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Karl-Tornay-Gasse 37-43

Fakten

Karl-Tornay-Gasse 37-43

Karl-Tornay-Gasse 37-43, 1230 Wien

Baujahr: 1978-1980

Wohnungen: 822

Architekt: Klara Hautmann-Kiss, Friedrich Rollwagen, Rupert Falkner, Rudolf Hautmann

Weitere Adressen

Akaziengasse 44-50, 1230 Wien

Basler Gasse 50-66, 1230 Wien

Wohnen in Wien

Zwischen 1978 und 1981 wurde zur Wohnungsverbesserung in Wien insgesamt ein Darlehensvolumen für über 48.000 Wohnungen zugesichert. 39 Wohnanlagen wurden fertig saniert, an weiteren 86 mit einem Kostenaufwand von 52 Mio. Euro gearbeitet. Zusätzlich wurden über 6.000 neue Wohnungen fertig gestellt. Die Architektur wandelte sich - dank des technischen Fortschritts in der Plattenbauweise - vom Zeilenbau hin zu flexibler gestalteten Anlagen mit individuellem Charakter und mieterfreundlichen Grundrissen. Gleichzeitig verstärkte sich das Mietermitspracherecht und serviceorientierte Wohnungsberatungszentren wurden etabliert.

Geschichte

Mit 824 Wohnungen ist die Siedlung Wiener Flur die größte kommunale Wohnhausanlage in der ehemaligen Ortschaft Siebenhirten im 23. Bezirk. Sie liegt in unmittelbarer Nähe der Endstation U6 Siebenhirten. Die Wohnanlage, ursprünglich geplant von Architekt Rupert Falkner für einen ausgeschriebenen Wettbewerb im Jahr 1970, den er gewann, wurde jedoch in den Jahren 1978 bis 1980 von den Architekten Rudolf Hautmann und Klara Hautmann sowie Friedrich Rollwagen mit der Projektbau Bauträger G.m.b.H. (SPÖ) völlig umgeplant und realisiert. Die Wohnanlage ist unterteilt in Genossenschaftswohnungen in den Blöcken A, B und C, die von der Sozialbau AG verwaltet werden, und in Gemeindewohnungen mit den Blöcken D, E, F und G. Sie umfassen zusammen 1355 Wohnungen. Neben den Gemeinschaftseinrichtungen wie Hobbyräumen, Saunaanlagen, Sportplätzen und Kinderspielplätzen sowie Schwimmbad und Bibliothek sind 2 Ladenzeilen mit 14 Geschäftslokalen, 3 Kindergärten und zwei Volksschulen sowie der Stützpunkt des Vereins "Rettet das Kind" (Streetwork) Bestandteil der Anlage. Es gibt 728 Plätze für PKW in den Tiefgaragen und über 800 Stellplätze auf den umliegenden Parkplätzen in der Porschestraße, Karl-Tornay-Gasse und Akaziengasse. Mit der U6 und mehreren Buslinien ist auch eine gute öffentliche Verkehrsanbindung gegeben.

Die Architektur

An der Karl-Tornay-Gasse sind auf einem quadratischen Grundstück sieben annähernd U-förmige Wohnblöcke regelmäßig um einen großen zentralen Grünraum angeordnet, der durch Anhöhen und Senken, Rast- und Spielplätze sehr ansprechend gestaltet ist. An der Ecke Basler Gasse/Akaziengasse befinden sich eine Schule und ein Kindertagesheim. Die Wohnblöcke an den Längsseiten sind achtgeschoßig, jene in den Grundstücksecken haben nur sieben Geschoße. Alle Innenhöfe sind auf die Grundstücksmitte hin ausgerichtet. Die hofseitigen Eingänge werden durch mittig in den Straßenfassaden liegende Durchgänge erschlossen. Das auffälligste optische Signal der Gesamtanlage ist die wie eine Ziehharmonika gefaltete Außenhaut. Ausgenommen von der gezackten Bewegung ist nur der gerade, tief liegende Fassadenteil über den Durchgängen der Blöcke. Von den straßenseitigen Gebäudeecken aus ergibt sich der Eindruck einer dichten Folge von leicht schräg nach hinten gestaffelten Risaliten, wobei jede zweite Risalitkante durch Eckloggien in allen Geschoßen geöffnet ist. Große, halbrunde Pflanzschalen aus Beton akzentuieren die Brüstungsecken der Loggien. Bei allen Blöcken ist das Dachgeschoß zu Gunsten einer durchlaufenden Terrasse zurückgesetzt. Die Außenhaut ist aus rechteckigen hellgrauen Sichtbetonplatten zusammengesetzt. Das in sie eingeritzte Liniengefüge vernetzt die Fensteröffnungen und illusioniert eine plastische Durchgestaltung der Wandfläche.

... und die Kunst

An den Wegen im zentralen Grünraum sind drei farbige Metallskulpturen aufgestellt. Die Skulptur "Sonnenbogen" spannt sich als blassgrüner Halbbogen über den Weg. Zwei sich scherenartig überschneidende Eisenbögen beiderseits eines Weges sind mit "Tagraumbrücke" betitelt. Beide Skulpturen wurden von Robert Stieg geschaffen. Eine dritte Skulptur heißt "Nordtor" von Peter Braunsteiner. Zwei gespreizte dreikantige Stützen in Hellblau verjüngen und vereinigen sich nach oben hin und knicken zu einer leicht horizontalen Spitze um. Im Bereich des Zusammenlaufes der Stützen sind auf dünnen Stangen wetterfahnenartig abstrahierte Tierfiguren angebracht, die wie im kalten Nordwind erstarrt scheinen. Nicht weit davon steht eine Eisenplastik "Im Park Teil vom Ganzen" von Gert Linke (1983). Sie zeigt eine Bank mit Familie. Die verfremdete Skulpturengruppe legt die Assoziation zu den ironischen und surrealen Dingzusammenstellungen der Dadaisten und Surrealisten nahe. Auf einer Anhöhe sind in der Wiese die Steinskulpturen von 3 verspielten Jungbären verstreut angeordnet. Sie sind von Josef Hladik.

Der Name

Die Karl-Tornay-Gasse ist zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Karl Tornay (1839 bis 1893) benannt worden. Er war Kaufmann und von 1885 bis 1888 Bürgermeister von Siebenhirten.

Architekten

Klara Hautmann-Kiss - Klara Hautmann-Kiss (1920-2000) studierte zunächst bei Emil Pirchan an der Akademie der bildenden Künste Wien das Fach Bühnenbild und ebendort später auch Architektur bei Roland Rainer (Diplom 1962). Als selbständige Architektin war sie vor allem gemeinsam mit ihrem Ehemann Rudolf Hautmann tätig. Zusammen mit ihm plante sie neben mehreren großen Wohnparks unter anderem das Gemeindewohnhaus Liniengasse 27 in Wien 6 (1986-1988) und das früh realisierte eigene Wohnhaus Sonnenweg 79 in Wien 14 (1961), das nach wie vor große Beachtung findet. 1980 promovierte Klara Hautmann-Kiss an der TU Graz mit dem Thema "Wohnparks und ihre bauliche Gestaltung" zum Dr. techn.

Friedrich Rollwagen - Friedrich Rollwagen (1922-2005) schloss sein Architekturstudium 1946 mit der 2. Staatsprüfung an der Technischen Hochschule Wien ab. 1952 erlangte er die Ziviltechnikerbefugnis und war in der Folge, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Architekt, Bauanwalt der Evangelischen Kirche in Österreich (bis 1988). Für diese realisierte er in ganz Österreich zahlreiche Kirchengebäude, wie etwa auch die Auferstehungskirche samt Gemeindezentrum in Wien 7, Lindengasse 44 (mit Henry Lutz, 1959-1962). Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlage Plenergasse 12-14 in Wien 18 (1954-1956) und zusammen mit Hanns Miedel jun. den Stefan-Achatz-Hof in Wien 11, Kaiser-Ebersdorfer Straße 332 (1957-1959). Zudem war Friedrich Rollwagen Präsident der Ingenieurskammer für Wien, NÖ und Burgenland (ca. 1970-1980) und Präsident des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen Österreichs (ca. 1980-1990). Auf seine Initiative hin wurde für die ursprünglich als rein technokratisches Projekt konzipierte Donauinsel ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.

Rupert Falkner - Rupert Falkner wurde 1930 in Wien geboren, wo er noch heute als freischaffender Architekt tätig ist. Nach dem Besuch der Meisterklasse von Prof. Clemens Holzmeister an der Akademie der Bildenden Künste in Wien widmete er sich vielseitigen Projekten im kommunalen Wohnbau, unter anderem dem Thema "familiengerechtes Wohnen" sowie der Entwicklung spezieller Wohnformen für Kinder und ältere Menschen. Auch bei der Planung der Wohnhausanlage Hetzendorfer Straße 100-104 standen diese Themen im Vordergrund.

Rudolf Hautmann - Rudolf Hautmann (geb. 1935 in Wien) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Hochschule für angewandte Kunst bei Franz Schuster. Gemeinsam mit seiner Frau Klara Hautmann-Kiss entwarf er mehrere bedeutende Wohnprojekte, wie etwa die Wohnhausanlage Wiener Flur in Wien 23, Porschestraße 13-23 (1.400 Wohnungen, gem. mit Friedrich Rollwagen, 1978-1980) und die Flachbausiedlung Paul-Heyse-Gasse in Wien 11 (gem. mit Ernst Plojhar, 1960-1962). Rudolf Hautmann, der sich auch wissenschaftlich mit der Architektur des "Roten Wien" beschäftigte, publizierte unter anderem gemeinsam mit seinem Bruder Hans Hautmann 1984 "Die Gemeindebauten des Roten Wien". 2005 zog er sich auf die Philippinen zurück.

Freie Garagenplätze

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