setzt erst nach einem breiteren, geschlossenen Wandfeld an. Beide Erker sind über die beiden obersten Geschoße bis zum Kranzgesims hochgezogen, welches kontinuierlich über die Erker herumgeführt ist. An der Pfarrgasse ist die Wandzone unterhalb der Erker bis zu einem hohen Durchgang zurückversetzt. Dadurch entsteht ein Laubengang, der durch fünf schlanke Betonpfeiler abgestützt wird. Der Durchgang selbst wird im Inneren von acht schlanken, weißen Pfeilern mit grauen Betonmanschetten am oberen Abschluss, die entfernt an Kapitelle erinnern, getragen. Sie reihen sich paarweise immer enger aneinander, sodass zusammen mit den schräg gestellten Durchgangswänden ein perspektivisch übertriebener Längeneindruck der Passage entsteht. Die Wandzone über der Passage bis zum Erkeransatz weist zehn gleichartige, regelmäßige Fensterachsen auf.

Nach zwei weiteren Stiegenhäusern führt am Gebäudeende ein dritter Durchgang mit niedrigen Pfeilern in den Hof. Dort stechen an der Randbebauung entlang der Traviatagasse fünf zweigeschoßige, kubische Vorbauten mit stufig darauf aufgesetzten Balkonterrassen in den beiden darüberliegenden Geschoßen ins Auge. Die obere Terrasse wird durch drei Rundpfeiler abgestützt. Den Abschluss bildet jeweils ein giebeliger Attikaaufsatz über dem Kranzgesims. Entlang der Pfarrgasse verfügen nur die Erdgeschoßwohnungen über abgezäunte Vorgärten und Terrassen. An den drei zweigeschoßigen Reihenhäusern finden sich erneut Rundpfeiler als Gestaltungselemente. An den nördlichen Eingangsseiten unterstützen sie seichte, zweiachsige Erker, die die weit vorgezogene Dachkante des Satteldaches durchstoßen und in einer eingekerbten Giebelmauer enden. Auf der Rückseite laufen sie bis unter das vorkragende Dach und rahmen gleichzeitig die Tür in den Vorgarten sowie das französische Fenster im Obergeschoß darüber.

Die vier viergeschoßigen, würfelförmigen Punkthäuser im Osten stehen relativ nahe beieinander. Sie sind mit pyramidalen Umkehrdächern gedeckt. Je drei Fassaden weisen verschieden hohe und breite, mittige Mauervertiefungen auf, in die französische Fensterachsen mit blau lackierten Brüstungsgittern eingesetzt sind. Sie werden auf diese Weise von den seitlichen Fensterachsen betont abgesetzt. Jeweils an der vierten, hofseitigen Fassade liegt der Eingang mit einem langen, überdachten Zugang. Über dem Torbereich erhebt sich eine verdoppelte Loggienachse mit konvex gebogenen Brüstungsgittern. Der erste Gebäudewürfel ist etwas variiert. In seiner Funktion, um die Süd-Ost-Ecke des Grundstücks zu führen, ist er schräggestellt und öffnet sich mit seinen Doppelloggien zur Traviatagasse hin. Zwischen ihm und der lang gezogenen Randverbauung befindet sich die Einfahrt zur Tiefgarage. Die im Hof hinter den Punkthäusern liegenden Atriumhäuser verfügen ebenfalls über mehrere gedeckte Laubengänge. Sie bestehen aus einem ein- und einem zweigeschoßigen Trakt mit weit vorgezogenen Pultdächern. Auffällig ist der lang gezogene, mit zahlreichen Fenstern ausgestattete Zubau an der Außenfassade des zweigeschoßigen Teils, der das Stiegenhaus beherbergt.

Die variationsreiche Gesamtanlage wird durch ihre unterschiedlichen Gebäudetypen den verschiedenen Anspruchsniveaus des städtischen Wohnens gerecht. Zwei benachbarte Kindertagesheime, die auch von den umgebenden Gemeindegroßanlagen genutzt werden, tragen wesentlich zur guten Infrastruktur bei.

Der Name

Die Traviatagasse ist seit 1960 nach der Oper "La Traviata" von Giuseppe Verdi benannt.

Architekten

Othmar Augustin - Othmar Augustin (geb. 1923) studierte nach geleistetem Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg an der Technischen Universität Wien. Schon während des Studiums arbeitete er im Atelier von Franz Sturm mit. Im Anschluss war er in einem Statikerbüro tätig und führte auch Überprüfungen für den Wiederaufbaufonds durch. Als selbständiger Architekt widmete sich Othmar Augustin vor allem dem Wohn- und Schulbau und erstellte diverse Ortsplanungen. Unter anderem war er an der Verbauung der Draschegründe in Wien 23 und des Eisenstadtplatzes in Wien 10 beteiligt. Seit 1995 ist Othmar Augustin in Pension.

Gerd Schlögl - Gerd Schlögl (geb. 1940 in Innsbruck) studierte zunächst von 1959 bis 1962 an der Hochschule für Welthandel und Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien, bevor er ebenda sein Architekturstudium begann, das er 1969 abschloss. Bis 1973 arbeitete er im Büro von Roland Rainer und danach drei Jahre lang bei Bruno Echerer. 1976 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro, mit dem er vor allem Wohnbauten, wie etwa das Gemeindewohnhaus Hanreitergasse 3 in Wien 21 (mit Othmar Augustin), entwarf. Auch die Volkshochschule mit Bezirksmuseum auf dem Gelände der Dritten Zentralberufsschule (Längenfeldgasse 13-15 in Wien 12) und die Ganztagsvolksschule Svetelskystraße 4 in Wien 11 wurden neben zahlreichen anderen Schulprojekten von Gerd Schlögl geplant.

Freie Garagenplätze

Art Miete